Richtige Autonome über Antideutsche und die Roten
November 2nd, 2007Zugetragen wurde mir, daß es im vieldiskutierten und von mir bisher nicht gelesenen Buch “Autonome in Bewegung” der A.G. Grauwacke auch ein paar Stellen über Antideutsche gäbe. Ich schlug nach und fand sie im Kapitel über diverse Irrungen der jüngeren Vergangenheit, in denen außerdem – so subjektiv wie üblich und auch betont – etwa die RZ verhandelt werden. Stehen bleibt, daß all jene, die sich von der richtigen autonomen Linie entfernen, nicht mehr alle Tassen im Schrank haben und/oder Verrat an der Sache üben.
Die Antideutschen waren demnach nach 9/11 “dem Irrglauben verfallen (…), dass die Anschläge auch ihnen gegolten haben” und sahen “sich dementsprechend bedroht…” (S. 353)
Eine Seite weiter lautet das Urteil so:
>>Ihr Ansatz ist nicht antagonistisch zum System, “Solidarität mit Israel” ist Regierungsdoktrin seit Gründung der BRD. Sie profilieren sich an einem Punkt, der noch nicht einmal ins System (re)integriert werden muss, weil er nie außerhalb war. Dieses Außen kennen viele von denen nicht, weil sie sich schon immer innerhalb dieses Systems befunden haben. Der Rest war dankbar für das Ticket zurück ins Boot der Volksgemeinschaft. Solche Leute müssen noch nicht einmal “abschwören”, um lukrative Jobs zu bekommen.<< Der Sprung von "Solidarität mit Israel" zu "Ticket zurück ins Boot der Volksgemeinschaft" in so wenigen Zeilen ist schon beeindruckend. Zum Schluß gibt es auch noch ein freundliches Angebot: >>Mein Vorschlag für in die linksradikale Szene reintegrationswillige Anti-Deutsche: sechsmonatiger Aufenthalt in einem Trikontland mit Anbindung an emanzipatorische Basisprojekte, damit ein paar Realitäten und Prioritäten zurecht gerückt werden.<< Weitaus besser als diese Außenverteidigung einer Szene, der jede Menge Antideutsche verschiedener Couleur nach wie vor zahlreich angehören, finde ich jedoch die Bemerkungen zum autonomen Selbstverständnis am Schluß des Buches (S. 395f.). Dort heißt es erst: "Ich weiß, dass der Staat an allem Schuld ist..." Kurz darauf jedoch: "Die Roten sind an allem Schuld..." Weshalb der richtige Autonome jedoch nicht zu jeder kommunistischen Veranstaltung gehen müßte, um Stalin dafür zu preisen, daß er so viele Kommunisten umgebracht hat. Vom Innenleben der "Roten" weiß man indes folgendes: >>Sie träumen davon, endlich selbst im Panzer zu sitzen, finden es richtig, dass auch mal ein dreijähriges Kind für die gute Sache in die Luft fliegt, aber sind empört, wenn die andere Seite solche Taten verübt. Ob dieses dreijährige Kind 1945 in Dresden, 2002 in Tel Aviv oder Dschenin zerfetzt wird, wer das getan oder angeordnet hat, hat eine Scheißaktion gemacht, egal, wie viele Gründe es rechtfertigen mögen.<< Einen schönen Satz weist jedoch auch dieser Rundumschlag auf, auch wenn ich nicht unbedingt wissen will, bei welchen Gelegenheiten er so Anwendung findet: >>Wenn man seinen Arsch nicht mehr hoch kriegt, so soll man das einfach so sagen und nicht 5000 Gründe dafür suchen, warum das, was läuft, es nicht bringt.<<
November 2nd, 2007 at 14:09
Die Idee mit dem Arbeitseinsatz fand ich am besten:
http://lfodemon.myblog.de/lfodemon/art/4336673/Arbeit_macht_frei_bzw_linksradikal#comm
So denkt Deutschland: erstmal ab zu harter, körperlicher Arbeit, dann werden die Burschen schon zur Besinnung kommen – bzw. “Realitäten und Prioritäten zurechtgerückt werden”.
