Mehr Klassenkampf bei Buffy The Vampire Slayer
September 12th, 2007Trotz schon kampagnenartigen Schauens bin ich mit meiner Buffy-Retrospektive noch nicht weiter als bis zur Mitte der 5. Staffel vorgedrungen, was auch daran liegt, daß jetzt parallel Angel geschaut werden muß.
Mittlerweile gäbe es noch jede Menge andere Aspekte an der Serie zu besprechen, was ich – versprochen – noch nachholen werde. (Zwischenzeitlich verweise ich auf Jakob Schmidt, der sehr treffend ein Buch übers Whedonverse für “levelling a lot of its ambivalence” kritisiert.) Hier nur zunächst zwei Gedanken dazu, was an Buffy über die Verteidigung der bürgerlichen Gesellschaft hinausgeht.
In der Episode “Checkpoint” (“Der Rat der Wächter”) wird sich Buffy des Umstands bewußt, daß ihr alle deshalb einzureden versuchen, wie unbedeutend sie sei, weil sie so wichtig ist. Das wird jetzt allerdings nicht nur auf ihre Kampfkraft und Auserwähltheit beschränkt, sondern bekommt in der Konfrontation mit ihren ehemaligen Vorgesetzten vom für Slayer zuständigen Wächterrat (Watchers’ Council) einen proletarischen Dreh. Statt sich von den Wächtern prüfen und damit bloßstellen zu lassen, um von ihnen notwendige Informationen zu bekommen, stellt sie selbst die Regeln auf:
Buffy: “There isn’t gonna be a review.”
Quentin (Council): “Sorry?”
Buffy: “No review. No interrogation. No questions you know I can’t answer. No hoops. No jumps. (Nigel is about to speak.) No interruptions. See, I’ve had a lot of people talking at me in the last few days. Everyone just lining up to tell me how unimportant I am. And I’ve finally figured out why. Power. I have it. They don’t. This bothers them. (…) You guys didn’t come all the way from England to determine whether I was good enough to be let back in. You came to beg me to let you back in. To give your jobs, your lives, some semblance of meaning.”
Buffy spielt hier das ideelle Gesamtproletariat, dessen starker Arm die Räder stillstehen lassen kann. (Gerade erst hatte ich den DEFA-Film von 1955 über Thälmann geschaut, wo er vorm Reichstag sagt: “Auf einem Sechstel der Erde haben die Arbeiter bewiesen, daß sie ohne Kapitalisten leben können. Aber die Kapitalisten haben noch nie bewiesen, daß sie ohne Arbeiter leben können.”)
Es geht weder um eine plumpe Revolte gegen die Vermittlung, noch geht es nur um Buffy als eine besonders heldenhafte Verkörperung einer ansonsten infamen Forderung.
Buffy: “You’re Watchers. Without a Slayer… you’re pretty much just watching Masterpiece Theater. You can’t stop Glory. You can’t do anything with the information you have, except maybe publish it in the Everyone Thinks We’re Insanos Home Journal. So here’s how it’s gonna work. You’re gonna tell me everything you know. Then you’re gonna go away. You’ll contact me if and when you have any further information about Glory. The magic shop will remain open. Mr. Giles will stay here as my official Watcher, reinstated at full salary.”
Giles (pretending to cough, muffling the word): “Retroactive.”
Buffy: “To be paid retroactively from the month he was fired. I will continue my work with the help of my friends—”
Auch Miesepeter wie ich blinzeln hier ein bißchen wegen des Vorscheins. Die arbeitende Bevölkerung bestimmt selbst, ohne deshalb die Repräsentanten der Vermittlung loswerden zu müssen. Und die Freunde, um die es geht, nun ja:
Lydia (Council): “I-I-I… don’t want a sword thrown at me, but-but civilians — we’re talking about children!”
Buffy: “We’re talking about two very powerful witches and a thousand-year-old ex-demon.”
Anya: “Willow’s a demon?!”
Phillip (Council): “The boy? No power there.”
