Der eiternde Kapitalismus

November 2nd, 2007

Hm, möglicherweise war Marx’ unbegründete und restlos widerlegte Kritik an der einzig richtigen Gesellschaftsordnung gar nicht durch seine Konversion zum Satanismus, seinen jüdischen Selbsthaß oder durch männliche Herrschsucht motiviert, sondern, wie ein britischer Dermatologe nachzuweisen versucht, einfach eine neurosomatische Folge seiner Furunkel:

Der Vater des Kommunismus soll also eine Person gewesen sein, die aufgrund seiner Eiterbeulen zum Hass auf die besitzenden Klassen angetrieben wurde? Durchaus, meint Professor Shuster. Es sei gut belegt, dass Menschen, die an Hidradenitis erkranken, unter psychologischen Problemen leiden. Und seine chronische Hautkrankheit mag sehr wohl die Schriften von Marx beeinflusst haben: Die psychische Entfremdung, die Hidradenitis auslöst, werde, so Shuster, “reflektiert durch die Entfremdung, die Marx in seinen Arbeiten entwickelt”.

Für das SPK wäre das alles Haarspalterei: die Krankheit ist selbstredend das revolutionäre Subjekt. Komplexer stellt sich der Fall Marx für die Buffy Studies dar, in deren beforschter Medienwelt sich an der Haut meist ablesen läßt, ob jemand Mensch oder Dämon ist. Ist Marx also gar nicht, wie Richard Wurmbrand behauptete, dem Lager des Antichristen beigetreten, sondern brach sich nur allmählich der Dämon in ihm Bahn? Verfalle ich als Medium der Marxschen Wertkritik späterer Jahre – und also aus der Zeit fortgeschrittenster Hautkrankheit – dem Banne der Dämonen?

Auf jeden Fall gilt: Wenn der Kommunismus juckt, nicht kratzen!

2 Responses to “Der eiternde Kapitalismus”

  1. ghost Says:

    Wir lieben diesen satz

    “Auf jeden Fall gilt: Wenn der Kommunismus juckt, nicht kratzen!”

  2. godforgivesbigots Says:

    Jaja die Kulturindustrie hat die Archetypen des Mittelalters in unseren Diskurs zurückgebracht. Anscheinend reicht es nicht mehr daß der Papst stirbt, man muß sich dazu auch noch von Teufeln, Dämonen und Agenten erzählen.

    Wenn gilt “Das Kranksein bestimmt das Bewußtsein”, dann bliebe natürlich selbst von den Kosmologien Stephen Hawkings nichts mehr übrig. Ich glaube jedoch kaum dass die WHO deswegen die Definition von ICD-10 L73.2 ändern wird. Wäre Karl Marx nicht lebenslang damit beschäftigt gewesen die Menschen um sich herum überreden zu müssen dass er nicht ansteckend aussätzig ist, träfe es immer noch zu dass der Kapitalismus ein geschichtliches Durchgangsstadium ist.

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