Was du nicht weißt, bringt dich um

September 6th, 2005

Die Informationsflut: versinken oder auf den Wellen reiten?

Das Bild von der Flut war in der unbewussten Vorstellungswelt der Privilegierten zwei Jahrhunderte lang zumeist das Bild des Versinkens geheiligter Sitten und der Überflutung der Institutionen durch aufmüpfige und marginalisierte Menschenmassen, die Unterstützung und Mitspracherecht verlangten; versinnbildlicht in der „roten Flut“(1), der „Gelben Gefahr“, den tierähnlichen Kollektivisten bei Ayn Rand(2) oder den lebenden Toten in den Zombiefilmen.(3)

Wie verhält es sich nun mit der heute viel beschworenen „Informationsflut“, die uns in Gestalt von überlaufenden Mailboxen und dauerklingelnden Telefonen viel näher erscheint? Die Schweizer Psychologin Regula D. Schräder-Naef gibt als Motivation für ihr Informations-Selbsthilfebuch(4) an, „dass wir zwar in Informationen waten, aber nach Wissen dürsten’. Ein nicht abreißender Strom von Nachrichten, Informationen, Mitteilungen stürzt auf uns alle ein, viel mehr, als wir jemals aufnehmen können; trotzdem fehlt uns in den wichtigen Fragen der Überblick.“

Sie empfiehlt dann schon ohne Verwendung weiterer Wassermetaphern bessere Kenntnisse über „Quellen und ihre Bewertung, Suchwege und technische Hilfsmittel“ und beklagt: “Wir ‘naschen’ zur Unterhaltung Informationen, die überall zu haben sind, und verderben uns damit den Appetit für die wirklich wichtigen.“ Auch wenn sich ihrer Meinung nach in Gruppen Kompetenz bündelt, spricht sie dennoch von einer „trügerischen Sicherheit“ und kommt zu dem trockenen Schluss: „Unabhängiges, kritisches Denken ist auch eine Frage des Selbstvertrauens.“

Wer vermag schon, im Alltag auf die most frequently asked questions gelassen zu antworten? Etwa: „Nein, ich habe deine Mail nicht gelesen und die vorherigen ebenfalls nicht.“ Oder: „Ich habe mich vorab nicht informiert und würde trotzdem gern hier einkaufen dürfen.“ Oder auch: „Wenn du mir sagst, dass ich den Beleg für deine Meinung ‚irgendwo im Netz’ finde, betrachte ich deine Meinung als unbelegt.“

Die Informationsaufnahme bekommt im heutigen Wertesystem vor anderen Tätigkeiten Vorrang – und das bis zur völligen Blockade der Handlungsfähigkeit. Was auf der individuellen Ebene etwa zu Fernseh- oder Internetsucht führen kann, droht genauso komplexeren Strukturen. Regierungen und Armeen können sich in der Lage des Tausendfüßlers wieder finden, der nicht mehr vorankommt, als er sich darüber Gedanken macht, welches Bein er wann vor welches setzen muss.

Im Spiegel 20/2005 sprach Wissenschaftsautor Malcolm Gladwell über ein Manöver der US-Army vor dem Irak-Krieg: „Die eigenen Streitkräfte verfügten über ein neuartiges Informationssystem, das pausenlos riesige Datenmengen über die Streitkräfte des Feindes, seine Wirtschaft und die Gesellschaft sammelte, um auf dieser Grundlage den Angriff zu steuern. Dennoch versenkte der Despot, gemimt von einem erfahrenen Vietnam-Veteranen, mit einem Überraschungsangriff fast die gesamte US-Flotte.“ Gladwells Erklärung: „Sie sind in der Datenflut schier versunken und haben einen entscheidenden Hinweis übersehen. Weil sie das gegnerische Radar und seine Funkkommunikation gestört hatten, nahmen sie an, der Feind sei gar nicht in der Lage zu einem Gegenangriff. Doch der nutzte Motorradkuriere zur Kommunikation und kleine Küstenboote, um die Position der Flotte auszuspionieren. Es kommt eben nicht auf die Menge der Informationen an, sondern darauf, die richtigen zu haben.“

Optimierung und Vereinfachung

Wie ist es zu diesem „Informationsfetischismus“, wie Gladwell ihn nennt, gekommen? Um zu verstehen, wie die Bereiche Information und Kommunikation spätestens in den letzten drei Jahrzehnten zum größten Arbeitgeber und Akkumulationsmotor der Welt geworden sind, erscheint es sinnvoll, die Entwicklung des Kapitalismus zu betrachten und in ihr zwei Optimierungsphasen zu definieren. Ich werde dabei unter anderem der von Rolf Lindner in seinem Buch „Das Gefühl von Freiheit und Abenteuer“(5) entworfenen Werbungstheorie folgen.

Ein dynamischer Aspekt des Kapitalverhältnisses besteht in dem Zwang, zur Steigerung des Profits die Umlaufzeit des Kapitals zu verkürzen, damit in gleicher Zeit mehr Umläufe und damit höhere Erträge erzielt werden können. Das geschah bis ins 18. Jahrhundert in den beiden Hälften der Kapitalzirkulation, also der Produktionssphäre und der Zirkulationssphäre, annährend gleichmäßig unter Zuhilfenahme neuer Erfindungen und weiter entwickelter Institutionen.