November 2nd, 2007 at 14:15
‘die muesste man alle mal ins arbeitslager stecken’
November 2nd, 2007 at 14:38
Ich sehe eine Aufzählung von Zitaten aus einem Buch. Wo ist deine Kritik daran?
November 2nd, 2007 at 15:06
Ja, noerf, das ist hier ein Blog und kein Vortrag. Wenn du möchtest, komme ich gern vorbei und spreche über die Außenwahrnehmung der Antideutschen.
November 2nd, 2007 at 15:23
Det kostet aba. Plus Spesen, wa!
November 2nd, 2007 at 15:24
PS: Ich bin billiger zu haben als Kulla.
November 2nd, 2007 at 17:45
und billig moegen wir es doch
November 2nd, 2007 at 18:53
Jenau, da steh ick drauf, wenn ick nich gerade im Panza sitze und davon träume Kinda in Tschenin totzumachen.
November 2nd, 2007 at 23:49
was meinen die eigentlich mit ’emanzipatorischen basisprojekten’ ? koepi, schwarzer kanal, mediaspree versenken und diese sache?
November 3rd, 2007 at 03:02
krass, aus welchem jahrzehnt ist das, möchte man fragen. scheiße, dass die antwort so traurig ist, dass man sie gar nicht hören möchte…in den “trikont” fahren, geht’s noch?
November 4th, 2007 at 15:43
wenn es nach den autoren ginge, hätte man deutschland also nicht bombardieren dürfen. dann lieber den nationalsozialismus oder wie? aber ein paar zeilen weiter: “Antifa ist Pflicht!” zum glück liefert das buch die begründung für diese geistige verwirrung selbst: “Auf die Inhalte ist geschissen.”
November 5th, 2007 at 16:37
Daß bei ihnen das Exkrement den Platz des Arguments einnimmt, spricht tatsächlich nicht gerade für die Verfasser. Ist Ekel denn alles was sie davon abhält Kinder zu töten? Keine moralischen Prinzipien die auch der Differenzierung zwischen Schahidterror und Nebenschaden fähig wären?
Israelsolidarität soll Regierungsdoktrin in Deutschland sein? Wurde das verfaßt nachdem Jürgen Möllemann aus dem Flugzeug gestiegen ist? Nachdem Gerhard Schröder durch die Hintertür zurückgetreten ist? Nachdem Franz Müntefering sein Parteiausschlußverfahren verloren hat? Und was bitte soll ein Trikontland sein? Das Verkaufszentrum eines Plattenlabels? Oder vielleicht Pakistan?
Dem wackeren Grauen Block ist anscheinend die Dialektik von Innen und Außen kaputtgegangen. Da haben selbst die Verschwörungstheoretiker noch mehr begriffen: Der islamische Terrorismus ist teil des Systems, nicht ganz so wie Jürgen Elsässer sich das vorstellt, aber als gegen sich selbst gewendete Technokratie. Von der schrecklichen Lafontainesprache mal ganz abgesehen.
November 7th, 2007 at 16:10
Ich sollte noch hinzufügen: Das hier –
“Wenn man seinen Arsch nicht mehr hoch kriegt, so soll man das einfach so sagen und nicht 5000 Gründe dafür suchen, warum das, was läuft, es nicht bringt.”
ist eine inhaltsgleiche Entsprechung von
“Weises Amerikaner Leary sagt Du mußt haben Plan sonst wirst Du Teil von Plan von jemand anderem.” (Oona Leganovic)
Ideologiekritik darf sich gerne mal selbst vergessen, aber irgendwann muß sie auch wieder an ihren Ausgangszweck anknüpfen. Sonst ist sie wirklich planlos.
Und was die 5000 Gründe betrifft: Werter Herr Grauwacke, was entgegnen Sie wenn Ihr Arbeitsvermittler diesen Satz zu Ihnen sagt?