classless Ausblick auf 2019: Streik, Sozialismus, Hüfte
January 2nd, 2019Das Streikjahr 2019 geht gleich heute mit dem Verdi-Geldtransporter-Streik los, zu dessen Gelingen durch Geldabheben beigetragen werden kann. Aber auch sonst steht viel an. Weitere Pflegestreiks sind angesichts noch verschärfter Lage (Personalnotstand, Kürzungen, Schließungen) wahrscheinlich – lokale Initiativen wenden sich derzeit gegen eine Krankenhaus-Schließung in Bad Frankenhausen und gegen den Personalmangel an der Charité in Berlin. Nach den Frauenstreiks der letzten Jahre (u.a. Polen, Spanien, Irland, USA, Argentinien) gibt es für dieses Jahr nun auch größere Vorbereitungen in Deutschland und der Schweiz. Auch die von Greta Thunberg insprierten Klima-Schulstreiks, die seit Dezember u.a. unter den Hashtags #schoolstrike4climate und #fridaysforfuture laufen, scheinen keine einmaligen und begrenzten Aktionen zu bleiben, sondern ab Freitag wieder in vielen Ländern weiterzugehen. In Frankreich ist überhaupt noch keine Ruhe eingekehrt, es wird zu einer Versammlung der Versammlungen, einer Kommune der Kommunen aufgerufen. In Indien wird die vom KP-nahen CITU angeführte Gewerkschaftsbewegung ihren größten Streik der Menschheitsgeschichte vom September 2016 nun am 8. und 9. Januar wohl noch überbieten – zusammen mit Bauernverbänden und allen großen Gewerkschaften (selbstredend außer der nationalistischen Bharatiya Mazdoor Sangh) sollen 180 Millionen Arbeitskräfte zwei Tage lang gegen die neoliberal-konservative Regierung Modi, die Massenarbeitslosigkeit und die Massenverarmung der Landbevölkerung in Streik treten.
Hierzulande hat die Bahngewerkschaft EVG gerade erst gleichzeitig die enorme Wirksamkeit von Logistikstreiks wie auch die für alle überraschend hohe Streikbereitschaft demonstriert, was für Solidaritätsaktionen mit weniger streikfähigen Arbeitskräften nutzbar gemacht werden könnte. Und auch wenn es bisher zu keinen neuen Betriebsübernahmen durch Belegschaften gekommen ist, konnten durch Streiks jedoch im vergangenen Jahr Schließungen verhindert werden (Halberg Guss) oder zumindest Abfindungen, Umschulungen und Zahlung ausstehender Gelder durchgesetzt werden (Backbetriebe in Augsburg)
Ich werde also weiter über die Klassenkämpfe und ihre Geschichte schreiben und sprechen, zur Revolution vor hundert Jahren gibt es bereits erste Vortragstermine im Ruhrgebiet, in Bremen und Sachsen, wo immer möglich weiter den damaligen Ereignissen, nun also der “zweiten Revolution” ab Januar 1919, folgend. Zum Jubiläum der Maueröffnung sowie der Gründung der DDR und der Volksrepublik China möchte ich außerdem meinen Vortrag “‘Realsozialismus’ – Kommunismus? Kapitalismus? ‘Wirkliche Bewegung’?” (die Slides von 2013) neu auflegen, um das Thema der Verwendung als aufgeladene Referenz und Debattenmunition zu entreißen. (Ganz anderer Zugang: das neue Computerspiel “Soviet Republic – Workers and Resources” – Planwirtschaft als Aufbau-Simulation.) Außerdem soll es Veranstaltungen zum Ende der DDR und den Folgen (erster Termin voraussichtlich in Görlitz) und zur Ambivalenz der DDR-Kulturproduktion (zuerst in Aachen) geben. Ein ganz neuer Vortrag wird sich um die Hüfte drehen(!), genauer um die menschliche Hüftbewegung, also um das, was uns evolutionär zu Menschen machte – Premiere ist für Plauen geplant.
Entlang dieser Themen wird sich wohl auch das musikalische Jahr bei mir gestalten – beim Hüftschwung die Hüfte auch direkter thematisieren (ein Arbeitstitel: “The root that rocks”), für die immer noch so schwierige Verbindung zwischen Linken und Arbeitskämpfen einfache Anleitungen à la “Talking union” vertonen, die Streikparole “Die Lagerarbeiterinnen haben keine Angst” aus der Labournet-Doku “Die Angst wegschmeißen” zu einer allgemeineren Aufwiegelei ausarbeiten…
In diesem Sinne – anfangen, weitermachen, nicht aufhören! Kämpfen, lernen, Hinternwackeln! Und schreibt mir für Anfragen, Anmerkungen, Verabredungen.
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