Buffy: “‘The boy’ has clocked more field time than all of you combined. He’s part of the unit. (…) Now. You all may be very good at your jobs. The only way we’re gonna find out is if you work with me.”
(Bei diesem Buffy Character Test bin ich Willow, dicht gefolgt von Cordelia…)
September 12th, 2007 at 20:19
[…] Kulla hat einige interessante Ideen zur 5. Staffel von […]
September 12th, 2007 at 20:23
Was mir da schon wieder entgangen ist … natürlich und zuhöchst einleuchtend!
Und du guckst wirklich parallel Angel? Nicht erst, wenn Buffy alle ist? Das nenne ich chronologisch diszipliniert … Aber ich bin neugierig, ob du das auch noch gegen Ende von Staffel 6/3 durchhältst, wenn Buffy in den Mega-Krass-Irsinns-Dramamodus übergeht und Angel doch eher etwas dahinplätschert …
September 12th, 2007 at 20:35
Hauptsächlich sehe ich zu, daß ich die Folgen, in denen sich die Handlung überschneidet, in der richtigen Reihenfolge schaue. Schon deshalb sind die Episode Guides in der englischen Wikipedia so hilfreich.
September 12th, 2007 at 20:53
Ich empfehle dir Farscape oder Doctor Who! Sind klasse Serien
September 12th, 2007 at 21:12
wer buffy liebt, darf von veronica mars nicht schweigen:
http://goon-magazine.de/index.php/2006/12/01/veronica-mars
September 12th, 2007 at 21:19
Doch, darf er – ich kann ja nicht alles auf einmal schauen. 😉
September 12th, 2007 at 21:50
Wo wir schon dabei sind, dem classless Serien zu *befehlen*:
Deadwood
The Prisoner
Babylon 5
The West Wing
Ich möchte ideologiekritische Analysen von allen vier mit je mindestens 5000 Zeichen Länge bis nächste Woche Montag. Bitte an die Arbeit machen.
September 13th, 2007 at 00:54
@christian:
Deadwood? Die Serie ist echt kras und geil. Ob sie die im TV bringen? Übrigens von Babylon 5 gibts nen neuen Film.
September 13th, 2007 at 01:23
ich fand dr. snuggles immer toll. gibts noch mehr serien die euch einfallen?
mal ehrlich: babylon5????!?!?!!!!!???
übrigens: “besser als irgendwelche anderen serien” ist kein argument für babylon5. übersetzt bedeutet es nämlich nur: andere serien sind schlechter als babylon5.
sollte wirklich irgendwas tolles an der serie sein, muss man mir das nochmal gaaaanz langsam erklären, ich habs jedenfalls nie verstanden.
September 13th, 2007 at 01:36
das neue Battlestar Galactica ist richtig gut
September 13th, 2007 at 02:09
difficultiseasy: Ich will’s mal kurz versuchen.
[ ABSTRAKTE SPOILER-GEFAHR AB HIER! ]
Die Hauptleistung von Babylon 5 ist die Gigantomanie seines narrativen Entwurfs. Nie zuvor und eigentlich auch nie danach wurde in derartiger Detailliertheit ein TV-Seriennarrativ über fünf Serienstaffeln mit 110 Folgen (+ Pilotfilm) /vor der Produktion/ vorausgeplant. Das Ergebnis ist eine extrem in sich verschachtelte und in sich vernetzte Gesamtdramaturgie, wo Handlungsbögen in einem Nebensatz in einer Folge der ersten Staffel angestuppst werden, um sich erst in Staffel Fünf zu entfalten. Oder zum Beispiel auch: In der ersten Staffel gab es eine zuerst inhaltlich völlig unverständliche Folge, in die die Serienhelden aus einem Zweiteiler der dritten Staffel über eine Zeitreise hineinschneiten, wobei in diesem Zweiteiler wiederum detailliert über Zeitsprünge Ereignisse vorweggenommen genommen werden, die erst nach Entwicklungen in der fünften Staffel Sinn ergaben. Was eine Figur tat, hatte stets unausweichliche Konsequenzen, und sei es erst drei Staffeln später.