Das 19. Jahrhundert erlebte dann eine Verlagerung in die Produktion, die noch bis ins 20. Jahrhundert hineinreichte. Durch Mechanisierung und Automatisierung wurde der notwenige Aufwand an menschlicher Arbeitskraft zur Beschleunigung der Zirkulation erheblich minimiert. Ich nenne dies die erste Optimierungsphase, da nun für immer mehr Menschen absehbar wurde, dass bald nur noch ein infitesimaler Einsatz von Arbeit nötig sein würde, welcher dann kaum noch die Fabrikdisziplin und die dazugehörige Ethik rechtfertigen könnte. Die Kommunisten, sofern sie sich vom Arbeitsfetisch zu lösen vermochten, nutzten diese Entwicklung für den Entwurf einer Gesellschaft, in der nur noch in geringstem Ausmaß gearbeitet werden müsste.

Auch wenn die meisten revolutionären Arbeiter weit davon entfernt waren, diesen nahezu arbeitsfreien Zustand einzufordern oder herbeiführen zu wollen, zeigten ihre Aufstände den herrschenden Strukturen dennoch an, dass es fortan darum gehen müsste, zur Aufrechterhaltung der Ordnung Menschen – wie es recht unverblümt hieß und heißt – zu „beschäftigen“. Gleichzeitig wurde die Umlaufgeschwindigkeit des Kapitals nunmehr vorwiegend in der Zirkulationssphäre erhöht, also dort, wo die Profite durch den Verkauf des Erzeugten realisiert werden.

Um die erforderliche Zeit für diesen Vorgang zu verkürzen, wurde einerseits der Massenkonsum propagiert, andererseits standen Kommunikations- und Verkehrsmittel nunmehr im Zentrum der technischen Entwicklung. Von den Autos und Radios der zwanziger und dreißiger Jahre über Fernseher und Großrechner der Nachkriegszeit bis zur Entwicklung von PC, Internet und Mobilkommunikation gehörten nun die wichtigsten wirtschaftlichen Triebmittel in den Bereich der Beschleunigung der Zirkulationssphäre.

Wie schnell sich dadurch die Proportionen verschoben haben, fällt am Beispiel eines der wohl beharrlichsten Antimarxisten, Konrad Löw, auf, der in den siebziger Jahren die Unmöglichkeit einer zentralen wirtschaftlichen Planung an dem Umstand verdeutlichen wollte, dass 30000 der damals leistungsstärksten Großrechner nötig seien, um allein den sowjetischen Planungsbedarf eines Jahres zu ermitteln. Die gleiche Rechenleistung findet sich heute in jedem handelsüblichen PC.

So wie die Arbeiterbewegung durch die Erziehung immer besserer Produzenten die eigene Überwindung provozierte, wies auch die Werbung als Zurichtungsanstalt der Konsumenten durch die Propagierung immer schnelleren, preiswerteren und unmittelbareren Konsums über sich hinaus. Die Tauschbörsennutzer der Jahrtausendwende waren in diesem Geist erzogene, besonders gute Konsumenten, die das Ende der zweiten Optimierungsphase antizipierten, indem sie sich mit verschwindend geringem Aufwand in kürzester Zeit und fast kostenfrei mit Musikstücken und Filmen versorgten.

Mit der gegenwärtig nahenden globalen Wirklichkeit von quasi optimaler Produktion und quasi optimalem Konsum könnte die Aufhebung des Kapitalverhältnisses in greifbare Nähe gerückt sein – nun da es endlich wirklich leistet, was es immer versprochen hat. Indes scheitert eine solch erfreuliche Lösung nicht zuletzt an den quicklebendigen Begleiterscheinungen der geschilderten Optimierungsvorgänge in Gestalt ideologischer Rückstände.

Die Religion der Arbeit, wie Gewerkschaften und Sozialdemokraten sie verkünden, sieht in der Überwindung des Lohnarbeitsverhältnisses den unmoralischen Vorgang der Enteignung des Menschen von seinem Emanzipationsmittel. Einer ihrer typischen politischer Rahmen, das nationale Kollektiv, kennt keine größere Bedrohung als den autonomen Produzenten. Außerdem haben sich im Bereich der Konsumtion Glaubenssysteme gebildet, die mit ihren Vereinfachungen angesichts des Informationsüberflusses willkommen sind und die – neben anderen Faktoren – einer informationellen Selbstbestimmung im Wege stehen.

