25 ways to make it to my baby’s door

August 7th, 2003

Alles soweit abgetippt, dabei in der ganzen Länge, wie sich ein importierter Westprof über den Osten äußert:

Pfitzmann: “Ich habe die TU mitbekommen und das, was hier zwischen 92 und 96 passiert ist, war viel spannender als alles, was in der Bundesrepublik geschah. In der DDR war die Uni in erster Linie eine Stätte der Lehre und erst in zweiter Linie eine Stätte der Forschung. Das ist in der alten BRD von der Selbstwahrnehmung her völlig umgekehrt. Was wäre die Uni schön, wenn es keine Studenten gäbe. In der DDR war der Mittelbau respektiert. Wer in der BRD eine Zeitstelle im Mittelbau hatte, wußte, daß er nur weiterkommt, wenn er in die Forschung kam.”
“Frage des Gesellschaftssystems?”
Pfitzmann: “Es nähert sich an. In den Köpfen ist noch eine andere Haltung, vor fünf Jahren noch stärker. Hier läuft jetzt auch viel über die Forschung, weil klar ist, daß wir Drittmittelprojekte nur über die Forschung finanzieren können. Die Verantwortung, die unterschiedlicher Statusgruppen an der Uni haben, ist nach wie vor gleichmäßiger verteilt. Formell ist es natürlich auch so, daß die Hochschullehrer in allen entscheidenden Fragen die Mehrheit haben, aber das, was faktisch an Mitverantwortung von Mittelbau und Studierenden kommt und wie das auch anerkannt wird, ist völlig anders. Wir würden hier keine Studienreform machen, der die Studenten nicht zustimmen.
Die einzelnen Studenten sind erscheinen ähnlich. Aber wenn Sie fünf Studenten aus dem Westen in ein Team bringen, dann beschäftigen die sich erstmal eine ganze Zeit mit ihren eigenen Imageproblemen und damit, wer Teamleiter wird. Während fünf junge Menschen, die in der DDR großgeworden sind, fangen mit dem produktiven Arbeiten an. Es bildet sich dann irgendwann heraus, wer der Teamleiter ist und die Gruppe nach außen vertritt.”
“Wau war begeistert vom Osten.”
Pfitzmann: “Der CCC hat gesagt, wir gehen kreativ mit Technik um. Für Leute, die eine DDR-Sozialisation haben, ist das absolut zum Gähnen, das ist selbstverständlich. Es gibt nicht für alles Ersatzteile, es gibt keinen geregelten Weg; daß man sich selbst hilft und bastelt, ist völlig normal. Insofern hat die DDR-Sozialisation eine Reihe von Eigenschaften, die der CCC versuchte zu propagieren. Wenn ihn die Leute in der DDR gelassen hätten, hätte er ein sehr produktives Mitglied von robotron werden können. Wenn irgendein Bürokrat sich von ihm provoziert gefühlt hätte, wäre er in die Opposition gedrängt worden.”

Angesichts der Hitze darf ich vor allem den Fernseher nicht anmachen, weil mir lauter Figuren erklären, warum ich bloß lieber die Beine hochlegen sollte. Es besteht kein Zweifel: der Westen hätte es mit dem Gejammer auf jeden Fall nie geschafft, die Mauer zu bauen – mitten im Sommer.

Als wenigstens 50%iger Reichianer mache ich mir natürlich Gedanken über Desertifikation und ihre Ursachen.
Version 1: Die Christennummer. Wir haben in den Savannen die Herden grasen lassen und dann nahm alles mit Brandrodung, Zersiedlung und Schiffbau seinen Lauf. Dafür hat uns Gott aus dem Paradies geworfen, wir sind schuld, daß es so scheiße aussieht und dürfen jetzt dem Planeten dabei zusehen, wie er zum Mars wird.
Version 2: Die DeMeoNummer. Die Wüstenbildung in ihrer abartigen Geschwindigkeit ist Zeichen einer aus dem Gleis laufenden Entwicklung, an die sich biologisch kein Lebewesen so schnell anpassen kann. Das ist uns vorbehalten, da wir lernfähig sind und unser Nervensystem in hohem Maße Erweiterungspotential besitzt. Wir sind also nicht das Krebsgeschwür des Planeten, weil wir uns so rasant vermehren, sondern das Notfallprogramm, das sich so schnell hochfährt. Wenn wir noch beizeiten auf den Trichter kommen, können wir alles wieder ins Lot bringen, wie bei den Puhdys (“Vorn ist das Licht”): “Wenn wir es wollen, ändert der Fluß sein Bett und erhält das Land, wenn wir wollen, grüne Bäume auf dürrem Wüstensand. Hört, hört, hört das Lied der Erde von Freude singen.” Allerdings sind wir die Feuerwehr, deren eigenes Haus brennt und die zumindest schon Kenny an die Flammen verloren hat: “Wenn wirs nicht hindern, bleibt der Fluß plötzlich stehn und verschlickt der Strand, kann’s geschehen, daß die Wüste frißt das Land. Hört, hört, hört das Lied der Erde von Kämpfen singen.”
Version 3: Die Carl-Sagan-Nummer. Alles Zufall. Die Evolution tobt, mal eine Eiszeit da, mal eine kambrische Revolution dort, mal ein 300 Jahre währender Sturm auf dem Jupiter sowieso. Ich bin ein Betriebsunfall, du bist ein Betriebsunfall, wir sind ein Betriebsunfall.

Anyway, ich mach mich an den Entwurf der Löhrbach-Szene und hoffe, daß mein Mailer nicht wieder Mails kreuzverschickt.

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