Überlegungen zu Hardware-GPL
October 20th, 2010Aus dem Umfeld der c-base kommt ein Ansatz, wie sich das Konzept der General Public License auf Technik und Technologie ausweiten lassen könnte. Befindet sich noch im Rohentwurfsstadium und möge daher kritisiert, gelobt, zerpflückt und bepflanzt werden!
>>Dann brauchen die Maschinen nicht nur eine Technische Zeichnung eines Rads, sondern viele andere Daten und Informationen, die als Meta-Tags neben der technischen Zeichnung vorhanden sein sollten, damit nicht immer wieder der Prozessplan eines Rades neu erfunden werden muss. Genau das ist das Ziel und der Inhalt einer Freien Technologie Lizenz (FTL), weitere Erleichterungen in der Produktion von physischen Dingen zu schaffen, genau so, wie es im Virtuellen heute mit Code und Content selbstverständlich ist. Dazu muss ein Dokumentationssystem aus Meta-Daten entwickelt werden, der für alle möglichen Bereiche nutzbar und anwendbar ist. Diese Daten sind nicht nur für Entwickler von Interesse, sondern können auch für Reparaturen und letztendlich für die Demontage verwendet werden. Nur so kommen wir endlich weg von den großen Müllhalden und hin zu den angestrebten Stoffkreisläufen.<<
Freie Technologie Lizenz (FTL) im “Wiki für Open Source Technologien”
(Eine recht blumige bzw. bienige Version davon nimmt unter dem Namen OpenBien in der gleichen Ecke vorsichtig Gestalt an.)
October 20th, 2010 at 15:25
Ich glaube nicht, dass komplizierte juristische Konstrukte der richtige Weg sind, weder für Software, noch für Hardware. Wenn man sich im verlinkten Wiki die “Rechtlichen Bedingungen für freie Technologie” anschaut, dann lässt sich das auf “Es existieren keine Schutzrechte” eindampfen. Warum also nicht das fordern?
Genau genommen versucht sich die GPL und möglicherweise künftig die FTL in der Kontrolle von Information nach der Veröffentlichung, mit den Mitteln des Zivilrechts. Die einzigen, die dabei gewinnen können, sind Anwälte.
Warum soll sich mir von einem anderen vorschreiben lassen, wie ich seinen von ihm veröffentlichten Code weiterverwende. Das Argument der “Monopolisierung der Fortentwicklung” ist übrigens auch keines: jeder kann von dem einmal veröffentlichen Code weiterentwickeln, released ist released.
October 20th, 2010 at 22:25
hm eine heldenhafte idee. aber im grunde hindert einen doch heutzutage niemanden eine erfundene maschine mit all seinen bauplänen usw. einfach jedem zugänglich zu machen. problem bleibt eben das immer jemand kommen kann der a) ein geschäftsader hat und b) das nötige kapital um daraus dann letztendlich ein geschäft zu machen und derjenige der es erfunden hat dann eventuell angepisst ist das er es nicht hingekriegt hat aus seiner erfindung etwas gemacht zu haben.
generell finde ich es eine gute idee, gerade so sachen das dinge nicht mehr repariert werden können oder nachgebaut werden können. eben wenn technologie von ihren besitzern aufgegeben werden, diese dann aber auf den lizenzen sitzen. das patentamt war ja, soweit ich das gelernt habe, mal angedacht gewesen eben eine datenbank mit bauplänen einzurichten in die jeder einsehen kann. das geht ja auch.
ich sehe es auch das das zivilrecht sich nicht ändert und das in der gesammten gesselschaft kein anderes bewusstsein dadurch herbeigeführt wird, weil jetzt ein paar dinge eben in einer freien lizenz da sind, vielleicht ändert sich das ja auch. am ende stehen da aber eben der block mit den gpl sachen und die anderen mit den abgeschotteten technologien.
am ende gewinnt dann eh die firma die es billiger produzieren kann. da ist es am ende eben doch nur wieder eine frage der ökonomien. wenn ich sage ich will nicht das meine technologie in militärischen technologien verwendet wird, jemand sie dann doch da einbaut und ich kohle mässig mir keinen anwalt leisten kann was dann?
October 22nd, 2010 at 16:15
Der Text klingt ja ziemlich nach Technik-Freaks. Warum nicht vorhandene Lizenzen verwenden, wozu standardisierte Dokumentationssysteme? In Sachen Open Source Hardware gibts ja schon viele Dinge, z.B. den Makerbot, Arduino, etc. Alles fein säuberlich im Internet dokumentiert mit allen wichtigen Daten etc. und unter Creative Commons Lizenz, mit jeder Menge Spaß am Basteln und Hacken.
