Mean Meantime

March 17th, 2010

Wenn ich weniger poste, heißt das nicht unbedingt, daß es weniger zu posten gäbe

>>A majority of women believe some rape victims should take responsibility for what happened, a survey suggests.<< (BBC)

Die Veranstaltungen um den Frauentag (“Who cares?“) sind nun zwar vorbei, aber das Programm von “Reclaim Feminism” geht weiter.

Vom 16. bis 18. April findet im Westwerk in Leipzig der Brimboria-Kongress statt, Thema: “Die subversive Strategie des Fake”. Es wird z.B. um Urkundenfälschung, Situationismus und die Kulturindustrie gehen, mit von der Partie ist Martin Sonneborn.

Das Cover der neuen Egotronic-Platte:

Egotronic Ausflug mit Freunden Cover

Zwei verstörende Hinweise zum Thema Atomscheiße von Oona:

  • Nuklearwaffen sind laut diesem Bericht in viel mehr Händen, als ich angenommen hatte, und die Agenda der US-Regierung, die für den April eine große Konferenz über die “Sicherstellung” dieser Waffen anberaumt hat, besteht auch nur darin, die Zahl dieser Hände zu verkleinern.
  • Hier wiederum ist dokumentiert, wie mit den Opfern von Waffentests und Atomkraft bisher umgegangen wurde, wie z.B. ihre Erkrankungen von einem dubiosen Bündnis aus IAEA und WHO systematisch auf andere Gesundheitsrisiken geschoben wurden: Victims of the Nuclear Age.
  • Pirx über Westerwelle und das “Lohnabstandsgebot”:

    >>Jede Alternative zu einem Lohnarbeitsverhältnis, selbst ein als solche erkennbar nicht gedachtes Sozialsystem, verschafft dem Arbeitssuchenden die Möglichkeit, Angebote auszuschlagen (macht also „faul“). Eine weitere Absenkung der Sicherungssätze schafft nicht etwa „Gerechtigkeit“, sondern erschwert Arbeitslosen die Selbsterhaltung, verschärft die Erpressung, Arbeit anzunehmen ohne nach Bedingungen zu fragen, und erleichtert Unternehmern die Lohndrückung enorm, weswegen die ja auch so scharf auf mehr Armut im Lande sind. Flugs hat man wieder das Problem, dass die Höhe der Stütze den freien Fall der Löhne bremst…<<


    Textsampling bei Netzliteratur

    Slate: The Chemist’s War. The little-told story of how the U.S. government poisoned alcohol during Prohibition with deadly consequences.

    Die Marx-Maschine.

    Hagalil: “Das Verbreiten rassistischer Statements wie die Sarrazins sollen durch die Meinungsfreiheit gedeckt sein- die Kritik daran aber eben nicht. Anders lassen sich die Kommentare nicht lesen.”


    Marc-Uwe Kling: Wer hat uns verraten?

    German Garment – Deutsche Kleidung (Beatpunk):

    >>Ihr Selbstverständnis schwankt zwischen Psychose: »Wenn man in New York sagt, dass man aus Berlin kommt, ist man ein Gott« (Schweighöfer), Kontrollzwang: »Ich will wissen, wer das T-Shirt färbt, näht und verpackt.« (Winterscheidt) und Verdrängung: »Deutschland ist in allererster Linie meine Heimat. Und egal, was hier in der Vergangenheit für Greueltaten begangen wurden und wie sehr man sich dafür schämt – man kann auf eine gewisse, gesunde Art und Weise auch stolz darauf sein, hier zu leben. Wir haben eine Politik, die funktioniert, mit der man zwar nie komplett einverstanden sein wird, aber wir leben in Freiheit. Wir Deutschen waren es, die es geschafft haben, zusammen mit ehemaligen DDR-Bürgern die Mauer einzureißen und uns wiederzuvereinigen.« (Winterscheidt).<< el: Nina Scholz hated den Wald:

    >>Nun, als sie dann eben in Toronto war, hat sie sich rausgewagt in den Wald und ziemlich schnell gemerkt (also gefühlt, verstanden hat sie garnichts) was ihr eigentliches Problem ist: Langeweile! Dieser ihr verinnerlichte Reflex auf das objektive Grau ihres ach so kulturellen und abenteuerlichen Alltags in der Stadt lässt sie das Grünbraun der Pflanzen hassen.<<

    Ich werde ein Berliner: The Internet.

