Archive for the 'Teilnehmende Beobachtung' Category

Herbstdepressive sagen die Wahrheit

Friday, November 14th, 2008

Ich kriege insgesamt wenig Tageslicht ab, im Sommer aber zumindest ein bißchen mehr. (“Es muß auch mal hell für Kullas Auge sein…”) Zeitgleich mit spürbar kürzeren Tagen und schwächerer Sonne fange ich dann jedes Jahr im Herbst auch wieder an zu arbeiten und komme aus den Kunstlicht-Arbeitshallen praktisch nur noch im Dunkeln heraus. (“Wenn’s in […]

Anschluß

Wednesday, November 12th, 2008

Laden in der Innenstadt. Seit heute morgen der Ausstatter von T-Home im Markt war und die neue Deko mitbrachte, wundern sich die Kollegen. Auf den Plakaten herrscht ein tiefes Braun vor, die Hardware soll auf Nachempfindungen von Eichenborke vor Kaminattrappen präsentiert werden. Die Altdeutsche Telekom? Geworben wird mit jungen Paaren, die mit geschlossenen Augen abgebildet […]

Ökonomischer Gottesdienst, Pausengespräch

Thursday, November 6th, 2008

Kollege 1, bekannt vom Heimweg, beim Betrachten der Berliner Zeitung: “Wenn ick den Obama schon sehe…” Kollege 2: “Der wird abjeknallt.” Kollege 1: “Obama wird auf jeden Fall abjeknallt.” Kollege 2: “Ja, der wird abjeknallt. Der wird abjeknallt.” Kollege 1: “Der wird abjeknallt. D-e-r wird abjeknallt. Der wird auf jeden Fall abjeknallt.” Kollege 2: “Den […]

State of the state (as such)

Tuesday, November 4th, 2008

Die sind für McCain, die sind für Obama. Der ist für Kuchen: >>Friedrich Thießen, Professor für Finanzen an der Technischen Universität Chemnitz, der der wie bestellt wirkenden Meinung ist, 132 Euro Hartz4 würden zum Leben völlig ausreichen – dabei kostet ein guter Cocktail schon 10 Euro.>Darin wird erstmal festgehalten, dass die aktuelle Krise keine Krise […]

Ökonomischer Gottesdienst, Glaubenskrise

Wednesday, October 22nd, 2008

Kundin: “Es muß doch ein Büro geben, wo ich zu meiner Rechnung beraten werde.” Kollege: “Nee, da gibt’s bloß ‘ne Hotline.” Kundin (erbost): “Alice ist wie die Banker!”

Ökonomischer Gottesdienst, Prophezeiung

Thursday, October 16th, 2008

Kollege: “Bald hauen sich alle auf der Straße gegenseitig in die Fresse.”

Ökonomischer Gottesdienst anderswo

Thursday, June 26th, 2008

Bauhaustapete trägt seine Arbeitskraft nicht in den Einzelhandel, sondern auf den Bau. Dort ist alles etwas weniger subtil: >>Sätze aufm Bau machen übrigens nur Sinn, wenn sie mit “die Scheisse” aufhören, die Scheisse.

Leipzig

Sunday, June 8th, 2008

Am Mittwochabend wohnte ich einer kleinen Diskussionsrunde der Gruppe in Gründung bei. Martin Dornis stellte Thesen zu seinem Text “Der Wert und der Tod” vor und stellte sich Michael Reichs polemischer Erwiderung “Der Wert und der Wert“. Diskutiert wurde unter anderem, inwiefern der Tod seinen Schrecken aus dem ungelebten, unerfüllten Leben bezieht und inwiefern eine […]

Ökonomischer Gottesdienst, Beobachtung und Belästigung

Friday, May 30th, 2008

Die Hölle sind die Revisoren. Werden niemandem vorgestellt, kommen unangekündigt und fragen alle aus, als wäre nichts. Es ist aber was: Wer schon länger dabei ist oder mal “Office Space” gesehen hat, weiß, daß Kollegen mit den “falschen” Antworten oder dem “falschen” Verkaufsverhalten plötzlich nicht mehr kommen. Schwer einzuschätzen ist, inwiefern die Ankumpelei als besonders […]