October 23rd, 2010 at 00:49
Xenu’s Pasta Says:
Das Argument der “Monopolisierung der Fortentwicklung” ist übrigens auch keines: jeder kann von dem einmal veröffentlichen Code weiterentwickeln, released ist released.
Hallo
und warum kann man das???
Da muss man mal etwas weiter zurückgehen.
Der Grund der Entstehung der GPL war ja folgender:
Student B. Gates schrieb eine Mail in einen Forum, in dem es darum ging, dass jetzt gerade eine Übergangszeit stattfindet. Damals wurden von den Computerherstellerfirmen die Computer noch als Ganzes verkauft. Also Hard & Software aus einer Hand. IBM mit seinen PC-System krempelte damals langsam den gesamten Markt um. Die Ära der Großrechner ging zu Ende und etwas Neues fing an. In dieser Mail ging es u.a. darum, zukünftiges “Geistiges Eigentum” zu schützen. Zu dieser Zeit gab es die Problematik von “Raubkopiererei” so nicht, weil man ja bis dato immer nur komplette Computer kaufen konnte, also wo die Software schon drauf war, also inklusive. Mit der PC-Ära änderte sich aber schlagartig die Sachlage.
Da wurde dem Stallman urplötzlich klar in der damaligen Maildiskussion, dass er, wenn er etwas am Programmcode anderer, auch wenn er ihn legal erlangt hat, verändern wollte (was man in der “analogen Welt” Reparieren nennt), dass ihm das erschwert wird und er sich letztendlich auch strafbar machen würde. Er konnte damals nicht mit seiner Meinung die Entwicklung aufhalten, die dann folgte, wie z.B. Software patentierbar, es gibt nur noch zum Computer Binärcode ohne Quellcode, Microsoft verkauft IBM MS-DOS und erobert damit fast die gesamte Softwarewelt…
Aber was ihm dann dazu eingefallen ist: das geltende amerikanische Recht dazu zu benutzen, dass “sein freier Code” weiter die Freiheit genießen kann. Nämlich die Freiheit, Code zu verändern (REPARIEREN). Warum sollte man sonst Code ändern wollen, wenn alles gut funktioniert?
Ich muss dazu sagen, dass ich des Englischen nicht mächtig bin und soweit nur Sachen recherchieren konnte, die im Deutschen zugänglich waren. Vielleicht ist die Geschichte auch anders und meine falsch.
Jedenfalls: das ist der Urgedanke von Free Software, also Freier Software.
Dass der Freibiergedanke erst einmal siegte und man es mit dem Wort “Open Source” auch nicht retten konnte, ist noch mal ne andere Geschichte. Wichtig an dem Modell der GPL und seiner Lizenz war doch, dass Stallman sich jetzt beruhigt zurücklehnen konnte, weil seine Vorstellung und Idee von “Technischer Freiheit” und die Realisierung des von ihm entwickelten Softwareprojekts jetzt “vom Gesetz geschützt” wurde. Keiner könnte so ungeschoren den Code nehmen, verändern und wieder verbreiten (was ja in seinen Softwareprojekt ein Recht wäre) ohne aber den Quelltext mitzugeben. Jeder zukünftige Benutzer seines damals angefangenen Softwareprojekts sollte die Freiheit besitzen, seine Software reparieren zu können. Für alle Zeit. Deswegen die GPL und deswegen die Lizenz. Die starke Position war für ihn bzw. das Projekt, dass das Gesetz bei zukünftigen Streitigkeiten mit wem auch immer schützt und hilft.
Dieser einfache bärtige biertrinkender Mann hat also in letzter Minute noch einen Weg gefunden, also seinen Fuss in die Tür gestellt, genau in dem Moment, wo Bill G. genau davon träumte, mit seinen Projekt Microsoft und der gewitzten Idee von u.a. EULA und weiteren Verdongelungen die Tür für Konkurrenten sicher zu schliessen um dann die Weltmarktherrschaft im Softwaresektor zu übernehmen. Das Gesetz schützte also von damals an nicht nur die Idee von Software, die man noch selbst reparieren kann, sondern auch die Idee von Software, die man kostenlos (unabhängig) kopieren und auch weiterverbreiten (auch gegen Geld verkaufen) kann.
Dass genau das, also “released ist released”, so heute überhaupt noch möglich ist, ist u.a. ein Verdienst der GPL und ihres Schöpfers.