Als Ersatzreligion fungiert dabei die Werbung, und als politischer Überbau tritt die oft antisemitische Verschwörungstheorie auf. Beide bieten eine Auswahl aus dem jeweils nicht mehr überschaubaren Angebot und reduzieren so die relevante Informationsmenge für den Einzelnen beträchtlich. Gleichzeitig verstärken sie ihre simplen Botschaften bis zum Stadium der Allgegenwart und zeigen sich einfallsreich im Aufspüren immer neuer Informations-Transportmittel, wie an kommerziellen und ideologischen Spam-Mails zu sehen ist. Die Werbung übernimmt die Zurichtung zum Konsumenten – wie auch zum Produzenten -, dem der Kauf weniger Waren aus den Tausenden verfügbaren offensiv und überall nahe gelegt wird. Sie suggeriert einen unmittelbaren Tausch, der sich direkt in den stimulierten Sinnen abspielt.
Die Verschwörungstheorie, deren enorme politische Reichweite im 20. Jahrhundert von etwa von Daniel Pipes beschrieben wurde(6), erzählt die Zeitgeschichte als griffigen Plot mit realen Elementen, mit Unglaubwürdigem als Würze, mit Opfern, Helden, Verführern und einem historischen Spannungsbogen. Das Schwarzweiß ist in diese Erzählung schon eingebaut. In „Schrift und Differenz“schrieb Jacques Derrida: „Die Entgegensetzung steht in einem systematischen Zusammenhang mit der Reduktion“.(7) Die Verschwörungstheorie suggeriert auf diese Weise eine unmittelbare Politik, in der es zugeht, als würden nur eine Handvoll Menschen auf der Erde agieren.
Wenn diese Erzählungen nicht zu einer Ersatzhandlung gegen vermeintlich Schuldige animieren, sorgen sie meist für eine Art Erbauung. Leser von Werken eines bestimmten Glaubenssystems finden die wichtigsten Motive wieder und behalten den Eindruck, die Welt noch zu verstehen. Es gehört zu den Stilmitteln wirksamer verschwörungstheoretischer Texte, zunächst ein unübersehbares Chaos zu schildern, um es dann auf die gewohnten, wenigen Faktoren oder noch eher Personen und Gruppen zurückzuführen.

Vor diesen Vereinfachungen kapitulierte zum Beispiel die Hip-Hop-Kultur, in der trotz der Möglichkeiten, komplexe Inhalte zu transportieren, nur wenige inhaltslastige Acts eine Rolle spielen. Stattdessen dominieren die selbstgerechten „Disser“, die von „Wir“ und „Ihr“ reden und jene persönlich beschimpfen, die ihnen nicht so verwertbar erscheinen, wie sie selbst sein wollen.

Im solcherart vergifteten Diskurs, in dem Desinformation zahlenmäßig überlegen ist, scheitert die Idee sozialer Umwälzung schon an der mangelnden Verbürgtheit der auslösenden Nachrichten und der ebenso mangelnden Zeit, deren materieller Gegenwert jedem klar bekannt ist. Weltweit rechnen Innenminister den Demonstranten vor, was der Arbeitsausfall durch ihren Protest kostet. Die tatsächlich ausbrechenden Revolten in der Welt reagieren wiederum regelmäßig auf nichtige oder völlig überinterpretierte Vorfälle.

Segmentierung und Missachtung

Die Lösung des Dilemmas der „Informationsflut“, also der Unfähigkeit, mit dem Informationsüberangebot selbst bestimmt umgehen zu können, ist eng mit dem Dilemma der tendenziell überflüssigen Arbeitskraft verknüpft. Denn die Optimierungsphasen haben trotz ihres ähnlichen Resultates für die Beschleunigung der Zirkulation entgegen gesetzte Auswirkungen auf Produzenten und Konsumenten. Die Möglichkeit optimaler Produktion im Sinne der obigen Darstellung verkürzte die Arbeitszeit. Die so erzeugte Freizeit, mit der die Arbeitsgewöhnten gar nicht umgehen konnten und die sie mit Ersatzhandlungen ausfüllten, ging schnell wieder verloren. Die Möglichkeit optimalen Konsums verlangte eine praktisch unbegrenzte Aufmerksamkeit, da ab sofort jede Information zu jeder Zeit eine enorme Relevanz besitzen konnte.

Um attraktives variables Kapital zu sein oder um „clever einzukaufen“, kann man im Grunde nie genug Informationen haben. Die Folge ist eine nicht begrenzbare, Schlaf raubende Daueraktivität außerhalb der Arbeit, aber ebenso auf Seiten des Kapitals, wo die Investitionsmöglichkeiten so zahlreich geworden sind, dass sie nicht mehr überschaut werden können. Hier wie da werden Unmengen von Zeit verwendet, um alles Wichtige zu wissen – was selbstverständlich nicht mehr geht.

Der zu mehr Vorkenntnissen ermahnte Lehrling wird sich denken: „Ich müsste mir mehr Zeit nehmen, heißt es, um mehr Informationen aufnehmen zu können. Aber woher? Jeder gibt den „Zeitklau“ weiter, den er wiederum Dritten vorwirft. Man möchte ihn auslagern, indem man sagt: Das müssen Sie selbst wissen, da müssen Sie sich mal vorher informieren. Aber die Zeit ist nicht da, bei einem selbst nicht und ebenso wenig bei den anderen. Wenn ich im Fernsehen einen Videoclip von 50 Cent sehe, stellt er dort nicht nur mit seinen Autos, Nutten und seinem Pool Luxus zur Schau, sondern auch mit den Zeitlupenaufnahmen.“

