La 487

March 1st, 2007

Zentral- und Landesbibliotheken-Cut No. 7

La 487

Dem Vormarsch der Viehzüchter müssen nicht nur die Bäume weichen, sondern die ganze Vielfalt des Lebens. Den Jesuiten, welche die Mission durchzuführen hatten, wurde die Anweisung mitgegeben, “mit denen Hirten und anderen Buben in puncto masturpationis et bestialitatis besonders geistreiche exhortationes abzuhalten.” Wenn wir die Tiere wirklich verstehen wollen – alte Flurnamen erinnern uns daran. Die Tiere sollen uns auch gefallen. Ein Palast des Fleisches.

Der Nährstoff- und Wasserentzug durch die Pflanze, aber auch Nährstoffrückflüsse aus Dung und Urin, verändern die Standorteigenschaften. Was die Evolution in Jahrmillionen geschaffen hat, zerstört der Mensch innerhalb weniger Jahre. In den ländlichen Gebieten Indiens liefert der Mist den Bauern ein Drittel ihres Brennstoffs. Heute gibt es dreimal soviele Nutztiere wie Menschen. Derartige Entzündungen hat man mit dem Begriff “Güllekatarrh” belegt.

Persönliche Gewohnheiten wie politische Richtlinien können sich schnell ändern, wenn genügend Leute sagen: Genug ist genug! Wenn das geschieht, wird es nicht lange dauern, bis die Kühe, Schweine und Hühner zurückkehren können in eine natürliche Welt. Rasse statt Masse! Alte Gewohnheiten kann man eben furchtbar schwer ablegen. Es ist durchaus vorstellbar, daß jede Rasse nach einer unbekannten Zahl von Generationen völlig degeneriert ist. In der Landwirtschaft sind die Böden, Pflanzen und Tiere die eigentlichen Produzenten. Das Hausschwein wird in allen Kulturen offensichtlich allein zum Fleischverzehr gehalten.

Was haben wir aus unserer Welt gemacht? Nichts anderes, nur Fleisch. Wir konnten den Anblick von Gemüse nicht mehr ertragen. Freiere Märkte dürften solche Verschwendung eindämmen. Meine einzige Alternative war also das herrliche Fleisch, aus der Pampa frisch auf den Tisch.

Vor dem jüngsten Gericht wird der Mensch auch darüber Rechenschaft ablegen müssen, wie er mit den Tieren umgegangen ist. Zierliche alte Damen jenseits der Achtzig wirken, als würden sie bestenfalls ein halbes pochiertes Ei schaffen – bis das Fleisch kommt. Totes Gemüse? Nein, danke.

Unser Verhältnis zum Leben insgesamt steht zur Disposition. Da ich in meinem anderen Leben schon mal fortgeschrittener Makrobiotiker gewesen bin, hätte ich erwartet, daß uns all dieses tote Fleisch träge, schwer, aufgebläht, pickelig, machohaft und aggressiv macht. Statt dessen fühlten wir uns, Tambien und ich, nachdem wir drei Wochen lang nichts anderes gegessen hatten als Berge von Rindfleisch, eine Menge Schweineblut und verschiedene Innereien, zu meiner großen Überraschung leicht, dynamisch und klar im Kopf, unsere Haut wirkte frisch und gesund, und wir waren in Frieden mit uns selbst und der Welt und haben kein einziges Mal gefurzt.

Ich bin mir durchaus bewußt, daß ich hier Dinge vorgetragen habe, die noch nicht allgemein anerkannt sind, aber es ist ja nicht Aufgabe der Wissenschaft, imer nur das Anerkannte vorzutragen. Ich bin der gute Hirte.

La 490

(Zentral- und Landesbibliothek-Cut No. 1, No.2, No. 3, No. 4, No. 5, No. 6)

3 Responses to “La 487”

  1. Pepe Says:

    Bin ich eigentlich pervers, ich krieg von diesem Text Appetit?

  2. Terror-Muff Says:

    Ick dachte erst: voll parteiisch. Dann: voll andersum parteiisch. Jetze: ambivalent, ambivalent. Krass.

  3. classless Kulla » Blog Archive » Pol 176 - 200 Says:

    […] (Zentral- und Landesbibliothek-Cut No. 1, No.2, No. 3, No. 4, No. 5, No. 6, No. 7) […]

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