All the little brothers and sisters
September 27th, 2007Ich wurde ja zuletzt von Anti-Schäublisten immer wieder angeschaut, als wäre ich bescheuert, wenn ich meinte, ich würde eher gegen das Volk demonstrieren wollen als gegen den Überwachungsstaat. (Ja, ich weiß, das schließt sich nicht aus…)
In den Niederlanden ist nun ganz in meinem Sinn der Big Brother Award in der Kategorie “Person” einfach an “alle niederländischen Bürger verliehen worden, die sich mit dem Argument ‘ich habe nichts zu verbergen’ nicht darum kümmern, was mit ihren Daten passiert”:
>>Die Jury begründete den Schritt, die niederländische Bevölkerung auszuzeichnen, mit den Ergebnissen einer regelmäßig durchgeführten Freiheitsumfrage, die sich ihrerseits auf eine Rede des US-Präsidenten Franklin Roosevelt über die vier Freiheiten bezieht. Nach dieser Umfrage ist die Mehrheit der Niederländer bereit, für eine Zunahme der Sicherheit eine Einschränkung ihrer persönlichen Freiheit hinzunehmen. Die Gruppe der Bürger, die in der zunehmenden Überwachung und der ständig zunehmenden Datensammelei eine Einschränkung der Freiheit sieht, ist nach der Umfrage eine Minderheit.<<
October 4th, 2007 at 13:45
Was ist denn das, das Volk? Die paarhunderttausend – pardon *blogrollguck* Spacken die zum Tag des Deutschtums^WWeltfriedens am 20. März 2003 auf die Straße gegangen sind? Oder die Trottel, die auf der Autobahn blöde Gesten aus dem Fenster machen? Die, die die Nußbäume gepflanzt haben an denen niemand mehr liest?
Das Volk ist doch im wesentlichen ein Konstrukt der Massenmedien. Und die Journalisten haben zur Überwachung ein gespaltenes – um nicht zu sagen: ein schizophrenes Verhältnis: Ihre Lobbyorganisation ist strikt dagegen (so strikt dass sie dies vorauseilend dementiert), weil sie fürchtet dadurch ihre aus dem Telexzeitalter überkommenen Privilegien als Informationsaufbereiter zu verlieren, verbünden sich jetzt aber mit einer Basis, die die starke Auffassung teilt dass im Internetzeitalter jeder lernen soll sein eigener Informationsaufbereiter zu sein.
Mein Eindruck ist, der Bürger als Subjekt der Aufklärung ist von Haus aus ein im Dunkeln tappendes Wesen, dessen Ausgang aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit sich ihm selbst und anderen erst in dem Maße erschließt, wie er als Individuum aus der Vormundschaft der Kulturindustrie emanzipiert. Mal ganz abgesehen davon daß die Saddam-muß-bleiben-Aufmärsche mittlerweile von den türkischen Anti-Islamokratie-Demonstrationen auf Platz zwei gekickt wurden.