Und auch genau deswegen, aus diesem Grund bedarf es einer Freien Technologie Lizenz. Die krude Idee, selbst noch reparieren zu können, UNABHÄNGIG zu sein, das möchte ich bewahren und auch zukünftigen Generationen diese Freiheit gewähren. Wer könnte mir dabei besser helfen als “der Lange Arm des Gesetzes”. Statt dass Polizisten, Staatsanwälte und Richter sich NUR mit z.B. Atomkraftgegnern oder Umwelt- und Tierschützern juristisch auseinandersetzen, müssen sie es dann dadurch auch bei einer z.B. vertraglich zugesicherten, aber nicht eingehaltenen Recyclingerfüllung. Soll ich das alles in Zukunft dann selbst mühsam klären müssen oder darf ich auch mal so gewieft sein, und den langen Arm des Gesetzes für meine “Belange” in Anspruch nehmen und “für mich arbeiten zu lassen”? Es geht doch “meiner Meinung” nach dabei um was Gutes! “Oder?”
Prinzipell bin auch ich gegen komplizierte juristische Konstrukte. Ich umgehe diese, soweit ich kann. Aber man kann sich auch mal helfen lassen, bzw. versuchen, die Beschäftigung der Beamten und Juristen dann eben in eine andere Bahn zu lenken. Somit haben die dadurch weniger Zeit für anderen Blödsinn.
Das Wort der “Freien Technologie Lizenz” ist leider durch die negativ besetzten Form von Lizenz etwas daneben gegriffen. Hatte gerade auch die letzten Tage darüber nachgedacht und mir ist als Zusatz nur das Wort Protokoll dazu eingefallen.
Also mal anders ausgedückt: “Freies Technologie Protokoll”, das man sich dann lizensieren kann, man kann dann wählen wie z.B. bei der cc-Lizenz, dass…
…und jetzt denke man wieder an Stallman und seiner Freiheit, die er sich rechtlich schützen lassen hat, was uns allen heute zugute kommt…
…jeder die Sache Nachbauen darf und diese Nachbauten auch verkaufen kann, aber z.B. nur dann weiter “KOSTENLOS KOPIEREN UND VERKAUFEN darf, wenn er u.a. auch wirklich garantiert für X Zeit Ersatzteile dafür vorrätig hält und auch alle Metadaten der Sache an den Käufer weiter abgibt… Verstösst er also gegen die sich selbst auferlegte Regel aus dem Protokoll, hat jeder das Recht, der das Unrecht erkennt, den Langen Arm des Gesetzes damit zu beauftragen und zu beschäftigen, den Regelverstoss zu korrigieren!
Xenu’s Pasta Says:
Wenn man sich im verlinkten Wiki die “Rechtlichen Bedingungen für freie Technologie” anschaut, dann lässt sich das auf “Es existieren keine Schutzrechte” eindampfen. Warum also nicht das fordern?
“Es existieren keine Schutzrechte” ist unser Ziel. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Und damit überhaupt dieser Weg beschritten werden kann, muss man die Lage darstellen, darüber reden und langsam anfangen diese zu verändern.
Also dazu beitragen…
istari papkarton Says:
aber im grunde hindert einen doch heutzutage niemanden eine erfundene maschine mit all seinen bauplänen usw. einfach jedem zugänglich zu machen.
Klar, wird ja auch schon praktiziert. Leider ist es aber meistens so, dass Fotos oder Videos und eine Zeichnung alles sind, was da ins Netz reingestellt wird. Genau da wollen wir anfangen, das zu verbessern. Man muss es auch mal so sehen: die technische Entwicklung geht ja rasant weiter. So wie mit den Druckern, die heute nicht nur auf Endlospapier schwarz auf weiss drucken, sondern die ganze DIN-Gruppe hoch und runter, Hochglanzfotos oder CD`s in allen Farben und Auflösungen…
Jetzt gehts weiter mit der “3D-Druck”-Produktion. Und genau so wie damals, bietet man seine Daten nicht nur als HTML, sondern in bestimmten Fällen auch als PDF oder als Druckversion an. Und genau dafür braucht es einen Rahmen, “ein Protokoll”, dass all die Dinge einfach regelt. Ein Produkt wie z.B. eine einfache Maschine, besteht nicht nur aus ein paar Einzelteilen sondern auch aus Tausenden wichtigen Informationen zur Produktion.
istari papkarton Says:
am ende gewinnt dann eh die firma die es billiger produzieren kann. da ist es am ende eben doch nur wieder eine frage der ökonomien. wenn ich sage ich will nicht dass meine technologie in militärischen technologien verwendet wird, jemand sie dann doch da einbaut und ich kohle mässig mir keinen anwalt leisten kann was dann?
Natürlich ist es eine Frage der Ökonomie. Es gibt aber auch 6 Mrd. Ökonomen auf unserem Planeten Erde. Die müssen sich dann eben besser strategisch organisieren. Genau das ist die Aufgabe von OpenBien.
