Ökonomischer Gottesdienst, Krankheit als Waffe

October 19th, 2009

Die Kollegen husten und niesen, sie schnaufen und sie keuchen, aber sie gehen nicht nach Hause oder bleiben gleich dort. Obwohl sie weiterbezahlt werden, wenn sie nicht herkommen. Sie haben Schiß, in der Krise ihren Job zu verlieren.

Also versuchen sie, die eigentlich eindeutigen Zeichen zu verstecken. Vorgesetzte verlangen nämlich beständig, daß alle der Arbeit fernbleiben, die andere anstecken könnten. (Sie sagen auch nicht dazu, ob sie dann dauerhaft fernbleiben sollen.)

Und so nimmt das absurde Spiel seinen Lauf: Wer schafft es, immer noch gerade fit genug zu bleiben, daß er es bis auf Arbeit schafft und sich durch den Tag kämpfen kann, ohne als Ansteckungsrisiko aufzufallen – und wessen Immunsystem bricht irgendwann unter dem Dauerbeschuß zusammen? Wer hat die Killerkeime, die die Kollegen mit der etwas schwächeren Abwehr zur Strecke bringen?

Kollateralschäden entstehen bei allen, mit denen die Kollegen gar nicht im direkten Wettbewerb stehen: Kunden, Sicherheitsleute, Reinemachpersonal und bei uns, den Zukauf-Verkäufer und Promotoren. Wenn’s uns umhaut und wir zu Hause bleiben müssen, kriegen wir einfach kein Geld.

Wie eine Promotorin, die im September auf einer Tastatur Verträge erfassen mußte, auf die ständig jemand draufgeniest hatte. Danach war sie drei Wochen außer Gefecht gesetzt.

2 Responses to “Ökonomischer Gottesdienst, Krankheit als Waffe”

  1. lasterfahrerei Says:

    na besorgt dir mal lieber mund/nasen-schutz und latex handschuhe.

  2. Gehirnschnecke Says:

    Und wenn sich die unfähigen Arbeiter dann endlich selbst entsorgen wie bei der französischen Telekom ist es den Chefs auch wieder nicht recht – weil die blöden Gutmenschen einen Imageschaden verursachen.

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