    >>The German people’s relationship with the internet has always been a conflicted one. (…)
    …some of Frank Schirrmacher’s key theses:
    1. The internet will turn a person’s brain into a messy puddle of grey goo. (…)
    2. Google’s “robots” will soon know everything you think, say, and do, and will someday use this knowledge to your disadvantage. (…)
    3. Some evil, all-encompassing internet entity, probably Google, is hard at work collecting all information about you (yes, especially you), which, any given day now, will enable a big German news website to have ads that are, by the wonders of cutting edge computer technology, targeted to specific demographics, like 25 year olds. Isn’t that shocking?
    The 90s called, they want their technology-related Big Brother doomsday scenarios back. Fortunately, due to the alertness of its co-publisher Frank Schirrmacher, there still is a news website that is definitely free of such tricky, targeted advertising, or, for that matter, any competitive or up-to-date content at all: His newspaper’s online version, found at www.faz.net.
    4. The ubiquity of Email, SMSs (sic), Facebook and “Tweeds” will inevitability lead to the complete loss of your attention span, and skill to concentrate.
    Yep. He literally used the word “Tweeds”. Repeatedly. You’ll have to decide for yourself if you can get over that show stopper, or rather wrap the book up at the first occurrence of “Tweeds” and send it back to Amazon. You know, they have that no-questions-asked money-back guarantee.
    << Wer wissen will, was in der deutschen Wikipedia so aufgerufen wird.


    Code bubbles via lasterfahrer

    Die “Welt” über den CCC:

    >>Passwortknacker: Es klingt seltsam, aber zukünftige Historiker werden uns recht geben: Neben ein paar linksliberalen FDP-Leuten hat sich im Computerzeitalter niemand so sehr um die Privatsphäre verdient gemacht, wie die Nerds. Es waren Hacker und Spielkinder, die schon in den seligen Zeiten des C64 wussten, was heute jeder ahnt: dass nichts auf dieser Erde vor den allwissenden Rechenhirnen sicher ist. Der Chaos Computer Club hütet dieses Wissen immer noch, und sein Name täuscht: Er vertritt eine wertkonservative Bewegung.<< Über den sowjetischen Lipsync-Vokalis-Interpreten Edward Hill:

    >>Recent interest in Hill has to do with the perceived strangeness, the uncanniness, the surreal character of this performance. There is indeed something uncanny about a lip-synch to a song with no words, and his waxed face and hair helmet certainly do not carry over well. But once one does a bit of research, one learns that the number was not conceived out of some desire to cater to the so-bad-it’s-good tastes of the Western YouTube generation, but in fact was meant to please –to genuinely please– Soviet audiences who were capable of placing this routine, this man, and this song into a familiar context. The audiences would recognize, for example, that the same number had been performed by the Azerbaidzhani singer Muslim Magomaev in a film from the early 1960s, The Blue Spark…<<


    Edward Hill freut sich

    Fabian Kettner über den Anarchismus:

    >>Das, was sympathisch ist am Anarchismus – das Aufrührerische, Negierende, Rücksichtslose, sich von allem loszusagen, an allem zu rütteln –, das ist auch naiv. Weil er hierbei stehenbleibt, weil er in diesem Stadium der Entwicklung seiner Gedanken verharrt und weil er diese immer wieder und nochmalig umrührt und dies mit deren Weiterentwicklung verwechselt, deswegen ist das, was naiv ist am Anarchismus, auch schrecklich. Denn was sich empört und widersetzt, was negiert – das ist längst nicht mehr eindeutig und von vornherein emanzipativ. Wer mit dem Anarchismus sympathisiert, gerade der muss ihn überwinden. Der Anarchismus sieht sich selbst als die ewige Jugend: ungebunden, wild, unbändig, un- und anti-autoritär, also als unfassbar und unfixierbar, sich ständig erneuernd. Er ist aber gleichzeitig von einem erstaunlichen Konservatismus, der nicht immer bloß historisch die Ahnenreihe von William Godwin bis Erich Mühsam pflegt, sondern auch in Sachen Theorie sich dazu verpflichtet zu haben scheint, auf der Stelle zu treten. (…)

    Die Gesellschaftsveränderung via nicht gewaltförmig durchgesetzten Wandels sondern per Bewusstseinsveränderung – ‚Evolution statt Revolution’ – zunächst bei sich selbst und dann bei anderen, scheint um soviel menschenfreundlicher zu sein. Der Anarchismus aber, so sagt er selbst, bezieht „das ganze gesellschaftliche Leben in sein Gesellschaftsveränderungskalkül“ ein (6) Es geht ihm nicht nur darum, die gesellschaftlichen Verkehrsformen zu verändern, um den Menschen Freiheit zu ermöglichen, ihnen diese und deren inhaltliche Ausgestaltung aber nicht vorzuschreiben. Mit Bezug auf Proudhon wissen Degen & Knoblauch, dass Anarchie „durch systematische individuelle Veränderungen“ ermöglicht wird, d.h. „wenn die Menschen dahin kämen, dass das politische Leben mit dem privaten eins geworden“ ist (35) – wenn also jeder Mensch der Staat geworden und das Individuum ausgelöscht ist.<<

    6 Responses to “Mean Meantime”

    1. lasterfahrer Says:

      platz 42 Vagina

      lol

    2. Shlomo Wolkenstein Says:

      Ich habe bei Torsun einen strukturellen Antisemitismus entdeckt. Bitte kritisiere ihn dafür.