Das mit der militärischen Verwendung ist eine schwierige Angelegenheit. Die machen sowieso, was sie wollen. Leider kann die Lizenz dazu auch nichts ausrichten, weil die Interessen da anders liegen und Beamte und Gerichte weisungsgebunden sind. Bei “einfachem Lizenzbruch” arbeiten die aber durchaus nach Recht und Gesetz. Davon haben auch schon Schöpfer von GNU-Linux Gebrauch gemacht oder auch Schöpfer, die die cc-Lizenzen benutzen.
Ich hatte selbst das Problem in der Vergangenheit. Beschäftigte mich mit Robotern und musste letztendlich die Sache einstellen, weil mir klar war, das KEINER mir bei solch einer Problematik helfen könnte. Da muss jeder für sich selbst entscheiden und Verantwortung zeigen, statt blauäugig durchs Leben zu gehen.
Aber was man auf alle Fälle in der Lizenz festlegen kann und soll und wo höchstwahrscheinlich auch der Lange Arm des Gesetzes dir helfen wird/muss, ist, wenn du festlegst, nur für den privaten Gebrauch, oder frei für Kinder, Schule und Universität.
Verstösst jemand dagegen, kommen Konsequenzen. Also hilft (soll) dir da die Lizenz, auch wenn du kein Geld hast, weil viele Akteure dahinter stehen und die Sache erweitern und verteidigen. Hoffe ich doch mal für die Zukunft.
MfG Herr Schmidt
October 23rd, 2010 at 12:42
# mischka Says:
Warum nicht vorhandene Lizenzen verwenden, wozu standardisierte Dokumentationssysteme? In Sachen Open Source Hardware gibts ja schon viele Dinge, z.B. den Makerbot, Arduino, etc. Alles fein säuberlich im Internet dokumentiert mit allen wichtigen Daten etc. und unter Creative Commons Lizenz,
Hallo
Weil diese nicht das gesamte technische Spektrum mir ihrer Lizenz abdecken, das man brauchte, um PtoP zu produzieren.
Makerbot und Arduino sind in Englisch. Damit kann ich leider nichts anfangen.
Leider sind auch in diesen Projekten nicht alle Daten vorhanden.
MfG Herr Schmidt
October 23rd, 2010 at 18:29
@istari – Mißbrauchsschutz ist immer auf eigenes Risiko. Wenn Du nicht möchtest dass Deine Erfindung missbraucht wird dann musst Du versuchen das konstruktionsbedingt auszuschließen. Eine Zweckbindung stellt die gesamte Offenheit der Lizenz in Frage, weil sie eine geschlossene Instanz benötigt welche sie im Einzelfall interpretiert. Zum Aspekt Militär läßt sich sagen dass das übelste Problem durch die offene Lizenz bereits ausgeschlossen ist, nämlich dass Du als Lizenzgeber von lieferantensymmetrischen Kriegen in besonderem Maße profitierst.
October 23rd, 2010 at 23:03
Hallo Herr Schmidt, ich hoffe ich habe bei scannen nix wichtiges übersehen. Das mit der Geschichte ist ja alles schön und auch teilweise richtig. Die GPL ist zwar die erste “freie” Lizenz, aber manchmal ist es so, dass spätere Ideen auch nicht schlecht sind. Daher fasse ich mich kurz und beschränke mich auf die Differenzen dazu:
Lizenzkram:
– das gesamte technische Spektrum lässt sich mit keiner Lizenz abdecken, wenn das das Zeil der FTL ist, wird sie nie ernsthafte Anwendungsfälle sehen. Alles von vornherein abdecken zu wollen ist 1. unmöglich, dar bereits im Versuch gescheitert und obendrein entweder überkomplex oder viel zu generell um anwendbar zu sein
– wenn ich als Entwickler auch nur eine Chance haben möchte, eine Verletzung der GPL juristisch zu verfolgen, habe ich zwei Möglichkeiten: viel Geld einsetzen und hoffen den richtigen Anwalt gefunden zu haben oder mich an die FSF wenden (welche die Auslegungshoheit der GPL beansprucht und naturgemäß die versiertesten Anwälte zum Thema hat) und dafür die Rechte an meinem Code abtreten – Freiheit?
– sind zumindest in meinen Augen die BSD-ähnlichen Lizenzen (BSD, ISC, MIT) wesentlich freier, und weniger kompliziert, größter Gegensatz: GPL3 mit 35kBytes plaintext vs. ISC mit gut 700 Bytes fast 50:1.