Diese Fünf-Jahres-Dramaturgie gestattet eine äußerst sorgfältige und komplexe Entwicklung von Handlungsbögen, Figurenschicksalen und vor allem auch politischen Zusammenhängen und Gegensätzen. Am Ende der Serie sind die Figuren, die am Anfang als Hauptfiguren eingeführt wurden, entweder völlig ausgewechselt oder haben sich aufs Extremste verändert, teils ins Gegenteil verkehrt. Aus Witzfiguren sind Bösewichte und danach tragische Helden geworden, aus kriegerischen Bösewichten tragische Opfer und danach pazifistische Religionsikonen. Aus fröhlichen draufgängerischen Sonnenschein-Helden ergraute Altersweise. Aus cleveren Haudegen Alkoholikerwracks. Und das alles umgeben von imposanten Erzählungen über aufsteigende und wieder niederstürzende Imperien, Zerfall und Neuschaffung interstellarer politischer Strukturen, Philosophien und Ideologien, sich erst noch unbemerkt und dann immer deutlicher anbahnende diplomatische Katastrophen, Intrigen, Abdriften der Gesellschaft in eine Diktatur und danach Befreiung aus derselben, etc.pp.
Das (sich sehr langsam herausschälende) Über-Narrativ ist das der Emanzipation einer breiten interstellaren Landschaft verschiedener Kulturen/Völker/Staaten (= Menschen und Alien-Rassen) vom sie zerteilenden Konflikt zweier entgegensetzter politisch-philosophischer Großmächte; und wie sie danach unter der neu gewonnen Freiheit es schaffen oder nicht schaffen, miteinander ohne die väterliche Lenkung dieser Großmächte politisch klarzukommen (es geht dann ziemlich drunter und drüber). Die Serie entstand nach dem Ende des Kalten Krieges 😉
September 13th, 2007 at 02:12
Im Grunde ist Babylon 5 eine monumentale metaphorische Verfilmung von Huntingtons “Clash of Civilizations”, wenn auch vielleicht in seinen Schlüssen politisch am Ende ins Gegenteil verkehrt.
September 13th, 2007 at 02:26
Christian hat mir die ganze Argumentation abgenommen. Anstatt seine Ausführungen zu wiederholen, füge ich nur zwei Ratschläge hinzu: Erstens funktioniert Babylon 5 nur, wenn man brav chronologisch schaut, im Gegensatz zu den meisten StarTrek-Serien, in der die Reihenfolge der Episoden meist austauschbar ist. B5 braucht aufgrund der narrativen Struktur Zeit, um sich zu entfalten und taugt nix, wenn man nur hier und da eine Folge ohne Kontext sieht.
Zweitens: Unbedingt im Originalton schauen. Die deutsche Snychro ist grottig, stellenweise grob falsch und verpatzt ein paar gute Witze des Originals. Zudem gibt es ein paar Darsteller in der Serie, die wirklich sprechen können (Andreas Katsulas als G’Kar!) und den einen oder anderen hörenswerten Monolog haben. Davon bleibt in der Synchro nicht viel übrig.
September 13th, 2007 at 02:28
Jepp, signalpirat hat recht. In der Ursprungsreihenfolge gucken (mit dem Pilotfilm anfangen), und im Original. Was man da zu hören kriegt, von der Sprache bis zur Vortragsweise, ist vintage Shakespeare 😉
September 13th, 2007 at 02:57
Wird man bei solchen Konstruktionen nicht eigentlich fast dazu genötigt, sich das Ganze zu saugen? Ich meine, Fernsehen fällt für chronologisch tapferes Schauen im Original ja mal aus und pro Staffel eine DVD-Box löhnen?
September 13th, 2007 at 03:05
http://www.tv-links.co.uk/listings/1/1246 zum Beispiel hat die Serie derzeit vollständig 😉
(Mit “Babylon 5: The Gathering (1993)” anfangen, das ist der Pilot.)
