Gsellmann holt Teile und baut

February 26th, 2009

Die Dubversion der gestrigen filmisch umrahmten Lesung aus Klaus Ferentschiks “Weltmaschinenroman” über den “Mechaniker der Nutzlosigkeit” Franz Gsellmann im Literaturhaus:

>>Das da. Miniatur-Atomium. Er ist unterwegs für seine Teile. Alles Geld, das er hatte, investierte er in seine Teile. Er bleibt stur und standhaft und baut und baut und baut. Alles voller Teile, Kabel, Spulen und Stecker. Der Klang der Maschine. Der Lärm war ohrenbetäubend, doch für Gsellmann war es wie eine Sinfonie. Er träumt davon, morgens in den Raum zu kommen und ein kleines Produkt liegt da. Oder ein großes. Wie er bei seinen Hühnern morgens Eier vorfindet. Der Bauer von hinter den sieben Bergen, trinkt Schnaps und Most. Da geht einer her und baut eine Maschine, die nichts produziert. Immer weiter konsequent zum Schrotthändler gehen. Sie meinten, er solle sich nützlich machen. Er sagt: Ich habe genug Geduld mit den Menschen, sie aber nicht mit mir. Das letzte Bauteil: ein rotierendes Fragezeichen. Die Maschine bleibt, der Kapitalismus geht zugrunde.<<

One Response to “Gsellmann holt Teile und baut”

  1. Cannabis Kommando Says:

    “Wir können die Typologie der Personen [Phillip K.] Dicks bereits ausmachen: da sind zunächst kräftige, geheimnisvolle Personen (Molinari, Eldritch), die über außergewöhnliche Kräfte verfügen; oft stellt der Ehekonflikt einen roten Faden dar (Eric Sweetscent und Kathie, Mayerson und Emilia); “der große Mann” steht immer im Hintergrund, der kleine oder kleinere dagegen – im Vordergrund; Ort der Handlung ist immer irgendeine Firma (Ackerman in “Wait for the Last Year”, Bulero in den “drei Stigmata” und Runciter in “Ubik”, über den wir noch sprechen werden); die Welt richtet sich zugrunde, sie zerfällt zu einer Ruine, die Starezen versklaven und Halluzinationen verschlingen sie, doch die Geschäfte gehen irgendwie weiter. Man sieht, der Kapitalismus ist bedeutend dauerhafter als das Weltall. Dick ist ein deklarierter Feind des Kapitalismus; er haßt und verhöhnt ihn, aber er ist auch von ihm besessen (als ob er ihm eine metaphysische Dimension zugeschrieben hätte: dies, weil mehrmals von einem “jenseitigen Kapitalismus”, einem Kapitalismus “über die irdischen Geschäfte hinaus” die Rede ist).” (Stanislaw Lem, Phantastik und Futurologie I:II:8)

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