Rasthof Bergstraße -> Berlin
July 31st, 2007Zum ersten Frühstück kamen wir noch nicht aus der Falle, nach dem zweiten war es dann schon früher Nachmittag und wir waren uns sicher, daß wir dadurch erst spät nach Hause kommen würden. Nadina fuhr uns zwar auf die A5 zum ersten Rasthof, der ist aber auch nicht so üppig und außerdem kam nach ein paar Minuten zu allem Überfluß ein recht horstiger Wettbewerber hinzu, der partout nicht davon zu überzeugen war, sich doch einfach mit einem Schild an die Ausfahrt zu stellen, bis wir weg wären.
So verbrachten wir eine ganze Stunde dort, zwischendurch vermittelten wir eine weitere Tramperin auf dem Weg nach Köln direkt ins nächstbeste Auto. Schließlich mußten wir einen schweigsamen Mann aus Hamm förmlich überreden, uns bis nach Wetterau mitzunehmen.
Von dort hatten wir fast augenblicklich – nach Geruchswolken aus einem LKW des Umweltamtes – einen weiten Lift bis kurz vor Magdeburg, der uns allerdings eine ganze Weile (etwa bis Kassel) mit allerlei marktradikal-esoterischem Selbstverantwortlichkeits-Gedöns zutextete. Oona schlief auf dem Rücksitz ein, ich wurde einsilbiger und beantwortete seine Fragen einfach nicht, mit denen er offensichtlich und auch erklärtermaßen rausbekommen wollte, wo er mich “abholen” könnte. Als er wissen wollte, was ich mache, sagte ich “Jobs”, als er wissen wollte, was ich außerdem gern mache, sagte ich “Trampen”, als er wissen wollte, was für Musik ich höre, sagte ich “Breakcore”.
Damit lief er ziemlich ins Leere und hörte irgendwann auch auf, mich unterschwellig immer wieder in seine “Mitläufer”-Kategorie zu stecken. Einmal mußte ich allerdings noch etwas dabei nachhelfen. Er so: “Die Mitläufer glauben, wenn sie sich anpassen, sind sie erfolgreicher. Das stimmt aber gar nicht!” Ich so: “Das gilt aber schon nur für Unternehmer wie Sie, oder? Ihre Beschäftigten müssen schon machen, was sie sollen, sonst fliegen sie raus, oder?”
Danach war er, der so viel über Konfliktfähigkeit und Selbsterkenntnis redet, bald still und machte eine Musik mit esoterischem Keyboardgewaber an. Vorteil: er fuhr endlich so schnell, wie er konnte, was bei diesem Auto bedeutete, daß wir kurz nach sieben am Rasthof Börde ankamen, von wo wir von einem ehemaligen Sozialpädagogen mit seinem frisch erworbenen roten Lieferwagen bis zum Alexanderplatz gefahren wurden.
August 1st, 2007 at 13:31
Würzburg -> Freiburg
Tram 5 Ri. Heuchelhof bis Straßburger Ring, 10min zu Fuß zu Rasthof Würzburg (A3). Glück und Unglück zugleich, gleich der erste den ich frage sagt ja, will aber erst einen Kaffee trinken, in der Zwischenzeit Ausweiskontrolle durch Polizei. (Die Stadt hat eine von drei bayerischen Polizeischulen und ist als Übungsgelände berüchtigt.)
Mit einem Lieferwagenfahrer mit Knasttränentatoo für den mangels Fahrtenschreiber 20-Stunden-Arbeitstage obligatorisch sind bis Rasthof Wunnenstein (A81 vor Stuttgart).
Nach 1,5h fragen mit einem Geschäftsmann, der während der Fahrt telefonisch ein Geschäft über 80.000 Billig-T-Shirts aus Bangladesh tätigt, bis Rasthof Pforzheim (A8).
Nach 1h fragen mit einem älteren Herrrn, der eine abenteuerliche Trampergeschichte von einer Jugendreise durch Irland erzählt, und danach den Rest der Strecke Reden schwingt wie schlimm die Amerikaner sind, die Deutschland mit ihrer Umarmung erwürgen wollen. Trotz Vereinbarung bis Rasthof Baden-Baden (A5) läßt mich der Typ etwas vorher an einer Abfahrt heraus.
Erneut Polizeibegegnung, ein junger Bulle mit Beatlesfrisur ist freundlich und sieht ein daß ich an dieser wirklich ungünstigen Trampstelle immer noch den besten Platz gewählt habe, und ist sich mit mir einig daß ich sowieso nicht lange bleiben will. Mit einer Mutter + Kind aus Frankfurt, die zufällig hier zum Tanken runtergefahren waren die restliche Strecke bis Freiburg.
350 km um drei Autobahnkreuze herum. Fragetechnik: Hallo, fahren Sie auf die A sowieso in Richtung sowieso und sowieso und können mich mitnehmen? (Hintergedanke: Wenn Sie die erste Frage mit ja beantworten können, dann doch sicher auch die zweite. – Wahrscheinlich hat mich deswegen der Geschäftsmann spontan mitgenommen)
PS: Daniel – danke für Deine Fahrtberichte 😉
August 1st, 2007 at 13:37
Ich versuche wenig fragen zu müssen und bevorzuge den Daumen. Wenn doch, sage ich meist nur: “Ich bin auf dem Weg nach soundso” – danach wissen die Leute meist, ob sie wollen oder nicht. Selten hänge ich noch ein “und wollte fragen, ob Sie mich mitnehmen” dran, aber so lange muß man eigentlich gar nicht reden.