Ökonomischer Gottesdienst mit unwesentlicher Veränderung

October 29th, 2011

Üblicherweise gilt: Alles hier ist austauschbar, es ist nur unterschiedlich teuer und aufwendig, Personal, Marken und Material zu ersetzen. Aber auch diejenigen, die Mensch und Krempel gewinnbringend zu bewirtschaften versuchen, scheiden manchmal wegen mangelnden Erfolgs oder nicht deckelbarer Regelverstöße aus.

So kommt es, daß die beauftragende und lohnzahlende Firma diese Woche zwar überraschend von der Bildfläche verschwand, ich aber doch inmitten der gleichen Deko wie vorher stehe und das mache, was ich sonst mache: solange stehend im Netz rumsurfen, bis mal wer kommt, der was will, wofür ich was bekomme. Und es läuft auch weiterhin genauso schlecht wie zuletzt.

Die dynamischen Aspekte der Kapitalverwertung täuschen darüber hinweg, wie sehr die kapitalistische Planwirtschaft gerade in der Produktion und im Verkauf an Endverbraucher von Gewohnheiten und Routinen lebt, von Berechenbarkeit im buchstäblichen Sinn. Am besten ist immer, wenn sich so wenig wie möglich ändert, wenn soviel wie möglich so belassen werden kann, und die Kalkulation dennoch aufgeht. Erst unter dem Druck sinkender Profitraten werden die Verfahrensweisen umgewälzt, angepaßt, wird mal umgebaut, oder es ziehen einfach die vorbei, die es von Anfang an bereits profitabler machen. (Siehe auch: Beständig ändern – Transformers 3 & X-Men First Class.)

Hier wird aber gerade im Moment stark damit Werbung gemacht, als Dinosaurier den neuen Internethändlern in Sachen Übersichtlichkeit und diffusem menschlichem Antlitz überlegen zu sein. Und unter solchen Umständen sollen eben hinterm Counter möglichst die vertrauten Antlitze zu sehen sein, z.B. ich.

Mir bringt das zwar schon lange nicht viel mehr ein als einen halbwegs stabilen kleinen Zuverdienst, der die Lücken im Auftrittsgeschehen ein bißchen auffüllt, aber diese Lücken sind manchmal ganz schön groß und können auch wieder noch größer werden irgendwann, so daß ich lieber an meinem Plan festhalte. In Anlehnung an Leary: Wenn du keine Planwirtschaft betreibst, wirst du Teil der Planwirtschaft von jemand anderem.

3 Responses to “Ökonomischer Gottesdienst mit unwesentlicher Veränderung”

  1. Antifa Says:

    Tut mir leid, aber besser ein über das Kapitalverhältnis vermitteltes Unglück als im KZ zu sein.

  2. classless Says:

    Keine Frage, aber häh?

  3. Qaumaneq Says:

    dasselbe mit wesentlicher Veränderung

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