Braunschweig -> Köln

January 22nd, 2009

Einige der Entdeckungen in Braunschweig: der Typ, der bei LFOs psychedelischem Gabber am kontinuierlichsten abgeht, trägt ein Egotronic-Shirt; der israelsolidarische Skin, der die Bar macht, will mit seiner Band “Der Tausch” covern; es gibt ein “Klassenkampf”-Brettspiel von Bertell Ollman.

Der Tonmann fährt uns nach dem Frühstück zum Rasthof Zweidorfer Holz an der A2: LFO auf der Südseite auf dem Weg nach Berlin, ich auf der anderen Seite will nach Köln.

Mit einer polnischen Band, die in Amsterdam auftreten soll, komme ich bei polnischer Hardcore-Beschallung, schleppendem Verkehr und schleppendem englischen Gespräch (es geht um eine Frau, die im Hochzeitskleid von Italien in den Nahen Osten trampen wollte, dann aber in der Türkei tot in den Bergen aufgefunden wurde) bis zum Rasthof Garbsen mit, wo ich eigentlich noch mal was essen mag. In der Raste ist es aber viel zu voll. Ich stelle mich gleich wieder an die Ausfahrt und halte einen weiteren Polen an, der in Antwerpen arbeitet und mit dem es sich auf Englisch viel besser unterhalten läßt.

Er hätte Flämisch lernen wollen, in der Firma hatte es aber geheißen: Wozu denn? Also gab es keinen Kurs. Voll des Lobes ist er für den deutschen Fleiß und für die seiner Meinung nach geschickt in der reizvollen Landschaft versteckte Industrie – vielleicht der erste Pole, der mir das so sagt. Er kennt aber auch nur das, was er links und rechts der A2 gesehen hat.

Ich stehe in Rhynern, kurz bevor es dunkel wird. Überall Regenwolken, die Ausfahrt ist mit LKWs zugestellt. Mit meinem schwarzen Windbreaker und der schwarzen Hose bin ich kaum zu sehen. Als ich mir denke, ich sollte wohl doch lieber zur Tanke laufen und mir die ganzen blöden Ausreden anhören, gibt’s ein energisches Bremsmanöver und ich sitze im Auto eines aus Sibirien stammenden Zeitsoldaten, als Fallschirmjäger in einer Kompanie mit schweren Waffen, die deshalb relativ sicher nie im Ausland eingesetzt wird. Wie sich alles verändert hat: Vor zehn Jahren freuten sich die Soldaten, die mich mitnahmen, über solche “sicheren” Einheiten, heute erzählt mir der Fahrer, daß er unbedingt in Afghanistan eingesetzt werden will.

Er will nach Hennef, fährt mich aber noch bis zum Bahnhof in Deutz.

4 Responses to “Braunschweig -> Köln”

  1. Cannabis Kommando Says:

    Oh, Pippa Bacca.

    Mitte des 20. Jahrhunderts hat man Autobahnen zum Spazierengucken gebaut, heute haben die Land- und Ortschaften die von der Autobahn aus am schönsten anzusehen sind auch die größten Lärmprobleme. An neueren Autobahnen sieht man hingegen oft nur noch Lärmschutzwälle.

    Soldaten, die im Dienst haben auf den Raststätten lustige Ausreden.

  2. Frank Says:

    Ich hatte doch gerne Polnische Soldaten, es hat mir einer sehr gut geholfen letzte Sommer, bereits dunkel am Landstrasse, und ich hatte das starke Gefuhl das er seinem Pflicht machte, mir weiter zu bringen, und dann genau zur Ziel. Eben nur zwei kilometer von seiner weg, war trotzdem wieder mahl sehr schoen beim eintritt des Ferienparks aus zu steigen.

  3. Flummi Says:

    hehe, das wird ein lustiges cover.

    der schlagzeuger der israelsolidarischen skinheadband 😀

  4. classless Says:

    Bin gespannt!

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