Aber es macht schon mehr Spaß, sich das Ganze auf DVD anzugucken als in verpixelt-ruckeligem Webstream. Für ein paar Trickfilmfolgen Family Guy kann man sowas ja durchziehen, aber nicht für eine theatralische Weltraumschlachtenserie mit hundert Stunden Länge. Da kriegt man ziemlich schnell Augenkrebs 😉
September 13th, 2007 at 11:44
http://www.amazon.de/Sie-ist-wach-M%C3%A4dchen-sch%C3%BCtzt/dp/3937148000/ref=sr_1_1/303-4760831-9277865?ie=UTF8&s=books&qid=1189676539&sr=8-1
taete mir das buch besorgen, waere ich an deiner stelle. praktisch eine lobpreisung von dietmar dath fuer buffy.
September 13th, 2007 at 13:41
Klingt gut. Mal schauen, wo ich das finde
September 14th, 2007 at 03:38
cordelia, seriously?
diese multiple choice tests werden auch immer länger. welcher buffy-charakter bin ich wohl wenn ich zu ungeduldig war das ding fertigzuklicken? spike?
+++ neingeist
September 14th, 2007 at 05:05
🙂
Anstatt das Testergebnis präziser zu machen, sorgt die Zahl der Fragen eher dafür, daß die Antworten gegen Ende immer beliebiger und ungenauer werden.
September 14th, 2007 at 12:18
@ topic
Der radikale Bruch mit dem Wächterrat findet aber schon früher statt, wenn Buffy sich komplett vom Wächterrat lossagt.
Streng genommen ist die erneute, wenn auch nur formale Zusammenarbeit ein Rückschritt.
September 14th, 2007 at 14:03
Buffys erster Bruch mit dem Wächerrat ist vollständiger, aber es ist sicher eine Frage der Perspektive, ob man das für radikaler hält oder nicht – ob es radikaler ist, sich von der Vermittlung zu trennen oder die Vermittlung in seinen Dienst zu stellen.
Über diese antiautoritären Passagen der Serie (auch etwa Rileys Bruch mit der Initiative) werde ich noch mal extra was schreiben.
September 14th, 2007 at 22:01
Kommt darauf an, welche Rolle man dem Wächterrat genau zuschreibt. Und natürlich bedarf es des Bruchs mit dem kapitalistischen Vermittlungsprinzip, dem Wert, bzw. dessen Abschaffung. Allerdings läßt sich eine solche Frage wohl kaum auf Buffy übertragen. Das hieße den Rahmen der Interpretation zu überspannen.
Es handelt sich wohl eher um einfach antiautoritäre Momente, wie du sagst.
September 15th, 2007 at 11:23
Hier noch eine Serien-Tip:
Father Ted
http://imdb.com/title/tt0111958/
Relativ kurz (11h) und nicht so komplex wie etwa Babylon 5, aber verdammt lustig – besoffene Pfarrer, Marvellous Cain, überflüssige Saxophon-Solos und der langweiligste Vergnügunspark der Welt.
September 15th, 2007 at 18:38
@A
“Wird man bei solchen Konstruktionen nicht eigentlich fast dazu genötigt, sich das Ganze zu saugen? Ich meine, Fernsehen fällt für chronologisch tapferes Schauen im Original ja mal aus und pro Staffel eine DVD-Box löhnen?”
also, in hh z.b. kann man sich ziemlich viele serien (inkl. buffy) aus der bücherhalle (öff. bibliothek) ausleihen: http://www.buecherhallen.de/aw/jugend/jugend_medien/hoebu_filme/~bhd/hoebu_tv/
muss man dann ggf. vorbestellen für 1,50 euro, aber kann man dann auch mind. eine woche behalten.
sowas gibt es doch in berlin oder anderswo bestimmt auch?
September 18th, 2007 at 03:54
Hm hm
nett aber eine etwas einfache Herangehensweise an Macht, nech.
It doesn’t really matter who does the job if the job gets done, does it. Funny that you would skip all that. I’m not sure maybe I’ve read too much Althusser (not enough really, expensive bastard. I’d give a limb to own both volumes of Lire Le Capital, or even one of ’em) last year but once you start looking at the individual, you are looking at a game that really has been lost, like, years ago.