Der data overflow ist vielleicht nirgendwo so sichtbar wie im Wissenschaftsbetrieb, was Schräder-Naef mit folgenden Beispielen illustriert: „Vor hundert Jahren konnte ein Arzt nach abgeschlossenem Staatsexamen praktisch alle neuen medizinischen Kenntnisse erwerben, wenn er täglich eine Stunde Fachliteratur las. Liest ein Arzt heute ebenfalls im Mittel eine Stunde pro Tag und vier Arbeiten pro Stunde, so schafft er gerade ein Promille der weltweit erscheinenden medizinischen Fachliteratur. Eine Chemikerin, die sich auf dem jeweils neuesten Wissensstand ihres Berufes halten wollte, müsste 530000 Laborberichte, Doktorarbeiten und Fachzeitschriftenartikel lesen, die jedes Jahr neu erscheinen.“

Die Folge besteht in einer fortschreitenden Segmentierung des Wissens und der Fachbereiche sowie einer Verdrängung des Nicht-Kategorisierbaren. Grundlegende Änderungen in den Prämissen sind vor diesem Hintergrund immer schwieriger, sogar der schmerzhafte Paradigmenwechsel kann sich nur noch in einzelnen Instituten abspielen. Oft bleibt er völlig aus und die überholte Theorie koexistiert mit der revidierten im selben akademischen Betrieb.

Tritt nun von außen jemand hinzu, der auf der Suche nach einer von einem Kundigen als relevant eingestuften Information ist, die er zu seinem eigenen Wissen machen könnte, muss er diesen Kundigen zunächst ausfindig machen und dazu den Meta-Kundigen fragen. Beide haben Fachleute und Informationen nach Verwendung des richtigen Jargons, nach Bestätigung des angeblich ideologiefreien Weltbildes und nach möglichst vollständiger Widerspruchsfreiheit ausgewählt. Das Überraschende, Ungeklärte oder Strittige wird auf diese Weise nicht etwa stigmatisiert oder bekämpft, sondern ganz einfach zu Tode ignoriert. So wie jemand, der sich der Verwertungslogik verweigert, lediglich seine Kreditwürdigkeit ruiniert, erwartet den Nichtüberzeugten im Regelfall die Missachtung.

Dennoch erscheint es unumgänglich, den Anspruch auf universale Gelehrsamkeit oder Informiertheit aufzugeben. Mit der Möglichkeit, jederzeit und überall an Informationen gelangen zu können, ändert sich die Rolle des Menschen in der Kommunikation grundlegend. Wir haben uns von den so leicht verfügbaren Informationen täuschen lassen und dachten, dass die größte Menge ungefilterter Information uns schlauer machen würde. Aber ein Hinrichtungsvideo erklärt die Lage im Irak nicht.

Wenn die eigene Aufmerksamkeit bis an ihre Grenze oder darüber hinaus von der Informationsaufnahme beansprucht wird, für ihre bloße Abspeicherung die Träume zur Verfügung gestellt werden müssen, die überreizten Nerven dann mit allerlei Genussmitteln beruhigt werden – was nicht selten zum völligen Verlust der Informationen führt -, ist schlicht keine Kapazität für die Verdauung, fürs Bedenken und für die Distanz übrig.

Bis zur Einführung des Telegraphen im 19. Jahrhundert musste nach nötigen Informationen aktiv und umständlich gesucht werden. Das neue Gerät zur Datenfernübertragung kehrte die Situation um, wie es etwa der Informationsökologe Neil Postman schildert. Ungefragte Neuigkeiten kamen über den Ticker und beeinflussten Entscheidungen und Meinungen. Die Ungewissheit über den Inhalt der hereinströmenden Information machte eine beständige Aufmerksamkeit nötig, die wiederum ein nicht abreißendes gesellschaftliches Gespräch initiierte.

Ein Ausnahmezustand entstand, in dem der Einzelne jederzeit von weit entfernten Vorgängen betroffen werden konnte, die er nicht verstand. Der Imperativ, permanent auf derartige Einbrüche einer unkontrollierbaren Außenwelt gefasst sein zu müssen, wie er bei Kafka zum Leitmotiv wurde oder in Solschenyzins Darstellung der Verhaftung abgebildet ist(8), schlug sich im Massenbewusstsein nieder und stutzte die gerade erst zu politischem Bewusstsein und individuellen Ansprüchen ermutigten Menschen des 20. Jahrhunderts zu ängstlichen Paranoikern zurecht, die beständig darauf bedacht sein mussten, keine Fehler zu machen und eine möglichst hohe Kompetenz zu simulieren.

Diese Atmosphäre des „Nobody moves, nobody gets hurt“ sorgte praktisch für einen reibungsloseren Durchgang von Propaganda und Lernstoff durch den geistigen Apparat und brachte umfassend informierte Ahnungslose hervor, denen Zeit und Fähigkeit genommen war, zu wissen und zu verstehen. Dummheit bedeutet demnach nicht, zu wenige Informationen konsumiert zu haben, sondern sie nicht verdaut zu haben.

Vom Hunger zur Übersättigung

Bevor es zur informationellen Überschwemmung kam, regierte noch vor etwa 600 Jahren der Informationshunger im deprivierten Mittelalter. Als die beweglichen Lettern im 15. Jahrhundert den Vorgang der Buchherstellung automatisierten, waren Tausende von Kopisten in ihrer Existenz bedroht. Noch unmittelbar vor Gutenbergs Erfindung hatte die Menge der Handschriften beträchtlich zugenommen, um die wachsende Informationsnachfrage einer wachsenden Bevölkerung, besonders des entstehenden Bürgertums zu bedienen.

