Erst freshe New School, dann total Oll School

February 18th, 2007

Ein kurzer Sommer der Liebe. Wegen der Hegemonie von Gedächtnisbelohnungsbeschallung meide ich mittlerweile meist Antifa-Partys, aber endlich mal Koljah & Tai Phun zu sehen, die ich immer wieder verpaßt habe, war ein guter Grund, gestern ins Kato zu gehen. Und zumindest der Teil ging völlig klar.

Der Gig war schnell und knackig, die Songs waren kurz und auf den Punkt, so daß ich lediglich zwei verwackelte Bilder gemacht habe.

Koljah & Tai Phun mit NMZS

Ich genoß die Selbstverständlichkeit, mit der sich fast jeder Diss auf die deutsche Mehrheitsgesellschaft und sie repräsentierende Rapper bezog; mit der die eigene Nerdigkeit zelebriert und ein gewisser Bildungsstandard vorausgesetzt wurde; mit der diverse identitäre HipHop-Features abgewatscht wurden. Wundervoll, mehr davon! Die versprochenen Veröffentlichungen (l’avantgarde-Album) lassen hoffentlich wirklich nicht lange auf sich warten.

Danach war Soundclash, drei DJ-Teams buhlten nacheinander um die Gunst des Publikums (während nebendran netter, aber recht ermüdender D’n’B lief). Als erstes machten sich No Pop No Style mit Lady Sovereign und allerlei Kulturimperialismus beliebt, so daß sie gegen die endlosen anderthalb Stunden Reggae, Funk und Raggaton am Ende auch den Clash gewannen und den Rest des Abends weiter auflegen durften. Allerdings wurde es jetzt blöderweise klassisch Antifa-Party, die Umsetzung des Gedankenfehlers, Musik würde in der Flasche reifen, selbst wenn sie täglich ausgeschenkt wird. I just can’t get enough. Small town boy. Bla bla bla.

9 Responses to “Erst freshe New School, dann total Oll School”

  1. you know Says:

    ich kann nachvollziehen was du meinst. war auch im kato und ab 3 uhr war es musiktechnisch einfach nur noch unerträglich. bin dann auch abgehauen, hab aber gehört, dass doch tatsächlich mila superstar oder alles hat ein ende nur die wurst hat zwei gespielt wurde…dazu fällt mir echt nichts mehr ein außer voll der absturz!

  2. w Says:

    jau, bin leider erst um 3 eingetroffen, und es wurde mit jeder minute schlimmer. der d’n’b-floor lief nur auf kaffeehauslautstärke, und nopopnostyle haben sich echt immer mehr gehenlassen bis sie über rock’n’roll, bob marley, mellow mark und ethno-hiphop bei deutschem schlager angelangt sind. ätzend und für uns der rausschmeißer.

  3. Oipoloikoitoi Says:

    “Small town boy” ist einer der größten Popsongs aller Zeiten. Dazu kann man dann auch mal mit Leib und Seele tanzen und nicht unerotisch rumhüpfen wie bei Breakcore und dergleichen Musik für Leute, die sich ihre Körperbewegungen während ihrer Kinderzeit der Gummibärenbande abgeschaut haben.

  4. classless Says:

    < rant >

    Ach, kann man dazu “mal” tanzen?

    Vielleicht war Small Town Boy toll, als es rauskam und vielleicht wäre es immer noch toll, wenn es nicht seit seinem Erscheinen auf jeder Indie-, Studenten- oder Antifa-Disko mindestens einmal am Abend gelaufen wäre. Ich glaube, daß ich es persönlich mindestens mehrere hundert mal unfreiwillig gehört habe, weil ich darauf gewartet habe, daß vielleicht noch was anderes kommt – und dann kam aber doch nur Demo, Iggy Pop oder The Clash. Ihr seid schlimmer als Fans von 70er-Rockschinken, was das angeht.

    Das Nervensystem besteht noch aus anderen Teilen als dem Gedächtnis und erotisch ist, ob du das anerkennst oder nicht, für viele Menschen auch noch anderes als Downtempo-Gewiege und Gewippe.

    Entschuldige, daß ich es gewagt habe, die trillionste Aufführung des größten Popsongs aller Zeiten zu kritisieren.

    < / rant >

  5. oipoloikoitoi Says:

    Ich entnehme deiner Antwort zwei Erkenntnisse:

    1. Was neues muss her, weils was neues ist.
    2. Musik ist Geschmackssache.

    Sag mal, bist du der Bauchredner der Kulturindustrie?

  6. nonono Says:

    Battle! Die gute Independent-Seele der Marktverweigerung qua alte Scheiße vs. blindes Propagandieren von Kulturimperialismus mit Ansage (siehe Seitenleiste)

  7. classless Says:

    @oi
    Du legst das schön wieder zurück: deinen musikalischen und tanztechnischen Bedürfnissen wird mehrmals wöchentlich in jeder Stadt mit einer Uni entsprochen und du brauchst nicht zu befürchten, daß sich das in absehbarer Zeit ändert. Wenn du dir Musik bloß als möglichst authentisches Balzritual mit möglichst wenig Aufregung und Überraschung reinfahren willst, wirst du dafür jederzeit und fast überall Gelegenheit haben.

    Ich bin hingegen auch in dieser Beziehung Anhänger der Revolution der gesteigerten Erwartungen, nicht weil das cool ist oder so sein muß, sondern weil ich es mag, mit Musik mehr zu erleben als den Feierabend-Workout, eher sowas wie Vorschein und culture clash. I want music to scratch all the bad chemicals from the bottom of my soul, whirl ’em all up and make me dance to ’em until I feel relieved.

    Und wenn dir das nicht gefällt, wirst du es nicht schwer haben, die maximal zwei Partys pro Monat zu meiden, auf denen ich ein bißchen was davon bekomme. Escht ni.

  8. Oipoloikoitoi Says:

    O.K.: Auch Leute mit schlechtem Geschmack sollen sich vergnügen
    *
    und diesen mit echt coolen Sprüchen (Begriffe wie “clash” “scratch” sind deren Signale) in Szene setzen dürfen. Yeah

    (Leider muss man manche Sprachspiele heute unterstreichen: “in Szene”)

  9. classless Says:

    Wie gnädig.

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