Ha. Maybe its just the time of night.
September 18th, 2007 at 13:23
@ghost
Wenn Buffy das ideelle Gesamtproletariat sein soll, dann hängt von ihr ab, ob der Job gemacht wird. Die Frage, ob das Spiel namens Individuum verloren wurde, hängt wiederum einzig davon ab, ob du aufgegeben hast oder nicht.
September 18th, 2007 at 14:40
Eine Trennung zwischen dem Gesamtproletariat und dem Kapitalisten ist doch etwas das man unternimmt obwohl das Spiel an diesem Punkt schon vorbei ist. Ich finde es immer etwas hilflos, an einem Punkt einzusteigen, an dem das Individuum längst systemkonform erzogen wurde, und sprach- und rollenmäßig bestens auf die Gesellschaft eingestimmt ist. Und ja, in die Hegemonie ist der Widerstand doch im Grunde schon eingerechnet. Und wir sind auch längst über den Punkt hinaus in dem man noch genau fststellen könnte welche soziale Gruppe die Dominante ist, schließlich haben wir ein stimmiges repressives System, das auf sexueller, wirtschaftlicher etc Ebene wirkt, bei dem alle Schaden nehmen und ein Schritt aus dem System im Grunde für ein erwachsenes Individuum nicht mehr richtig möglich ist. Ich finde ja, daß Veronica Mars diesen Punkt beeindruckend genau diskutiert. =)
September 18th, 2007 at 14:40
Ich red wieder einen Stuss zusammen.
September 18th, 2007 at 14:55
Du scheinst zuviel Foucault zu lesen, oder? Den Blick aufs allgemeine Funktionieren geheftet, lässt sich konstatieren: es funktioniert auf gespenstische und überwältigende Weise.
Okay.
Das Funktionieren ergibt sich jedoch aus den Handlungen und Verhandlungen der wie auch immer zugerichteten Subjekte, denen das eigene Funktionieren weiterhin unterschiedlich fremd ist. Das wiederum produziert: eine Variable.
September 18th, 2007 at 15:57
Zuviel Althusser eigentlich, lange kein Foucault mehr, fast alles durch. =) Zuviel Foucault ist schwierig, zuwenig ist eher ein Problem. Erinnerst du dich an die nervtötende Diskussion zwischen Foucault und Chomsky damals? Ich finde heute zuviele Leute die die Position die Chomsky damals einnahm, heute noch vertreten. Justice with a capital ‘J’ ich geh gleich nach Hause mein lieber Junge.
Und nein, der Blick aufs Subjekt ist IMO etwas albern, das ist doch im Grunde schon vordetermiert. Die Handlungen werden zwar wieder ins System gespeist aber es ist nicht durch die Handlungen konstituiert, die Handlungen -auch solche, die gegen das ‘System’ zu sein scheinen- reproduziren doch nur die Maßstäbe und Rahmenbedingungen des Systems. Ich denke daß dieser Blick auf das Subjekt grob verharmlosend ist und die Zustände beschönigt und verschleiert. Das ist doch letztlich die selbe Kerbe wie diese ganzen Verschwörungstheorien. Der Zustand läßt sich viel eher ertragen wenn man jemandem, einer Person, einer GRuppe von Menschen, Juden, Kapitalisten etc. die Schuld geben kann, die Verantwortung zuweisen kann. Das system hat sich längst in dich und mich eingeschrieben.
Eine Revolution die das nicht in Betracht zieht muß notwendig scheitern. I)ch verweise da gerne auf Heiner Müller, in dessen Werk sich diese verzweifelte Anstrengung das Übel aus der revolutionären Mitte auszureißen, tief eingeschrieben hat und letztlich zum Pessimismus des Spätwerks führt.