    3. Aktionskletterer Says:

      Und dann immer diese tollen Vorschläge, dass man die Bäume anschreien und seine ganze Wut im einsamen Wald rausbrüllen soll.

      *gähn*

    4. Xenu's Pasta Says:

      Die Code Bubbles sahen anfangs ganz interessant aus, aber irgendwie sind sie doch nur Just Another Heavy IDE. Bezeichnend, dass Java als Beispiel genommen wurde. Vermutlich ist es das “zweite grosse Projekt” der Leute, die das geschrieben haben. Im “ersten” hatten sie ne Offenbarung, dass eine hochkomplexe IDE tatsächlich einem ne Menge Arbeit abnehmen kann. Dann haben sie sich das als Thema für nen grossen Beleg genommen (oder so). Inzwischen werden sie festgestellt haben (These meinerseits, ging zumindest mir so), dass drei viertel dessen, was Ihnen die IDE abgenommen hat, einfach nur fehlende Praxis war und das ganze rumgeklicke und Code-vom-Diagramm-generieren einfach nur nervt und nicht wirklich so viel Zeitersparnis bedeutet.
      Die Ration von “GUI-Benutzungs-Zeit” vs. tatsächlicher Implementationszeit erscheint mir jedenfalls nicht vorteilhaft.

    5. cyrano Says:

      Das Kling-Lied kommt ja anfangs in einem geschickt distanzierten Duktus daher, der diesen verraten-verkauft Topos sowohl als wahr als auch als lächerlich markieren könnte. Nun gut, ein “Verrat”, aber eben doch einer, der mit dem Programm übereinstimmte, ein Verrat also an den idealistischen Idioten, die meinten die Sozialdemokratie bringe je etwas andres als eben Demokratie, als gemeinschaftlicher Verwaltung des Elends. Aber dann kippt, er, sprich von der Verschwendung des schönen Geldes, hebt die Stimme, prangert den Verrat nochmal, überzeugter, überzeugende an. Und damit ist das Lied dann zurück im antiimperialistischen Mainstream, der allein der Zirklulationssphäre und der falschen politik feindlich gegenüber steht. Schaut auf die Gesichter der Zuschauer: Anfangs stößt das Lied auf sehr gemischte Gefühle, dieser Text, auf 3Sat, ist niemandem so wirklich geheuer, man flüstert, will das Gesicht verziehen, und grinst doch wissend. Irgendwas ist ja dran, oder? Aber was? Mit der Festetellung, die SPD habe “keinen Kanzlerkandidaten” bricht es dann hervor – ach, wir waren ja doch alle einer Meinung. Die Falsche Herrschaft ist es, die wir zu Zeit aufgrund falsche Opposition nicht an uns reißen können, ff: verraten, verkauft … das hat schon seine Richtigkeit; wie sind uns wieder einig.
      Erinnert an Brels Performances von “Les Bourgeois”, allein das hier der lächerliche Applaus des Bildungsbürgertums für den künstlerischen Angriff auf deren Klasse und den damit verbundenen Status von vornherein einkalkuliert und als ironischer Bruch beabsichtigt schien (Brels Kombination des Chanson mit kritischen, sich nicht am antikapitalistischen Ressentiment abbarbeitenden Texten sucht seinesgleichen), während bei Kling doch das herstellen eines Einverständnisses mit dem Publikum im Vordergrund zu stehen scheint.

    6. lasterfahrer Says:

      Xenu’s Pasta: ich habs noch nicht ausprobiert, werde ich wohl auch nicht da ich bis jetzt nicht viel mit java gemacht habe und die paar schritte dahin jahre her sind. gebe dir schon recht, wenn ich richtig verstanden habe, das so ein IDE ja auch eine maschine ist die es erstmal zu verstehen gilt. was mir manchmal auf den nerv geht ist das irgendeine funktion aufgerufen wird und ich mich dann durch berge von files arbeiten muss, welche ich selbst ja garnicht erstellt habe, um diese erstmal zu finden. dachte das die bubble idee dar ein bischen erleichterung reinbringen würde.
      aber so als bild fand ich das auch sehr interresant.

    Leave a Reply

    2MWW4N64EB9P