Ansonsten:
“released is released” war schon immer möglich und wurde auch praktiziert, und zwar a) im akademischen Bereich, b) im Hobby-Bereich (dann als “public domain”). Dass das ganze eine breitere Kultur geworden ist liegt m.E. eher an der rapide gewachsenen Verfügbarkeit der Mittel währenden der 80er, als an ein paar Hippies mit Jura-Ambitionen. Der wesentliche Part, den die GPL spielt, liegt meiner Meinung nach in der juristischen Verkomplizierung der Sache. Vor der GPL war den Leuten im Hobby-Bereich eine Lizenz auf ihren Code eher egal, d.h. wenn jemand Code publiziert hat (durchaus auch noch in den 90ern z.B. in der Demo-Scene oder unter Virus-Schreibern), dann wurde der einfach veröffentlicht, ohne Copyright-Notiz.
Seit ein paar Jahren ist die GPL für Installer sogar zur Click-Through-EULA geworden. D.h. es ist Trend, dass wenn man ein Programm nutzen möchte, ohne sich auch nur einen Hauch für die Sourcen zu interessieren, man per Mausklick bestätigen muss, dass man wahrgenommen hat, dass das Programm dieser (oder einer anderen) Lizenz unterliegt. Und genau dort der von Dir oben ins Spiel gebrachte Student B. Gates gewonnen: dass es auch für “freie” Software kulturell üblich ist, sich durch meterlange Lizenzen zu klicken. Ohne das das die Lizenz im Wortlaut verlangt, wohlgemerkt. Die GPL-Szene ist freiwillig zum Erfüllungsgehilfen der Softwaregiganten geworden.
October 25th, 2010 at 02:23
Donauwelle Says:
Eine Zweckbindung stellt die gesamte Offenheit der Lizenz in Frage, …
Hallo
Hatte mit deinem Text erst mal so meine Schwierigkeiten, die sich aber nach mehrmaligen Durchlesen dann doch auflösten und ich den Sinn dahinter verstand.
Offenheit und Lizenz stehen sich gegenüber. Dem bin ich mir von Anfang an sehr bewusst. Deswegen sprach ich weiter oben schon an, dass das Wort Lizenz ungeeignet ist und Protokoll eigentlich das “bessere” Wort sein könnte. Jedenfalls wird daran auch noch weiter gearbeitet, weil das Projekt ja erst noch in den Anfängen seiner Entwicklung ist.
Donauwelle Says:
…weil sie eine geschlossene Instanz benötigt welche sie im Einzelfall interpretiert.
Dieser Satz impliziert sofort im ersten Moment die Antwort: es geht um Macht! Aber machtlos sein ist auch keine gute und erstrebenswerte Alternative. Der “Lizenz”-Gedanke wurde von uns ja nicht deswegen ersonnen, damit wir auch noch einen Claim in all diesen Rechtstreitigkeiten erzeugen, so das wir (6 Mrd. Menschen) dann weiterhin verlustreich gegeneinander streitend produzieren. Sondern wir sind uns klar geworden, das durch die technische Entwicklung einerseits und anderseits durch die Entwicklung der Bildung der Menschen ein “neues Agieren” stattfinden wird/kann, die der Peer-to-Peer-Produktion. Genau für diese Zielgruppe entwickeln wir eine Grundlage, also die besagte Lizenz, die genau dafür da ist, dass sie weiterhin auf gleicher Augenhöhe bleiben können und nicht doch wieder in alte Muster der Master/Slave- Architektur abfallen. Da ist es also wichtig, dass es zwischen denen eine höhere Instanz gibt, die aber auch auf einem gemeinsamen Konsens und gemeinsamen Werten der Peers beruht. Ich bin mir der Gratwanderung bewusst, und ich bin mir auch bewusst, dass mein gut gemeinter Ansatz sich mit der Zeit auch ins Gegenteil verwandeln kann, ohne dass es meine Absicht ist. Aber bei all den derzeitigen Problemen, die mich persönlich treffen und Generationen nach mir (uns), also z.B. umwelttechnisch, bleibt mir nichts anderes übrig als zu sagen: um Pessimist zu sein, ist es zu spät! (frei nachgesprochen nach dem Dokumentarfilm HOME)
MfG Herr Schmidt
October 25th, 2010 at 02:28
Xenu’s Pasta Says:
– das gesamte technische Spektrum lässt sich mit keiner Lizenz abdecken, wenn das das Ziel der FTL ist
Hallo
Ehrlich gesagt, nach etlichen gedanklichen Spielen mit der Idee kamen ab und zu solche “Wahn”vorstellungen auf. Habe aber zum Glück immer wieder den Notausgang zur Realität gefunden, die aber auch nicht besser ist. Wir konzentrieren und bei der Zielvorstellung grundsätzlich erst mal auf die kleinen Dinge des Lebens, die Peer to Peer abgewickelt werden können. Letztendlich können aber viele Peers auch wieder größere Dinge bewerkstelligen, wenn sie sich darüber bewusst sind, fähig und die nötigen ökonomischen Voraussetzungen mitbringen.
