Bini Adamczak “Gestern morgen” (1)

January 14th, 2008

>>Nicht in absoluten Zahlen, natürlich, aber in relativen waren die Opfer des stalinistischen Terrors häufiger in dessen eigenen Reihen, umso gefährdeter, je näher am Zentrum sie waren. Die Wahrscheinlichkeit der Verhaftung stieg mit dem Eintritt in die Partei. Es waren Kommunistinnen. Wer sollte sie – als Kommunistinnen – betrauern? Wenn nicht, wer auch immer das sei, die Kommunistinnen? Die Kommunistinnen aber schweigen – in ihrer Mehrzahl. Die Archive sind offen. Und dennoch hat keine breite und tiefe Forschung begonnen, zumindest, vor allem nicht von jenen, denen sich die Fragen (Wann? Wo?) am dringlichsten stellen müssten, die sich die Fragen (Wie? Warum?) am rücksichtlosesten zu stellen hätten. (…)

Es darf hier kein Schweigen geben und ebenso wenig oder noch weniger jetzt ein Verschweigen. Kein schamhaftes, schuldbewusstes Verscharren der Toten durch jene, die – noch immer in der Logik des Kalten Krieges verhaftet – aberglauben, es handle sich beim Erinnern der Opfer um eine antikommunistische Strategie, das Nennen ihrer Namen entfessle einen prokapitalistischen Fluch. (…)

in ihrer blinden Verteidigung des angeblich realen Sozialismus, der selbst meist über den Anstand verfügte, seiner Gegenwart gegenüber auf das K-Wort zu verzichten, bestätigen sie mit der ihnen als Kommunistinnen zukommenden Autorität die Behauptung ihrer Gegner, das sei schon der Kommunismus gewesen., und wenn nicht die einzige, so doch immerhin eine Alternative zum Kapitalismus, zu dem es folglich keine Alternative gibt.<< Bini Adamczak Gestern morgen
Bini Adamczak: Gestern morgen.
Über die Einsamkeit kommunistischer Gespenster und die Rekonstruktion der Zukunft.
Unrast 2007

6 Responses to “Bini Adamczak “Gestern morgen” (1)”

  1. m* Says:

    wird auch eine rezenzion folgen?

  2. classless Says:

    Erstmal noch mehr Zitate. Ich bekomme meine Begeisterung und Erschütterung bisher nicht sehr gut in Worte gefaßt.

  3. godforgivesbigots Says:

    Klar, deswegen ist der Kreml auch vom Zweiten Weltkrieg überrascht worden.

  4. cmc Says:

    gespräch mit adamczak

  5. Heinz Steinle Says:

    Lesung und Diskussion mit Bini Adamczak in Berlin
    02.07.2008 / Berlin
    Kommunismus und Geschichte – Lesung und Diskussion mit Bini Adamczak
    … Und die meisten wollen mit Kommunismus erst gar nichts zu tun haben. Einen anderen Weg geht die Autorin Bini Adamczak, die im Unrast-Verlag kürzlich das Buch „GESTERN MORGEN. Über die Einsamkeit kommunistischer Gespenster und die Rekonstruktion der Zukunft“ veröffentlichte. „Nein, das war nicht der Kommunismus. aber es war gleichzeitig nicht nicht der Kommunismus“. Bini Adamczek wird am Roten Abend aus dem Buch lesen. Im Anschluss wollen wir mit ihr und Euch diskutierten, wie wir heute als KommunstInnen mit unserer Geschichte jenseits einer reflexartigen Abgrenzung oder einer nicht weniger reflexartigen Verteidigung oder Entschuldigung umgehen können.
    Denn, kein Kommunismus ist auch keine Lösung!

    Wo: Zielona Gora, Grünbergerstr. 73
    Wann: 20:00 Uhr
    Veranstalter: Internationale KommunistInnen
    Link: http://www.interkomm.tk
    Link2/Mail: http://www.unrast-verlag.de/unrast,2,266,13.html

  6. pomfritz Says:

    http://ivi.copyriot.com/mittwoch-18o32009-20oo-bini-adamczak-liest-gestern-morgen

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