Das billige neue Medium Papier hatte eine weit über die Klöster hinausreichende schreibende Zunft stimuliert, der es hauptsächlich um die Vervielfältigung gegangen war. Das Unikat, das eine Handschrift zuvor dargestellt hatte, war in den vorgefertigten Massenprodukten nur noch an den zum Schluss hinzugefügten Illuminationen erkennbar, einfachen Verzierungen, die dem Käufer vermitteln sollten, nichts Beliebiges erworben zu haben.

In nur wenigen Jahrzehnten vermochte es der Buchdruck, die Tätigkeit des Kopisten nahezu überflüssig zu machen. Gerade der angeschwollene Berufsstand der Massenschreiber kam gegen die automatische Konkurrenz auch bei allen Versuchen, sich selbst als Arbeitskraft billiger zu verkaufen, nicht an. Die meisten freigesetzten Schreiblinge wurden selbst Drucker oder illuminierten Drucke, manche verdingten sich als Stadtschreiber. Einige besannen sich darauf, was ihre Erzeugnisse einst von den nunmehr im Überfluss vorhandenen gedruckten Büchern unterschieden hatte. Wie die Untersuchung von Wolfgang Augustyn zur „Gleichzeitigkeit von Handschrift und Buchdruck in Deutschland“ zeigt, boten sie Handschriften als „repräsentative Sonderform“ an, die „individuell auf einzelne Personen bezogen“ war „wie Stammbücher, Alba amicorum u. ä., oder die nur für einen eingeschränkten Benutzerkreis angefertigt wurden wie Fechtbücher.“(9) Außerdem setzten sie Übergangslösungen durch, die ihnen die Zeit gaben, ihre Produktion umzustellen. Anders als heute galten die Forderungen der bedrohten Schreiber nicht als obszön.

Letztlich blieb die Handschrift erhalten – als bis in die Gegenwart an den Schulen gelehrtes Mittel zur Textaneignung. Während die rein manuelle Fertigung von Texten also ihre Funktion als Vervielfältigungstechnik eingebüßt hatte, blieb sie auf der individuellen Ebene gerade zur Erschließung der maschinell hergestellten Schriftstücke wichtig. Mind Maps und Notizen werden auch heute nur selten gedruckt.

Wozu dieser Ausflug in eine vergangene Informationsrevolution? Wir stehen derzeit vor einer noch tiefer greifenden Umwälzung: nicht nur ist der Vorgang des mechanischen Vervielfältigens durch Fotokopierer und den heimischen Tintenstrahldrucker noch einfacher und billiger geworden, die Verbreitung von Informationen selbst ist hauptsächlich Angelegenheit von Apparaturen und Netzwerken.

Die prekäre Lage der Intelligenz, die sich nicht selten umsonst feilbieten muss, um wenigstens nachzuweisen, dass es sie noch gibt, geht einher mit einer allgemeinen Unfähigkeit, nein zu sagen, seine Ansprüche zu artikulieren und seine Grenzen zu setzen. Die hinausposaunte Botschaft der Open-Source-Gemeinde, die bisher bezahlte geistige Tätigkeit jetzt entgeltlos zu machen, erscheint hauptsächlich als Ausdruck von Selbstverleugnung. In offensichtlichem Gegensatz zu den rebellierenden Schreibern des 15. Jahrhunderts glauben Initiativen wie zum Beispiel Oekonux, die Warenproduktion überwinden zu können, indem sie einseitig den Klassenkampf aufkündigen. Damit machen sie jedoch nur ihre Arbeit billig – beziehungsweise die Arbeit vieler anderer. Auch Aktivisten der Datenfreiheit zahlen Miete, da sie ihrem Vermieter kaum erklären können, dass sie in der Wohnung nur ein Volontariat machen.

Es wäre lediglich ehrlich zu erklären, dass es für Lesungen zumeist kein Geld gibt, dass die jahrelange Wartung von Rechnern unter Freunden als Gefälligkeit gilt, dass den meisten nur der Weg ins Freiberuflertum oder – natürlich unbezahlte – Praktika offen steht. Dass diese Situation als gewollt verklärt und quasi als ethische Norm verankert wird, ist in aller Regel dem Umstand zu verdanken, dass die Wortführer der entsprechenden Kampagnen auf andere Weise Geld verdienen und aus dieser Position heraus oft überhaupt Gehör finden.

Der Schrägstrich

Die vakanten Arbeitsstellen liegen also längst nicht mehr im Bereich der simplen Vermehrung der Informationen. Um sich der Bedrohung durch die Maschinen und Programme zu entziehen, bleibt innerhalb des Kapitalismus nur die Besinnung auf die menschlichen Kernkompetenzen übrig, die bislang noch keinem Gerät beigebracht werden konnten.

