Meine 5 Pfennig (vermutlich Ost) zur Wikipedia-Debatte

November 4th, 2009

Frank Rieger vom CCC spricht im Zusammenhang mit den aktuellen Edit Wars in der deutschen Wikipedia und den sie begleitenden Kommentar- und Diksussionsschlachten von der “Frustration all derer, die das ‘Everyone can edit!’ noch ernstnahmen”. Diese Beobachtung kommentierte ich dortselbst und will das hier noch mal dokumentieren, auch wenn es fürs liebe Stammpublikum hier wohl wenig Überraschungen enthalten dürfte. Dafür könnt ihr vielleicht besser auseinanderhalten, was davon wie ernstgemeint ist. 😉

Das ist sozusagen die Wikipedia-Version von Demokratie-Idealismus, dessen große Enttäuschung ja auch der Erkenntnis folgt, daß das gesamtgesellschaftlich behauptete “Jeder kann mitbestimmen” gar nicht stimmt. Aber warum nur? Vielleicht, weil Demokratie auch (immer noch) eine Herrschaftsform ist? Weil Warensubjekte gar nicht so frei sind, wie sie sich vorkommen (sollen)?

Die gesellschaftliche und globale Teilung in relevante und weniger bis irrelevante Menschen (deren Hungertod dann zum Beispiel nicht mehr unbedingt auffällt) reproduziert sich in der Schere zwischen Elite und dem Pöbel, zwischen Admins und dahergelaufenen Usern wie auch in der Trennung zwischen dem, was der herrschenden Mehrheit relevant, also nützlich und verwertbar, erscheint und dem, was diese Mehrheit in der Auffassung ihrer selbsternannten Repräsentanten für nicht relvant genug, nicht nützlich genug hält.

Von der Gesellschaft derer (bzw. aller) für relevant gehalten zu werden, die die Welt um sich herum wie auch ich selbst überwiegend danach beurteilen, was sie irgendwann auf dem Markt für einen Preis erzielen könnten, ist in eben dieser Gesellschaft natürlich unbestreitbar vorteilhaft, Irrelevanz gleicht einem sozialen Todesurteil.

Das würde sich indes wohl nur ändern, wenn eine Gesellschaft eingerichtet würde, die so grenzen- und uferlos wäre wie das riesige Speicheruniversum des Internet. Aber diese andere Gesellschaft wurde ja angeblich schon mal eingerichtet und allenthalben wird gerade das 20jährige Jubiläum ihres Zusammenbruchs auf eine Weise gefeiert, die vermuten läßt, viele halten und hielten diese Ruinen eines gescheiterten, verratenen und kontinuierlich niedergekämpften und bis zur Unkenntlichkeit entstellten Übergangsversuchs tatsächlich für den Kommunismus, als wäre der nicht daran zu erkennen, daß es keinen Staat, keine Klassen und keine Herrschaft mehr gibt.

Relevanzkriterien bis zum Kommunismus! Gegen jeden Anti-Adminismus!

6 Responses to “Meine 5 Pfennig (vermutlich Ost) zur Wikipedia-Debatte”

  1. Shigekuni Says:

    Dieses relevanzzeug hat mich auch verwirrt. gibt es einen guten grund, einen artikel über person x nicht reinzunehmen? ich kann das reasoning für eine debatte fpr mehr editors sehen obwohl es quatsch ist, aber es steht schon viel unsinn in der wiki, aber das wird halt nicht durch eds besser es steht auch viel mist in büchern aber von mir aus, darüber kann man reden, aber ich begreife nicht, wieso es debatten darüber gibt ob person x oder y relevant genug ist für einen artikel. wirklich nicht.

  2. Aktionskletterer Says:

    Das ist das Problem von Wikipedia, dass es in seinem Grundansatz dafür gedacht ist als Informationsbeilage verwendet zu werden (subjektiv glaubwürdige Quelle + Wikipedia = einigermaßen vollständiges Bild), aber zunehmend von Leuten frequentiert wird die es als Informationsmonopol nutzen (von den unidirektionalen Informationsmonopolen verlorene Kunden), und zwar wie bei diesen in beiden Rollen, und mit den bekannten Nebenwirkungen. Anscheinend schafft es Wikipedia nicht, oder gemessen an seinem Wachstum nicht schnell genug, Anreize dafür zu schaffen, es seinem Grundansatz entsprechend zu nutzen.

  3. Peter Says:

    Ich nochmal, ich kapier den Zusammenhang immer noch nicht 😉 Meinst du jetzt also, dass ohne festgehaltene Relevanzkriterien der Markt herrscht und man Relevanzkriterien für Minderheiten einrichten muss?

  4. lasterfahrerei Says:

    kulli will sagen das es kein sinn macht sich mit wikipedia relevanzkriteren auseinanderzusetzen, da nämlich bis zum kommunismus (welcher nie eintreten wird) die schere existieren wird. daher heisst es füsse hochlegen und ein bier aufmachen.

  5. classless Says:

    Genau! Ich bin immer dagegen, sich mit irgendwas eingehender zu beschäftigen oder sich an Debatten zu beteiligen! Sonst wird das ja mit dem Kommunismus am Ende noch was!

  6. Shigekuni Says:

    http://www.pamil-visions.net/wikipedia-deletes-lorenzo-von-matterhorn/28109/

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