Arbeiteraufstand gegen die Besatzer
June 18th, 2007Das kommt raus, wenn ein Haufen politisch interessierte Deutsche über den 17. Juni 1953 diskutieren:
>>…Amerika hat nicht nur bei Pearl Habor erfolgreich einem potentiellen Kriegsgegner provoziert. Bei Deutschland wars ebenfalls eine gewollte Provokation! (…) …leider spielte A.H. da nicht ganz mit und verweigerte den Schießbefehl auf amerikanische Schiffe!<< >>ich sage dir mal was passieren würden wenn die richtige wahrheit allen bekannt wäre. es müssten sich einige leute und ihre marionetten die die weltpolitik beeinflussen sehr grosse sorgen machen da ein tobender mob zu lynchjustiz greifen würde.<< >>wusstes du das der angeblich demokratischste staat auf deutschem boden mehr bücher verboten hat als die ns diktatur?<< Außerdem ist vom "33.grad freimaurer president rosswell" bzw. dem "Kriegshetzer Roosevelt" als einem der "Hauptverantwortlichen für den Zweiten Weltkrieg" zu lesen sowie vom "niederträchtigen Schurkenstück, das sich Roosevelt und seine antideutsche Mischpoke in Bezug auf Pearl Harbor geleistet haben." Ich würde sagen, die Entnazifizierung kann ohne weiteres als abgeschlossen gelten.
June 18th, 2007 at 22:13
der politblog ist eh die schnittstelle für anti-imps, revisionisten, und alles andere verschwörungsgeile gesocks geworden. der hauptakteur des blogs , da rockwilda, informiert sich auch gerne mal auf vho über deutsche geschichte. wenns gegen juden und amerikaner geht isses da willkommen. sieht man ja an dem artikel. es geht um den 17. juni und dann landen se bei der “synagoge satans”. zwischendurch wird auch mal viva chavez gerufen oder der irakische widerstand über den klee gelobt. vielleicht bekommst du bald besuch von denen, manchmal traut sich darockwilda auch auf andere blogs, aber er diskutiert ungern, wenn er nicht die kommentare zensieren darf.
June 18th, 2007 at 22:16
Bemerkenswert auf jeden Fall, wie locker dort “antideutsch” als Invektive sitzt.
June 18th, 2007 at 22:31
mit der begründung haben sie mir auch mal den hinweis auf personelle kontinuität zwischen “3. reich” und bundesrepublik gelöscht. so sind se. lysis steht da ganz fasziniert vor und fragt sich immer ob die rechts oder links sind. dabei sind das einfach nur deutsche VTler.
June 18th, 2007 at 23:14
Die Verschwörungstheoretler oder Truthler, wie du sie vorhin genannt hast, erscheinen mir aber überhaupt nicht so homogen, wie diese Schubladisierung sie darstellt. Es ist eben die Tragödie, daß Verschwörungstheorien in Deutschland praktisch nur als Ideologie daherkommen. Das sieht aber gerade da, wo der Zweifel zu Hause ist, anders aus.
June 18th, 2007 at 23:46
ich wollte darauf hinweisen, dass die VTler grade NICHT so homogen sind, dass man sie überhaupt in links oder rechts einteilen könnte.
auf dem politblog gibt es zB
darockwilda, der ideologisch der amerikanischen ultra-rechten nahe steht (minus rassismus und homophobie)
nemetico, altlinker anti-imp (schon gegen den vietnamkrieg protestiert) der jetzt wohl dem bio-regionalismus nahe steht (jedenfalls ist er dicke mit dem “stamm” der nemetier)
und sonst noch ein haufen ungefähr bewegungslinks bis liberal-bürgerlich anzusiedeln sind.
was dieser haufen dann als hervorbringt sieht man am politblog.
die arbeiten da friedlich zusammen und decken auch ganz brav die holokaust-relativierung einiger autoren.
was ist die tragödie daran? sind verschwörungstheorien irgendwo anders “besser”?
June 19th, 2007 at 00:01
mir ist nicht ganz klar, welcher arbeiteraufstand in der sbz sich wohl gegen amerikaner gerichtet haben koennte.
mal abgesehen davon: gibts denn eine progressive position zum 17.juni? ich kenne irgendwie keine, muss aber nichts heissen.
June 19th, 2007 at 00:12
@difficult
Im amerikanischen Verschwörungsdiskurs ist der ideologische Film, in dem die Fragen vorher schon beantwortet, die Urteile gesprochen und die Schuldigen die üblichen sind, zwar auch vorherrschend, aber nicht so ausschließlich wie hierzulande, wo VT nur in den allerseltensten Fällen für etwas anderes verwendet wird, als an der deutschen Geschichte herumzudrehen.