Worin diese bestehen, ist im Laufe des 20. Jahrhunderts ein immer wichtigeres Thema in der Wissenschaft geworden. Wie der Beobachter über die Quantenmechanik seinen Weg in die Gleichungen fand, wurde die Wechselwirkung zwischen Forschung und Ergebnis auch in der empirischen Sozialforschung und den Neurowissenschaften zu einem Schwerpunktthema. Von Mechanisten und Technokraten als verflixte Variable beschimpft, wurde die spezifisch menschliche Wertung von Empirikern als höchst fruchtbares qualitatives Werkzeug begrüßt. Sie entdeckten damit gleichfalls die menschliche Kompetenz im automatisierten Wissenschaftsbetrieb wieder.

In dieser Tradition plädierte der verstorbene Hackerphilosoph Wau Holland für eine Unterscheidung zwischen der Informationseinheit „Bit“ und der Wissenseinheit „Deut“. Er bezeichnete das Internet als „allwissende Müllhalde“ und warb für die Idee, die in der Schule vermittelten Grundtechniken des Lesens, Schreibens und Rechnens um das Finden und Filtern von Informationen zu erweitern: „Das Wichtigste am Prinzip von Input/Output ist für uns der Schrägstrich.“

Was die Schreiber in der Zeit des aufkommenden Buchdrucks die ganze Zeit über schon getan hatten – sich die Texte beim Schreiben aneignen und verinnerlichen -, das gaben sie schließlich als Kulturtechnik weiter. Was Journalisten und Intellektuelle die ganze Zeit schon gemacht haben, nämlich die Informationen auszuwerten und zu kommentieren, das können sie weiter tun. Wer beispielsweise das Magazin konkret als „100 Prozent Meinung“ abqualifiziert, beschreibt ja den zentralen Wert eines derartigen Heftes. „Fakten, Fakten, Fakten!“ ist die Anmaßung oder eben die Bankrotterklärung.

Bereits sichtbare Konsequenzen aus solchen Überlegungen finden sich im Internet. Das Projekt der Online-Enzyklopädie Wikipedia legt einen Schwerpunkt auf die Kritik und Diskussion der Inhalte. Manche Einträge bestehen zum größten Teil nicht aus der simplen Darstellung von Fakten, wie es bei Nachschlagewerken zumeist der Fall ist, sondern aus der in ihrer Entstehung zurückverfolgbaren Auseinandersetzung von Machern und Nutzern. Dabei werden in wachsendem Maße Wissensgebiete erschlossen, die bei einer simplen Auswahl nach der Verbürgtheit und Relevanz nicht berücksichtigt worden wären. Da es prinzipiell keine Platzprobleme gibt und der Prozesscharakter jedem offenbar ist, scheint sich diese Entwicklung noch fortsetzen zu können.

Eine ganz andere Idee auf einem anderen Level ist die der Betreiber von pickings.de, die mit ihrer Internet-Presseschau keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit oder die Erfassung aller gerade wichtigen Themen legen, sondern Texte hauptsächlich nach ihrer Lesbarkeit und der Qualität ihrer Gedankengänge auswählen. Auf dem Weg zum Nutzer gehen die Inhalte hier also durch ein doppeltes qualitatives Verfahren, besonders Gebrauchswertiges gelangt durch den Bewertungsfilter der Redaktion auf die Seite.

Wenn das bloße Zugänglichmachen von Information weitgehend automatisiert abläuft und das Problem eher in der Aufnahmefähigkeit des Menschen liegt, wird es ebenfalls wichtiger, das Lernen zu lernen beziehungsweise zu lehren. Den Abfüllmethoden des industriellen Schulbetriebs mangelt es bisher an Metakonzepten zum Lernen selbst, die das Pauken und Glauben überwinden können. Dazu gehört zum Beispiel das Milieulernen, sich also in einer Umgebung aufzuhalten, die über das gewünschte Wissen bereits verfügt.

Ebenso interessant sind Methoden, die über die übliche Weiterbildungsauffassung hinwegkommen, also nicht nur sequentiell eine Wahrheit durch die nächste ersetzen, sondern das Spektrum des für wahrscheinlich Gehaltenen erweitern. Hier sei an Gramscis Konzeption des organischen Intellektuellen erinnert, die bei allem Pathos im Kern die wichtige Forderung enthielt, „wirklich mehr zu wissen, nicht nur so zu tun, als wisse man mehr“ und die gleichsam als Kritik an der zur Mustererkennung verkommenden Gesellschaftskritik entstanden war, die „so oft bloßes Wiedererkennen [ist], die Produktion von etwas, das wir schon gewusst haben!“ (10)

So wie Psychotherapeuten im Kopf aufräumen, wenn man es selbst nicht mehr schafft, und die Putzfrau die Wohnung saubermacht, wenn man nicht dazu kommt, lässt man möglicherweise schon bald Fachleute an die eigenen Daten heran, um sie aufzuräumen. Sie liegen in digitaler und auch recht handgreiflicher Form überall herum, können von Kundigen aussortiert, überspielt und geordnet werden. Die Putzfrau kann zwar sauber machen, muss aber doch immer um die Zettelberge herumsaugen, die nichts anderes sind als eine papierne Auslagerungsdatei. Mit dem Unterschied, dass eine 20 Gigabyte große Festplatte, wenn sie voll ist, sehr leicht durch eine größere ersetzt werden kann, während es erheblich aufwendiger ist, 20 weitere Quadratmeter anzumieten, wenn das Zimmer überquillt.
Es können also Notizen und Fotos gescannt, Musik und Filme gerippt sowie Redundantes ausgemistet werden. Diese Auslagerung spart Zeit und schafft Arbeit, kehrt also Nebenwirkungen der beschriebenen Optimierung gewissermaßen um. Gleichzeitig bietet eine geordnete Festplatte weitere Vorteile. Der freiwerdende Platz kann für vernetztes Rechnen freigegeben werden, was zum Beispiel für die Klimaforschung weiterhin höchst nützlich ist. Die kombinierte Rechenleistung der über den Globus verteilten privaten Rechner ist erheblich höher als die jedes Rechenzentrums, und das Klima ist weiterhin kaum verstanden. Außerdem können Daten auf verschiedenen Computern, wenn sie erst einmal geordnet sind, zu einer allgemeinen Bibliothek zusammengeschaltet werden, wie das in Tauschbörsen ja schon geschieht.