Xenu’s Pasta Says:
…FSF wenden (welche die Auslegungshoheit der GPL beansprucht und naturgemäß die versiertesten Anwälte zum Thema hat) und dafür die Rechte an meinem Code abtreten – Freiheit?
Wie war das damals noch mal in Werners (Brösel) Film, als die beiden vor dem Altar standen um zu heiraten? Von Rechten halbieren und die Pflichten verdoppeln, sprach da der Pfarrer! 😉
Da muss ich mal fragen: Es muss doch einen Grund gegeben haben, warum ein Entwickler sich unter eine Lizenz stellt?
Das Wort Freiheit ist ein sehr abstraktes Wort. Meistens dient es eigentlich nur als leere Worthülse.
Mal anders ausgedrückt, was ist der Unterschied zwischen frei und Freiheit?
Xenu’s Pasta Says:
– sind zumindest in meinen Augen die BSD-ähnlichen Lizenzen (BSD, ISC, MIT) wesentlich freier, und weniger kompliziert
Das weiss ich nicht, weil für mich das alles eh kompliziert genug ist. Aber was ich dazu denke, weniger weiss, ist, dass jede Lizenz eine andere Ausgangsbasis hatte und einer anderen Zielvorstellung. Oder? Vielleicht hast du auch Lust, uns die Sache im Wiki gegenüberzustellen?
Xenu’s Pasta Says:
Ansonsten:
“released is released” war schon immer möglich und wurde auch praktiziert, und zwar a) im akademischen Bereich, b) im Hobby-Bereich (dann als “public domain”). Dass das ganze eine breitere Kultur geworden ist liegt m.E. eher an der rapide gewachsenen Verfügbarkeit der Mittel währenden der 80er, als an ein paar Hippies mit Jura-Ambitionen.
Leider wird das Praktizieren der a&b-Kultur immer schwieriger und die Hoffnung der “Geistigen Eigentümer”, die sich durch juristische und politische Aktivitäten mehr und mehr ausbreiten, lassen nichts Gutes für die Zukunft erwarten. Gerade der akademische Bereich musste so
etliche Federn (Freiheiten) lassen und die Sache ist so auch noch nicht am Ende. Selbst die Private (Sicherungs-)Kopie hat schon gerichtliche Vorladungen gehabt. Das nicht die Hippies mit Jura-Ambitionen es waren, sondern die rapide Verfügbarkeit, stimmt. Aber so einige, ein ganz kleiner Prozentsatz (statt Namen), haben uns dabei geholfen, tiefes Verständnis von der Sache zu gewinnen als auch unsere Wahrnehmung dafür zu entwickeln.
Xenu’s Pasta Says:
D.h. es ist Trend, …Student B. Gates gewonnen: dass es auch für “freie” Software kulturell üblich ist, sich durch meterlange Lizenzen zu klicken.
Ohne dass das die Lizenz im Wortlaut verlangt, wohlgemerkt.
mh…das errinert mich analog zu den DVDs, die man kauft und dann wartet und wartet, bis der Film endlich los geht. Ich weiss, was du meinst. Ist eben ein klassisches Eigentor unserer Mannschaft, was sollte man sonst dazu sagen. Anderer Standpunkt oder Meinung?
Xenu’s Pasta Says:
Die GPL-Szene ist freiwillig zum Erfüllungsgehilfen der Softwaregiganten geworden.
Um im obigen Kontext zu bleiben, denke ich eher, es ist der schwache Versuch, den Benutzern duch den Klick darauf aufmerksam machen zu wollen, das die kostenlose Software, ich denke die meinst du, keine Selbstverständlichkeit ist, sondern eine Großzügigkeit.
Da fehlt bis jetzt ein kreativer Akt, der das Potiental besitzt, all den Benutzern den Unterschied klar zu machen, was die Bedeutung von Freier Software ist und dass es diese auch kostenlos geben kann. Der Name Open Source hat’s jedenfalls nicht geschafft, das Dilemma der Allmende zu beseitigen. Es ist ja auch anderseits schwer vorstellbar in einem virtuellen Raum ohne großen Widerstand, Bewusstsein und Verantwortung zu erlangen. Die Ausgangsbedingungen und Grundvorraussetzung sind für die FTL und OpenBien im realexistierenden Raum dann ganz andere, als sie die GPL & Co hatten bzw. haben. Frisches Wasser, Luft und Bäume sind nicht einfach so kopierbar und lassen sich so einfach teilen wie Code und Daten.
Ansonsten: Als damals die ersten Linux-Distribution mit Windowsmanager zum Klicken starteten und es u.a. WIN95 und WIN98 Loks gab, also Linux, das so aussieht und funktioniert wie Windows, hab ich mir auch die Hände vors Gesicht gelegt und konnte nur noch mit dem Kopf schütteln.
