“Am Straßenrand der Gesellschaft” mit Verweisen
September 27th, 2008[John Klaxon: Hello, Harrison, how’s it all going? – Harrison Bergeron: Pretty mind-boggling. – John Klaxon: I think your mind can withstand considerable boggling.]
Lasterfahrer, Lasterfahrer
[Chuck D: United we fall, yes, divided we stand]
istari Lasterfahrer, istari Lasterfahrer
[Torsun: Wer wird denn rumstehn?] – Na, icke
Da stand ich mal wieder neben der Gesellschaft am Straßenrand
und spreizte den Daumen meiner rechten Hand
Daumen – auf Latein pollex, sind sie dann pollexophob
die vorbeifahren und mich genauso angucken wie ihre Autos?
Nein, ruptophob sind sie, wollen nicht unterbrechen
wollen nicht anhalten und mit niemandem sprechen
wollen sich lieber von ihrem Radio oder ihrem Navi vollquatschen lassen
wenn der Volkswagen läuft und läuft und läuft und läuft und läuft
Aber immer noch besser an der Ausfahrt auf dem Seitenstrich
als an der Tanke darüber Ausreden anhören, warum sie mich
leider nicht mitnehmen können, obwohl sie doch so gern wollen
doch der komplette Rücksitz ist schon mit ihrem tollen Anzug voll
Das Kennzeichen, das sieht natürlich anders aus
aber sie fahren wirklich schon an der nächsten Ausfahrt raus
und überhaupt, ja, lassen sich ganze Kerle dank Chappi
ihr Fahrtziel nicht vorschreiben von so ‘nem dahergelaufenen Schlappi
von Tramper und fahren schon darum ganz woanders hin
und das will ich alles gar nicht wissen, ich für meinen Teil bin
immer eher auf der Suche nach dem führerlosen Wagen
laß mich lieber ohne Führer und Reiseführer raustragen
will nichts zu tun haben mit dem passenden Volk zum Wagen
muß mich trotzdem in sie hineinversetzen und mich fragen:
Was will der Autofahrer, das unbekannte Wesen?
Larifari, Aufregung, Unterhaltung, steile Thesen?
Autofahrer kommen vom Mars, Tramper kommen vom Mond
wo der Pappe-im-Kopf-und-Pappe-in-der-Hand-Gott wohnt
Autofahrer können nicht zuhören und Tramper nicht einparken
fliehen lieber aus der Stadt des Kraft-durch-Freude-Wagens
Ich laß die Illusion der Welt an mir vorüberziehen
während ich von Mitternacht zum Morgen trampend flieh
und ich kann nicht springen und ich kann nicht gehen
und vor allen Dingen kann ich hier nicht stehen
Es hält der Lasterfahrer namens istari
his story’s real history not his story
der ist anders als die andern Autofahrer, er jammert nicht
hat bessere Musik, überwiegend selbstgemacht, und da ist
noch viel mehr, wo das herkommt, schlau, schön gebaut und knusprig
wie die Musik ist auch das, wofür er steht, ziemlich lustig
Er hat’s mir lang und breit und mit Zeichnungen erklärt
ich wie meist auf dem Beifahrersitz und er fährt
den Lasterfahrianismus, eine Sammlung von Symbolen
von maßgeblichen Diskordiern und Kommunisten empfohlen
Er hat ‘nen Apfel, der richtig gerollt produktive Zwietracht sät
für einen großen Sprung nach vorn in eine neue Qualität
Er hat ‘ne Katze, die ist wie Schrödingers tot und lebendig
verweist grinsend auf die Möglichkeiten, verschachtelt und unendlich
Er hat ‘ne Schlange, die sich in den Schwanz beißt, für das Feedback
genausogut könnte man sich selbst besudeln – spritz, piß und schleck
Wie komplexe Kommunikation rückkoppelt, illustriert sein Dreieck
zwei davon ergeben den Stern von David, und der führt weg
aus Sklaverei und Knechtschaft, von Verfolgung und Vernichtung
steht für Zurückschlagen und für Flucht, für Streik und Aufkündigung
Der Hammer zeigt, wo er hängt – wie bei Antitainment
und wie man einen Nagel in die Wand bekommt – wie in der Polytechnik
die Hand – mano cornuto – repräsentiert die Vieldeutigkeiten
bedeutet Satan wie Eifersucht, ist Fluch, Gruß und Liebeszeichen
Tote Fische schwimmen mit dem Strom beziehungsweise oben
Lastafahrians eher am Grund, quer und dagegen
Dafür steht auch die Möhre: radikal an der Wurzel, root am Rechner
Der Blitz schlußendlich zeigt die Lastas als Verfechter
des Aha-Erlebnisses, egal ob spontan oder hart erarbeitet
egal ob aus der Tüte gezogen oder jahrelang vorbereitet
Ich hab Hegel gelesen und ist alles, was ich davon hab
dieser lustige rosa Kapuzenpulli, den ich anhab?
Vom Straßenrand der Gesellschaft hat der Lasterfahrer mich mitgenommen
und wir erkunden nun die Dialektik von getrennt und zusammen
[Chuck D: United we fall, yes, divided we stand]
[Song ist zu finden auf dem Album “Nein, nein, das ist nicht der Kommunismus!”]
September 27th, 2008 at 19:52
evtl. was vergessen. dies hier für dies hier:<blockquoteAutofahrer kommen vom Mars, Tramper kommen vom Mond
schöne idee für meines erachtens einen der interessantesten songs. daran bleiben sogar leute hängen, die derartige musik sonst nicht hören.
September 27th, 2008 at 19:53
nächstes mal wieder anführungsstriche. hrmpf.
September 29th, 2008 at 14:09
Hätte ich auch noch einbauen können, ist aber schon so mehrfach-referenziell mittlerweile … naja.
September 29th, 2008 at 21:47
Applaus! Applaus! Applaus!
December 15th, 2008 at 00:06
den text hab ich schon gefunden, allerdings wollte ich den Fokus auf die passage mit dem trampen legen – ich glaub, die verlinkte Version ist den meisten zu komplex ;-), allerdings sehr hilfreich!