Lektüre der letzten Woche
November 26th, 2007Mal so etwas wie pickings.de – einiges von dem, was ich auf dem Weg zur Arbeit oder im Pausenraum gelesen habe.
Tagesspiegel-Kolumne von Pascale Hugues über den Streik in Frankreich:
>>Der Streik erfordert viel kreatives Denken. (…) Manche trampen, zum ersten Mal, seit sie der Pubertät entwachsen sind. Die Gesichter strahlen Heiterkeit aus. Man hört lautes Lachen. Plötzlich sprechen die Leute miteinander, sie erzählen sich ihre Abenteuer. Ein Hauch von Freiheit weht über die großen Boulevards. Der Streik erlaubt einen Ausflug jenseits der Routine. (…) Ohne schlechtes Gewissen erlaubt man sich eine Übertretung. Schließlich kommen sowieso alle Menschen zu spät! (…) Endlich darf man in diesen Zeiten der ständigen Überforderung und Überbeanspruchung einmal ein wenig trödeln. Und außerdem erfüllt der Streik die süßesten Träume.<< Im Economist - mit diesem bemerkenswerten Titelbild – zeigt das Beispiel des indischen KP-Bundesstaatschefs Buddhadeb Bhattacharjee die Macht des Sachzwangs:
>>Quoting Vladimir Mayakovsky—a Russian poet whose verse he has also translated into Bengali—he says: “Proletarians arrive at communism from below, but I from poetry’s sky plunge into communism, because without it, I feel no love.”<< Wie unerbittlich sich hingegen Realpolitik hierzulande bis auf die Sprache auswirkt, ist an Renate Künasts Beiträgen im Doppelinterview mit Gregor Gysi im Magazin der Berliner Zeitung zu besichtigen:
>>Schönheit allein nützt gar nichts, wenn man am Ende verliert. (…) Auch in der Opposition muss man immer das Wohl des ganzen Landes im Auge behalten. (…) Kapitalismuskritik kann doch nicht heißen zu glauben, dass der Kapitalismus morgen nicht mehr existiert. Ich muss mich daran machen, ihn real zu verändern.<< Eckhard Fuhr in der Welt über den nächstes Jahr bevorstehenden 68er-Hammer:
>>So kam ich auf die schiefe Bahn und mit mir das ganze Land, das, wie wir alle aus den Zeitungen wissen, sich seitdem am Rand der Katastrophe befindet. Wie also kann ich glaubhaft machen, dass ich mich jetzt, nach 40 Jahren, aus diesen verhängnisvollen Irrtümern befreit habe?<< Die "Briefe an die Leser" in der aktuellen titanic funktionieren schon ein bißchen wie "Antworten für alle Gelegenheiten". An Schäuble schreiben sie: >>Melden Sie sich doch einfach mal in einschlägigen Internet-Communities an: Ein Profil bei neon.de, Studi-VZ oder Gayromeo enthält alleweil mehr Informationen als eine durchschnittliche Stasi-Akte.<< Dem notorische Alt-Sponti Reinhard Mohr vom Spiegel, allzeit Lieblingsfeind der titanic, wird mitgeteilt:
>>Stalin und Mao können Sie geschenkt haben, und im Falle Lenins hätte immerhin das Wörtchen “Bürgerkrieg” mal fallen können; daß aber Marx und Engels als ausgesprochene Parteiideologen lange Jahre unübersehbare Volksmassen führten und sich dabei werweiß noch als Massenmörder, Bürokraten des Völkermords und Schreibtischtäter hervorgetan haben – das haben Sie exklusiv. Nämlich erfunden.<< Jens-Becker, Managing Director der Subaru Deutschland GmbH, wird mit folgender Aussage zitiert: >>“Der Anteil des Kohlendioxids in unserer Atmosphäre beträgt 0,038 Prozent. Noch einmal ausgeschrieben, damit Sie das nicht für einen Druckfehler halten: Der CO2-Anteil in der Atmosphäre beträgt null Komma null drei acht Prozent … Das sei erwähnt, um den Dingen die richtige Relation zu geben.”<< Und das schreiben sie an Web.de: >>Am 26. November hast Du gemeldet: “Cannabiskonsumenten werden jünger” – na, das hört sich doch gut an!<<
November 26th, 2007 at 22:23
meine scholle…. (besonders das foto)
November 27th, 2007 at 02:55
der wikiartikel zum vorgehen der “Kommunisten” in West Bengal sollte hier nicht fehlen
November 27th, 2007 at 18:39
Das Fünfparteiensystem wird erst dann richtig interessant wenn die älteste Partei abschmiert. So denn die 1968er im Jahre 2 nach Joschka endlich mal ihr Selbstbewußtsein wiederfinden.
November 27th, 2007 at 19:21
gefällt mir 🙂