Eine etwas proletarischere Beschäftigung betrifft die Entsorgung des sozusagen realen Mülls, der bei diesen Sortiervorgängen anfällt. Denn bisher herrscht hier der blanke Schrecken. Veraltete Technik oder nicht mehr gebrauchte Datenträger werden zunächst von entwickelteren Ländern an weniger entwickelte weitergereicht, bis sie dann zusammen mit dem Geräteschrott auf den berüchtigten Halden in Afrika landen, wo totale Freelancer unter Lebensgefahr in Schwaden giftiger Gase vermeintlich Wertvolles herauslöten.

Keine Maschine werden

Die aktuell empfehlenswerteste Strategie besteht also darin, sich nicht dem Zeitgeist zu beugen, der gern den Kampf gegen die übermächtige Kontrolltechnik, gegen die Datenflut und die unüberschaubaren Verhältnisse aufgeben oder wegdelegieren möchte. In diesem Verhalten kommt die archaische Angst vor den eigenen Fähigkeiten zum Ausdruck, das Abgeben der Verantwortung an einen Sündenbock, eine üble Verschwörung, das Schicksal oder einen Gott, was praktisch immer reales Beherrschtwerden zur Folge hat.

Es kann aber weder darum gehen, die Technik abzuschaffen, noch darum, sich von ihr unterwerfen lassen. Denn Herrschaft muss keineswegs menschlich bleiben. Szenarien, wie sie überspitzt in Filmen wie „Terminator“ oder „Matrix“ gezeigt wurden, sind leider gar nicht so unwahrscheinlich. Wir sollten aufhören, solche Erzählungen hauptsächlich als Science Fiction zu betrachten und den Kampf gegen die „Halbleiterentitäten“ (John C. Lilly) aufnehmen.

Der Wiederaufstieg der Intellektuellen und Informationsproduzenten zu variablem Kapital könnte damit einsetzen, dass sie sich von der Zielsetzung abwenden, Menschen der Technik anzunähern. Die Maschinen haben Aufgaben übernommen, die aus endloser, zuverlässiger Wiederholung bestehen. Mit ihnen konkurrieren zu wollen, heißt, ihnen ähnlich werden zu wollen, sich selbst aus dem Blickwinkel der Verwertbarkeit zu beurteilen – was einer der größten Fehler der Arbeiterklasse des 19. Jahrhunderts gewesen ist und sich später etwa in Aufrufen wie dem der ungarischen Räterepublik spiegelte: „Zeigt der Welt, was Proletarierdisziplin ist!“ (11)

Um sich vor der drohenden Überflüssigkeit zu retten, erzogen sich die Arbeiter in religiösem und ideologischem Kampf gegen ihre Menschlichkeit dazu, wie die Maschinen willenlos immer wieder dieselben Handgriffe auf Befehl auszuführen, bis die eigentlich ausgeführte Handlung so austauschbar geworden war, dass sie genauso im Vernichtungskrieg und im Vernichtungslager stattfinden konnte. Günther Anders beschrieb die Schizophrenie des KZ-Aufsehers, der auf dem Lagergelände wohnte und sich nach getaner Arbeit dem Familienleben widmete, als die Schizophrenie des Facharbeiters, der es gewohnt ist, seine Tätigkeit nicht mehr als eigenverantwortliches Handeln aufzufassen, sobald er es in einem größeren Zusammenhang als gerechtfertigt ansieht.

Hatten sich nach dem Zweiten Weltkrieg zumindest in einigen Gesellschaften Tendenzen bemerkbar gemacht, dieses Maschinendasein zu überwinden, tritt nun der neue Maßstab in Gestalt der Informationstechnik neben den quantitativ hoffnungslos unterlegenen Menschen. Er kann nicht rund um die Uhr aufmerksam sein, kann nicht augenblicklich Kontinente überbrücken und kann nicht diese enormen Datenmengen bewegen und statistisch analysieren. Was der Mensch kann, ist genau das, was die Maschine nicht vermag. Die menschlichen Fähigkeiten, die sich als Resultat der Lösung vom natürlichen Kollektiv erst in historisch jüngster Zeit individuell auszuprägen begonnen haben, liegen im Abwechslungsreichen, Überraschenden, Durchdachten, das Zeit braucht.

