Fuckparade
August 7th, 2005Über den Jungle-World-Titel diese Woche hatte ich mich geärgert, weil der Verwendung von “Team America”-Optik eine gebrochenere Schlagzeile als “Fuck the Terror!” angemessen gewesen wäre. Als ich dann heute nachmittag an den immerhin sieben Parade-Wagen vorbeilief, hatte ich angesichts des omnipräsenten Schriftzuges TERROR überall dennoch ständig genau jene Schlagzeile im Kopf. “Terror über alles”, “Terrorist”, ein Bild eines Zapatisten mit “Liberty or death – Terror”, Palituch kombiniert mit “Heavy Bombing – Outline Squad” – insgesamt kokettierten sicher mehr als hundert der etwas mehr als 1000 Teilnehmer mit Anschlägen aller Art.
Ich weiß, daß das “eben halt so ist bei den Gabba-Leuten”, wie die Standardauskunft lautet – aber warum eigentlich? Warum ist neben dem offiziellen Demoanliegen – der Verteidigung von Freiräumen für die eigene Subkultur – das Bekenntnis zum Terror die einzige wirklich auffällige Botschaft? Wie klingt bei diesem Erscheinungsbild die bei der Auftaktkundgebung ausgegebene Parole “Tanzende sind keine Terroristen?”
Korrekterweise wurde der Angriff der tschechischen Polizei auf ein Technofest (Czechtek) verurteilt. Unverständlicherweise wurde sich darum bemüht, Wolfgang Thierse zu einem diesbezüglichen Statement auf die Parade zu locken. Ekligerweise griff sich dann eine Bündnisgrüne das Mikro, nachdem nach einem “deutschen Politiker mit Rückgrat” verlangt worden war. Unverständlicherweise wurde auch im Demoaufruf unter dem Abschnitt “Keine Party ist illegal!” jede Solidarisierung mit oder auch nur der Verweis auf die Partysituation in anderen Ländern unterlassen.
Und die Mucke? Ein dummer Indiewagen am Start (tatsächlich spielten sie “London Calling” und lauter alte Scheiße), eine Bühne überwiegend mit Punk, ein okayer Drum’n’Bass-Wagen, einer mit Noise und dann drei mit erfreulichem Gekloppe, aber mit der höchsten Dichte an Terror-Fans. Keine Überraschungen, aber ein bißchen Anlaß zum Bangen und Hopsen.
(Nachtrag zur Afterparadeparty im Köpi: Es gibt einen Punkt, an dem ich sagen muß, die Musik ist stärker als ich.)
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