Weltraumkommunismus
April 12th, 2007(Daniel Kulla)
vs.
Raumpilot Ijon Tichy
(Oona Leganovic)
moderiert von Heinrich Dubel
c-base, c-vision,
Rungestr. 20
12.4.07, 20 Uhr
Aus dem Intro:
Janeway: Es ist schon besser, hier oben zu sitzen statt im Keller, und es ist schön, daß es nur dezent beleuchtet ist. Nach zwei Wochen im Dunkeln ist es erforderlich, sich langsam umzugewöhnen. Da war die Umgewöhnung vorher abrupter: eben noch auf der Brücke des Raumschiffs Voyager, plötzlich in einem kleinen, finsteren Loch.
Tichy: So sie hat gejammert ganze Zeit! “Eben noch unendliche Weiten, jetzt enges Verlies.” Und: “Eben noch unbegrenzte Ressourcen, jetzt gar keine.” Ich bloß gesagt: “Geht mir doch genauso. Eben noch Weltraumkommunismus auf Sofa in Rakete, dann ich stecke in enges Kabuff mit Anführerin von freies Weltraum.” Dann wir haben erörtert, was ist Kommunismus.
Janeway: Und zumindest in diesem Punkt herrschte Einigkeit. Ob man es wie Tichy Kommunismus nennt, wie es ja auch vor der Auswanderung ins All auf der Erde genannt wurde, oder allgemeine Emanzipation – das Prinzip ist das gleiche.
Tichy: Trotzdem hat nicht aufgehört zu jammern. Also hab ich gekuckt mit Lötkolben, ob ich kann machen Holo-Emitter mobil damit können gehen raus aus Keller.
Janeway: “Hab ich gekuckt mit Lötkolben” – an dieser Stelle fiel mir auf, daß ein gewisser unverantwortlicher Umgang mit Technik zur Weltanschauung des Herrn Tichy gehört. Obwohl es vollkommen aussichtslos war, mit seinem primitiven Werkzeug eine solche technische Verbesserung vorzunehmen, redete er auf mich ein, ich möge ihn nicht mit Vorschriften behelligen.
Tichy: Und, hat etwa nicht geklappt? Jetzt wir sind nicht mehr in Keller, sondern in schöne große Raum mit Beleuchtung.
Janeway: Weil man unsere Emitter hier oben installiert hat. Bezeichnenderweise haben Sie, Herr Tichy, sich auch nur an meinem Emitter zu schaffen gemacht.
Vom Schluß:
Tichy: Sind nicht nur Menschen Trottel. Können nicht nur Menschen aus Erfahrung nichts lernen. Die Bewohner Dychthoniens, die besuchte ich auf meiner 21. Reise, trotz Raumfahrt ertrinken in ihre bekloppte Vernunft. Hilft nur Erkenntnis zur Selbsthilfe. Fremdes Beeinflussung ist Problem. Leary sagt, du musst Plan haben, denn wenn du hast keinen Plan, wirst du Teil von Plan von jemand anderem. Und kann auch kommen ganz anders. Solange Menschen blöd, nix Raumfahrt, wenn Menschen endlich schlau, dann Erde schön und vielleicht auch nix Raumfahrt, denn ist keine Notwendigkeit mehr.
So und so, Menschen müssen machen Kommunismus, denn ohne Kommunismus alle lachen uns aus. Müssen Angelegenheiten von Mensch regeln nach Mensch, nicht nach Wert und auch nicht nach technisch optimiertes Mensch. Kommunismus heißt auch: Menschen weniger schreiend blöd.Janeway: Lassen Sie mich hinzufügen: Vollendung und Ausweitung der Emanzipation. Bessere Menschen werden nicht nach göttlichem Gebot. Konflikte so friedlich wie möglich lösen. (Was durch das Mitführen von Photonentorpedos erleichtert werden kann.) Menschen die Möglichkeit geben, sich einem unendlichen Raum angemessen zu entfalten.
Hä? Tichy? Lem? Voyager? Janeway? Dubel?
(Hier sind das Skript, die Slides (PDF, 1 MB) und das ganze Intro (ooImpress, zip, 25 MB) von der 2. Aufführung aufm Camp)
April 13th, 2007 at 11:08
War ein schöner Abend!
April 13th, 2007 at 11:27
ah, mal wieder kulla vs. leganovic – das etwas andere politkabarett. gibt’s mitschnitte?
April 13th, 2007 at 11:43
Es wurde mitgeschnitten – sobald ich was habe, werd ich’s bloggen.
Ansonsten wird es auch eine Neuauflage auf dem Chaos Communication Camp Anfang August geben.
(Politkabarett finde ich aber gemein!)
April 16th, 2007 at 11:01
what? ich hab gedacht 18.4.! scheisse.
April 16th, 2007 at 11:09
Pscha, vermeiert. Dann mußte aufs Camp kommen zu den zotteligen Nerds.
November 8th, 2007 at 20:03
Nicht erst Revolution und dann Kommunismus.
Erst Kommunismus. Dann Weltraum. Dann Revolution.
February 21st, 2009 at 23:47
[…] schließlich geht es ja um eine demokratische Abstimmung – höchstpolitisch. Denn jeder weiß: Weltraumkommunismus ist nicht nein nein nicht der Kommunismus, sondern […]