classless Kulla

Selten gehe ich seit dem Ende des montäglichen Breakcore im WAF-Salon auf der anderen Seite der Frankfurter Allee aus. Umso verblüffter war ich, beim Betreten der ‘Fischladen’-Wiedereröffnung augenblicklich von mir Unbekannten darauf angesprochen zu werden, daß sie ausgerechnet im Sama-Café das Video meines 22C3-Vortrags gesehen hätten. Obwohl ich eigentlich des Tanzens wegen die Beschäftigung mit dem Entschwörungs-Buch hatte ruhen lassen wollen, sah ich mich nun in lauter Fragen verwickelt, was sich im Verlauf des Abends mit mehreren anderen Personen, die den “Film” ebenfalls gesehen hatten, fortsetzte.

Das eigentlich Erstaunliche war dabei, daß sie sämtlich mit ihnen bekannten und von ihnen offenbar auch für irgendwie plausibel erachteten Verschwörungstheorien (durchaus allerlei harter Stoff wie “Das schwarze Reich” von Camin) ankamen und nun neugierig darauf waren, was ich davon halten würden. Bereitwillig ließen sie sich Verschwörung auf Verschwörung dekonstruieren, was mir durchaus leicht unheimlich vorkam.

Ich hatte es offensichtlich mit der Zielgruppe zu tun, denen, die nicht zu den Gläubigen zählen, sondern bisher zu bestimmten Themen einfach noch nichts anderes gehört zu haben schienen oder zumindest nicht von jemandem, dem sie es abnahmen. Was mich genau in diesen Rang erhob, ist mir weiterhin rätselhaft. Dennoch freue ich mich über die Bestätigung, daß es sinnvoll ist, sich nicht nur und hauptsächlich mit den Verschwörungstheorien selbst sowie ihren unbelehrbaren Propagandisten zu beschäftigen, sondern den Blick auf die Vermittlung zu richten, auf das Übergreifen in weniger überzeugte Kreise. Als besonders wirksam erwies sich der Hinweis auf die Allgegenwart von individueller und kollektiver Interessenverfolgung.

Dann wollte ich noch etwas tanzen, hielt aber die Temperatur auf der Tanzfläche für kaum erträglich, so daß es bei einer Ehrenrunde Primus blieb.

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