Es ist viel Zeit seit damals vergangen, in der ich dann auch lernte, dass wir Menschen zu 99% eigentlich nur nachahmen und wir nur ab und zu mal wirklich kreativ sind, selbst ich. Das ist nun mal unser gemeinsames Schicksal als Menschen. Aber das 1ne % gibt doch Hoffnung. Das beinhaltet auch, dass sich eine Sache wandeln kann und auch wird. in die oder in eine andere Richtung. Nichts ist ja beständiger als der Wandel.
Die FTL und OpenBien sind so erst mal nichts Kreatives. Wir mischen und ergänzen auch nur vorhandene Sachen zu etwas anderem, was einen Moment neu ist. Was wir aber vor allen Dingen tun wollen, ist, Vorhandenes verbessern, wo es etwas zum verbessern gibt, also Bedingungen für das 1ne % zu schaffen.
MfG Herr Schmidt
October 25th, 2010 at 12:48
Hallo Herr Schmidt,
ich stell doch gar nicht in Abrede, dass Ihr den Wunsch habt, der Menschheit zu helfen. Die Frage ist doch, ob der Menschheit damit tatsächlich geholfen ist. Ich stelle Euren “Designprozess” in Frage.
In der Software geht es unter anderem so: Ich baue eine Software für ein konkretes Problem. Kommt später ein ähnliches Problem des Wegs, erweitere ich. Kommt ein weiteres Problem des Wegs, generalisiere ich. Ich habe das Gefühl, dass Ihr mit der generalisierten Stufe gleich anfangen wollt, ohne auch nur ein konkret definiertes Problem zu haben.
Mein Tipp an Euch: schreibt Euch ganz konkret auf, was für Teilprobleme Ihr lösen wollt. Wenn das einzige, was ihr habt, das “Warum ist eine Freie Technologie Lizenz notwendig?” und “Wann ist eine Freie Technologie Lizenz notwendig?” ist, dann ist das viel zu schwammig. Das Ergebnis, welches ihr bekommt wird _nie_ besser sein als die Problemdefinition (shit in – shit out)
October 25th, 2010 at 19:04
@Herr Schmidt – Nein. Es geht darum dass sich die Zweckbindung “nur zivil, aber nicht militärisch zu verwenden” in der Umsetzung überhaupt nicht von “nur der favorisierten Kriegspartei bereitzustellen, nicht der anderen” unterscheidet. In der einen wie der anderen Situation wird ein verallgemeinerbares Verfahren benötigt um Etikettenschwindel auszuschließen (sonst müsste theoretisch in jedem Einzelfall der Erfinder gefragt werden). Führt das zu weit, dann ist es vielleicht besser auf die Zweckbindung zu verzichten. Sie wird verlangt um für die bekannten Effekte geschlossener Lizenzen zu kompensieren.
October 27th, 2010 at 18:50
@Herr Schmidt: ich denke auch, dass „Protokoll“ das bessere Wort wäre, weil ein Großteil der angestrebten Ziele rechtsförmig gar nicht umsetzbar ist. Statt auf Recht kann man bei Hardware (sofern man sie nicht patentieren) will, meist nur auf die freiwillige Mitwirkung der anderen setzen. Anders als bei der GPL kann man bei einer „Freien Technologie Lizenz“ niemanden verklagen, wenn er/sie gegen die dort formulierten Bedingungen verstößt, weil’s dafür nämlich gar keine rechtliche Grundlage gibt. Darüber habe ich früher geschrieben: Copyleft für Hardware – ein kniffliges Problem.
Ein anderer aktueller Ansatz zur Umsetzung einer solchen freiwilligen Mitwirkung ist das Ohanda-Projekt (leider vorerst nur Englisch). Da geht’s um ein Warenzeichen (Trademark), das sich jede/r, der/die Open-Source-Hardware veröffentlicht, auf die Produkte kleben darf. Da die Hardware Open Source ist, können sie dann zwar alle für ihre eigenen Zwecke anpassen und gebrauchen, aber nur wer seine eigenen Modifikationen selbst wieder freigibt, darf das Warenzeichen verwenden. Wenn sich bei den Leuten mit der Zeit ein Bewusstsein für die Bedeutung von Open-Source-Hardware entwickelt, könnte das ein starker Motivator werden, sich an die Regeln zu halten, um das Trademark führen zu dürfen.
October 28th, 2010 at 10:06
@istari – Einen Gedanken will ich dem noch hinzufügen: In einem solchen Fall solltest Du nicht in der Lizenz vor dem Mißbrauch Deiner Erfindung warnen, sondern in Deinem Testament. Vielleicht sollte in jeder offenen Lizenz nur für den Fall dass sie ihn überlebt, stehen: Bitte respektieren Sie den letzten Willen des Erfinders.