Zeit ist die knappe Ressource der Informationswirtschaft, nicht die Information. Die kann mit digitaler Technik beliebig häufig kopiert werden, während der Aufwand für die Auswertung enorm zunimmt. Auch wenn die Aufnahmefähigkeit der Rezipienten immer weiter steigt, besteht die notwendige Aufgabe angesichts der Datenflut dennoch in der Auswertung sowie im Verwerfen von Unmengen redundanter und überflüssiger Daten.
Diese wertenden Tätigkeiten sind das spezifisch Menschliche, das von den Maschinen nicht geleistet wird und in absehbarer Zukunft nicht geleistet werden kann. Eine Strategie zur Aufwertung der – angesichts ihrer Bedeutung für die Gegenwart paradox marginalisierten – geistigen Produktion bestünde demnach nicht so sehr im allseits beschrittenen Weg der Anpassung an Technik und Verwertbarkeit, sondern im Beharren auf dem menschlichen-qualitativen Möglichkeiten von starker Empirie und tiefer Analyse einerseits und dem politischen Vertreten der eigenen Ansprüche andererseits.

(gekürzt erschienen in der Jungle World 32/2005)

Quellen und Anmerkungen

Der Titel geht auf einen Witz von Woody Allen in seinem Film “Anything Else” zurück.

(1) vgl. Klaus Theweleit: Männerphantasien, München 2000, S. 236ff.
(2) vgl. Ayn Rand: We The Living, New York 1996
(3) vgl. meinen Artikel “Sie sind unter uns
(4) Regula D. Schraeder-Naef: Was ist wissenswert?, München 1993
(5) Rolf Lindner: Das Gefühl von Freiheit und Abenteuer“, Frankfurt/Main 1978
(6) Daniel Pipes: Verschwörung, München 1998.
(7) Jacques Derrida: Schrift und Differenz, Frankfurt/Main 1976, S. 426
(8) Alexander Solschenizyn: Archipel Gulag, Reinbek 1988
(9) Wolfgang Augustin: Zur Gleichzeitigkeit von Handschrift und Buchdruck in Deutschland, in: Die Gleichzeitigkeit von Handschrift und Buchdruck, Wiesbaden 2003, S. 45
(10) Stuart Hall: Cultural Studies, Hamburg 2000, S. 41
(11) Karl Kreubig: Die Entstehung der Räterepublik Ungarn, Verlag “Der Arbeiter-Rat” Berlin 1919, S. 8

3 Responses to “Was du nicht weißt, bringt dich um”

  1. classless Kulla » Blog Archive » Kriegskasse für den Copy War? Says:

    […] von Oona, etwas ausgemalt: Wäre das zeitgemäße Äquivalent zur Streikkasse für die sich optimierende Zirkulationssphäre nicht eigentlich ein Topf, aus dem alle, die in ihn einzahlen, die Strafen für […]

  2. beeblebrox Says:

    Wenn Ideen wie die der Produktions- und Zirkulationssphäre jemals eine reale Entsprechung hatten (wovon ich nicht ausgehe), haben sie sie doch spätestens in dem Moment verloren, in dem nicht mehr zwischen Produzent und Konsument unterschieden werden kann.
    Die Börse ermöglicht jedem Arbeiter über Aktien zum Produzenten zu werden, im Internet frönt man dem “cult of the amateur”, indem man Belanglosigkeiten auf Video festhält und per youtube mit dem Rest der Welt teilt oder einen blogeintrag erst liest und dann kommentiert.

    Ich finde es beachtlich, dass du offenbar keinen Widerspruch zwischen der Sentenz “niemand regiert die Welt” und der Ansicht, die herrschenden Klassen hätten die wissenschaftliche Entwicklung selektiv gelenkt, siehst. Schließlich macht das die “herrschenden Klassen” nicht nur zu einer mächtigen Macht, sie operieren offenbar auch konspirativ, denn die Abfolge der technischen Neuerungen, insbesondere der der Informationstechnologie, kann recht einleuchtend auch ohne eine solche Macht im Hintergrund nachvollzogen werden.

    Ein weiterer für mich absolut nicht nachvollziehbarer Punkt ist, dass sich durch die Steigerung der Produktivität die Arbeitszeit verringern sollte. Der unmittelbarste Effekt ist ersteinmal eine Steigerung des Wohlstands bei Beibehaltung der Arbeitsgewohnheiten, die wie du richtig festhältst das Fundament der bürgerlichen Gesellschaften waren und sind.

    Auch hinkt der Vergleich zwischen Programmieren, die ihren Quelltext offenlegen und den vom Druck bedrohten Schreibern gewaltig. Denn: Schreiber und Drucker beschränkten sich auf das \emph{Kopieren} bereits bestehender Werke, das Kopieren digital verfügbarer Information ist quasi umsonst. Sie vervielfältigten Informationen, Programmierer schaffen sie. Und genau wie du Rechenkraft spendest, spenden sie ihr Wissen – und bekommen dafür auch nicht zuletzt Erfahrung zurück.

  3. classless Kulla » Blog Archive » Flattered by money? Says:

    […] Was diese Juden da wieder machen Flattered by money? June 3rd, 2010 Irgendwo zwischen den ökonomischen Überflüssigkeitsängsten der “Content-Produzenten” und Tim Pritloves “Kostenloskultur, my ass! Ich habe […]

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