September 18th, 2007 at 17:30
Aber was für ein finales Urteil ist denn “eingeschrieben” eigentlich immer? Sie haben mich angesteckt und damit ist alles passiert? Und schon wieder ein abgeschmackter Verschwörungsvorwurf – was ist denn bitte näher am Verschwörungsdenken: alle als handelnde Individuen ernstzunehmen und verantwortlich zu machen oder alles auf den allmächtigen Diskurs schieben?
September 18th, 2007 at 18:40
“alle als handelnde Individuen ernstzunehmen” das ist doch einfach naiv. Das kann man von mir aus mit 15 noch denken, aber später…?
Und der Diskurs entläßt eien nicht aus der Verantwortung, man soll nicht immer veruschen komplexe Positionen vereinzufachen. Diese etwas müde entweder/oder Argumentation ist, nun ja, müde.
September 18th, 2007 at 19:52
‘eingeschrieben’ ist kein “finales Urteil”, wobei dein “immer” womöglich auf leute verweist bei denen das so sein mag und schon gar nicht ist es so daß man es sich damit leichter macht, verantwortung abgibt. das ist ja im grunde bei butler skizziert in undoing gender, daß man arbeit an sich machen muß, daß man auf sich in einem gewissen (geringeren) maß zugriff auf sich hat. ‘eingeschrieben’ heißt das system ist da wo du deine frau anfaßt, wo du mit einen freunden redest , wie du dich kleidest, frisierst, mit leuten überhaupt umgang hast, wie du sprichst und vor allem wie du deine sexualität lebst und verstehst. da ist das system, IN DIR nämlich, das heißt ‘eingeschrieben’ und nichts anderes. späte romane von delany wie “hogg” zeigen das eigentlich ganz gut. und es ist deine verdammte verantwortung wie du damit umgehst, aber für die revolution ist das sekundär, das wollte ich mit der mükller-referenz zeigen.
das ist wie beim hausbau. du kannst noch so ein toller architekt sein, noch so tolle wände und schiefern und ziegel haben, wenn du auf morast baust, geht dein haus unter. ich rede über den morast, ihr redet über das haus.
September 21st, 2007 at 15:53
Eine ganz dumme Frage von einem totalen Fernseh-Analphabeten.
Dieses Programm konstruiert einen “Wächterrat”, enthält es Gleichnisse über den realen Wächterrat in Persien?
Das Verhältnis zwischen Ahmedinajihad und seinen beturbanten Aufsehern ist ja nicht ganz unbelastet, man kann es sich ungefähr so vorstellen als wäre ein Autonomer Bundespräsident und das RAF-Anwaltskollektiv hätte ein Vetorecht bei jedem Detail seiner Entscheidungen (Geronimo&Ströbele).
September 21st, 2007 at 16:01
Von dieser Parallele habe ich nichts bemerkt – die Wächter bei Buffy sind im Grunde dazu da, auf die Slayer aufzupassen und sie mit den nötigen Informationen zu versorgen. Das verselbständigt sich durchaus zu einer selbstherrlichen Struktur mit militantem Eingreifkommando, kaum jedoch – soweit ich das bisher gesehen habe – zu einem Wächterrat einer Revolution oder ideologischen Sache.
(Sollte jetzt dazu jemand etwas kommentieren wollen, das sich auf Folgen nach der 5. Staffel bezieht, seid spoilermäßig bitte lieb zu mir….)
September 21st, 2007 at 16:20
Peter Jennings fragte Ayatollah Khomeini 1979 bei seiner Rückkehr aus dem französischen Exil was er empfinde.
Khomeini: “Nichts.”
Es ist nicht gesagt, daß die Islamische Revolution unbedingt eine ideologische Sache ist. Man wirft Briefe in einen Brunnen in Jamkaran in der Erwartung der Rückkehr einer mythologischen Vaterfigur. Im Mittelpunkt des Kultes befindet sich damit eine narrative Leerstelle.
October 5th, 2007 at 15:47
[…] gegen die feudalen Dämonen und nach verschiedenen Aufständen gegen Sklavenhalter und Bürgertum nun im Season Final der zweiten Staffel von Angel endlich mal eine bürgerliche Revolution […]