June 19th, 2007 at 00:31
klar, zum truther-movement gehören ja auch zB rosie o’donnell und viele andere liberale (lustigerweise nicht ihr star chomsky). warum sollten die us-amerikaner auch groß an der deutschen geschichte rumdrehen? die beziehungen zwischen prescott bush und adolf hitler werden von ihnen aber auch gerne mal herangezogen um ihr “fuck bush” zu rechtfertigen. aber ich habe nicht das gefühl dass die amerikanische verschwörungselite besser verhält (ich denke hier an leute wie alex jones et al.) als deutsche. wenn man die befragen würde, kämen bestimmt ähnliche ansichten über die deutsche geschichte heraus.
June 19th, 2007 at 00:32
ups. ich hab dich n bisl falsch verstanden…aber meine botschaft bleibt die gleiche.
June 19th, 2007 at 00:39
btw, inzwischen distanziert man sich in der deutschen VT-szene von den rabiatesten antisemiten. diese werden dann wiederrum als “eingeschleust” betrachtet. u-boote des us-imperialismus, die das 9/11-trth-movement diskreditieren sollen. gleichzeitig kann man sich so auch vom antisemitismus distanzieren ohne zB die postion “der mossad wars” aufgeben zu müssen.
June 19th, 2007 at 10:26
Da sind ja meistens noch weitere Drehungen drin: Leute wie Barkas oder Holey werfen ja der jüdischen Weltverschwörung (also bei ihnen: den Rothschilds) vor, die eigenen Leute verheizt zu haben, um damit einen geschichtlichen Plan zu vollenden.
Was ich meinte, war: es gibt in den USA mindestens so üble Verschwörungsideologen wie hier, allerdings gibt es dort auch sowas wie die Diskordier, Critique und diesen ganzen Pop-Approach, der ganz anders funktioniert und um den es mir in diesen Pauschalverurteilungen immer sehr schade ist.
June 20th, 2007 at 10:20
ooooh. dikordier. die hatte ich vergessen. das is echt n bisl sympathisch, abe die nehmens ja auch nich so ernst (das verschwörungstheoretische) da ist es ja eher ein bisl spass/ein spiel/was mit schokolade. mit illuminatus fängt fast jeder an.
brandaktuell im besprochenen thread:
“auf diese illuminaten sache wurde ich erstmals aufmerksam als ich irgendwann 2002 den Film 23 nichts ist wie es scheint gesehen habe. dann hab ich mir das buch illuminatus bestellt, ich hab die 23. ausgabe, september 2001 erhalten ^^
aus meiner perspektive heute halte ich den film und das buch für ziemlich beschissen, weil ich germerkt habe, das die produzenten des films und die verleger und autoren des buches ihre Ideen und Inspirationen durch eine reale Sache, eine Verschwörung (ja ich glaube daran!) erhalten haben. Sie haben sich diese Menschen-,Lebens- und GOTT verachtende Sache zum Anlass genommen dadurch auch noch Geld zu scheffeln und sie lächerlich zu machen bzw. es als Erfindung/Science Fiction darzustellen, weil soetwas ja zugegebener maßen zu einer guten Story taugt.”
da liest der liebe rusty_james bestimmt lieber “die synagoge” satans oder was von holey. wär er mal bei shea und wilson geblieben.
June 20th, 2007 at 21:42
“diesen ganzen Pop-Approach, der ganz anders funktioniert und um den es mir in diesen Pauschalverurteilungen immer sehr schade ist.”
Hallo
schreib gerade an ner rezension Deines Buchs, wo ich auf ebendiesen Punkt eingehe. (Zeit, Zeit)… ich halte Deine Trennung “ironisches Label” versus Konspirationismus für problematisch. Die Grenze zwischen dem im harald-Schmidt-gestus ironisch vorgetragenen “Wir wissen ja alle, die Amis waren gar nicht aufm Mond, kicherkicher” und dem im raunenden gestus des Wissen zugeflüsterten “Du, der Mossad war damals in Erfurth mit dabei” sind nicht so deutlich, wie Du das darstellst. Ich persönlich halte JEDE VT – es sei denn, wir reden hier über Literatur; die Kunst darf natürlich alles 😉 – für Selbsteinengung. Nun wirst Du antworten: ja, eben, Literatur! Leider ist die Grenze real-virtuell (die es natürlich gibt) nicht so eindeutig zu ziehen. Übrigens: Auch in den USA, auch in Frankreich zB gibt es ganz unironische VT-Label…und sie sind desaströs, haben einen mehr als unguten Einfluß.
Meine weitere Kritik dann schriftlich woanders…
June 21st, 2007 at 10:32
Die jeweils ersten Satzteile waren aber schon ernstgemeint: “Im amerikanischen Verschwörungsdiskurs ist der ideologische Film, in dem die Fragen vorher schon beantwortet, die Urteile gesprochen und die Schuldigen die üblichen sind, zwar auch vorherrschend…” und “…es gibt in den USA mindestens so üble Verschwörungsideologen wie hier…”
Bin gespannt auf eine Kritik, hoffe aber, dass du meine Position nicht auf die Verteidigung von “ironischen” VT reduzierst.