October 29th, 2010 at 20:55
Xenu’s Pasta Says:
Mein Tipp an Euch: schreibt Euch ganz konkret auf, was für Teilprobleme Ihr lösen wollt. Wenn das einzige, was ihr habt, das “Warum ist eine Freie Technologie Lizenz notwendig?” und “Wann ist eine Freie Technologie Lizenz notwendig?” ist, dann ist das viel zu schwammig.
Hallo
Mein Tip: du liest dir das ganze noch mal durch. denn es steht alles da. Der Sinn des ganzen und der Weg dahin.
Denn, warum kommt die “Community” im Netz mit Projekten vorran und nicht im Realen? Weil es ein riesiges Mienenfeld an informationensdefiziten gibt. genau deswegen sind Projekte im “Hard”warebereich so schwierig.
Donauwelle Says:
Führt das zu weit, dann ist es vielleicht besser auf die Zweckbindung zu verzichten.
Hallo
genau das ist die eigentliche Arbeit des FTL-Projekts, antworten auf Fragen zu liefern aus denen man dann entscheidungen fällt.
Christian Siefkes Says:
meist nur auf die freiwillige Mitwirkung der anderen setzen. Anders als bei der GPL kann man bei einer „Freien Technologie Lizenz“ niemanden verklagen, wenn er/sie gegen die dort formulierten Bedingungen verstößt, weil’s dafür nämlich gar keine rechtliche Grundlage gibt.
Hallo
Natürlich setzen wir auf die freiwillige Mitwirkung. Es geht auch nicht darum, andere “besser” verklagen zu können. Aber es muss einen Weg geben, eine einmal entstandene Ressource, die die zweckbestimmung zum Allgemeingut beinhaltet, auch für alle Zeit zu sichern. Es geht mir weniger um eine rechtliche Grundlage. Es soll eher auf der Grundlage der menschlichen Vernuft aufgebaut sein.
Als Argument für den Weg der FTL (oder wie das dann immer heissen wird) will ich mal lieber ne Frage nachfragen: Wie konnte sich denn der Gedanke von Geistigen Eigentum so gesetzlich Manifestieren, das daraus so etwas wie die GEMA und ect. geworden ist.
Ich will jetzt nicht gegen etwas sein bzw. die GEMA baschen, aber ich nehme es zum Anlass, darüber mal anzuregen um Nachzudenken, das diese exllusiverechteidee ja auch erst “gemacht” und durchgesetzt werden musste. Genau darüber will ich in dem Projekt nachdenken, wie wir es schaffen können, das Menschen etwas zum allgemeingut beitragen können ohne das es andere dann wieder zu etwas exlusiven machen können und das dieses dann allgemein Respektiert wird.
Das Ohanda-Projekt ist so erst mal ein entsprechender lösungsansatz. Allerdings ist es nur ein Siegel das etwas ausdrückt, das eher wichtiger für Konsumenten ist als für entwickler. Weitere Informationen stellt es so nicht zur verfühgung. Genau das ist aber ein Fundamentaler wichtiger Bestandteil der FTL, weil er Entwicklern bei der suche nach Lösungen hilft, schnell komplexe Fragen sich zu beantworten zu können um so grundlegende entscheidungen zu treffen.
Beispiel: Wenn ein Werbemann/frau ein Bild für ein Projekt (Fleyer) braucht, kann es sich mit hilfe der cc-lizenz schnell entscheiden. Bei einen Fleyer-Projekt einer Bürgerinitiative wird man/Frau für eine kostenlosen Alternative entscheiden. Macht man/frau einen Auftrag für eine Firma, wo so das Geld für eine Lösung keine rolle spielt, wird man sich auch für eine Lösung (Bild) entscheiden können, die entsperchend Kosten verursacht.
Die cc-lizenzen entscheiden nicht über Kommerzielle und Nichtkommerzielle sondern die Lizenz ist zum UNTERSCHEIDEN da. Und u.a. gehts genau darum in der FTL, jedenfalls hauptsächlich. Das die FTL darüber hinaus auch die Menschen “verleiten” soll, mit der Ressource für das Allgemeingut einen Beitrag zu leisten, soll kein Geheimnis bleiben.
Ich hab mir noch mal selbst den text zur FTL durchgelesen und finde (für mich) eigentlich alles erklärt. Wie ich aber immer wieder merke, kommt der text so nicht eindeutig rüber. Villeicht liegt es aber auch nur daran, das jeder nur seine Dinge wiedererkennt, die für einen wichtig sind.
Dein Link war auch nochmal eine Gute Gedankenstütze zum thema.
MfG Herr Schmidt