Dalai Lama und chinesische Studenten aus nächster Nähe

Tuesday, May 20th, 2008

In meinem bisher einzigen Statement zur China-Tibet-Problematik versuchte ich, Äquidistanz zu wahren, wie das in offiziellen Texten genannt wird. Gestern schlug diese von beiden Lagern gleich weit entfernte Position unbeabsichtigt in ihr Gegenteil um. Als ich dabei war, im Tiergarten Songzeilen auszubrüten, fand ich mich nämlich überraschenderweise zu Anhängern beider Lager in größter Nähe wieder […]

Ökonomischer Gottesdienst, Lage der arbeitenden Klasse

Thursday, April 17th, 2008

Richtige Mitarbeiter gibt es hier im Laden nur wenige, hauptsächlich, weil das niemand lange genug aushält. (In der mittleren Leitungsebene finden sich Mittzwanziger, die kaum mehr verdienen als ihre Kollegen, kaum weitere Aufstiegschancen haben und vor Zahlendruck ständig zu bersten drohen.) Meine Theorie ist, daß es genau so viele feste Mitarbeiter gibt, wie es ohne […]

Ökonomischer Gottesdienst, Klassen-Snafu

Friday, March 28th, 2008

Der Kollege kann den Unterschied zur Planwirtschaft einfach nicht erkennen: Jemand aus der oberen Etage ermittelt morgens nach dem Aufstehen aus der Sternenkonstellation und seinem Mittelstrahlurin das “Ziel”, das ab diesem Zeitpunkt alle Mitarbeiter freiwillig zu erfüllen haben. Abhängig vom Erreichen dieses Ziels ist die obere Etage bei ihren Kontrollgängen sauer oder weniger sauer. Kommunikation […]

Ökonomischer Gottesdienst, Herde

Thursday, March 13th, 2008

Es ist niemals genug, nicht mal für einen Moment. Bei dem Versuch, aus dem Vielen noch mehr zu machen, steht einfach alles im Weg herum und muß weg. Was erst als Ausnahme erscheint: Die obere Etage (bzw. hier das Hinterzimmer) gönnt sich bei der Auswahl des Menschenmaterials einige außerwirtschaftliche Ausschlußkriterien (Ausländer, Schwule usw.). Auf den […]

Die soundsovielte Egotronic-Show

Thursday, January 31st, 2008

Mir ist aufgefallen, daß ich beim Versuch der Beschreibung des ganzen Egotronic-Wahnsinns meist satzweise abwechselnd Begeisterung und Befremden äußere und daß diese Pendelei meine jeweiligen Gesprächspartner mindestens genauso zu verwirren scheint wie mich. Das klingt dann ungefähr so: Festzustellen, wie zu diesem Nischenprogramm in knackevollen Läden bis in die letzten Reihen getanzt und viel weniger […]

Endspurt gegen Vorratsdatenspeicherung

Tuesday, November 6th, 2007

Ich gehe also zu den Vorratsdatenspeichlern und stelle mich mit vor den Reichstag, um mir nicht aus der Entfernung ein stereotypes Bild davon zu machen, wie sich die auf der Kundgebung redenden Politiker als besonders wählbar präsentieren, von “Greueltaten der Regierung” gesprochen wird und womöglich zum Schluß alle “Die Gedanken sind frei” singen. Und dann […]

Ökonomischer Gottesdienst, Zusatzverdienst

Sunday, November 4th, 2007

Kollege: “Der ist noch ein richtiger Propagandist.” Ich: “Genau, ein Drücker.” Anderer Kollege, der Pre-Paid-Karten schreibt: “Ein Schieber. Oder ein Abschieber. Das wäre ich gern. Wenn ich bei den Kojoten sehe, daß mit der Aufenthaltserlaubnis was nicht stimmt – einfach beim Amt anrufen und weg sind sie. Wenn ich dafür Prämie kriegen würde, würde ich […]

Naomi Klein: “Dussmann baut Festung Europa aus”

Monday, October 15th, 2007

“Verschwörungen sind überflüssig” beginnt ein Kapitel in Naomi Kleins neuestem Buch “Die Schock-Strategie“, welches sie heute abend im Berliner Kulturkaufhaus Dussmann vorstellte. Ein ständig wachsendes Wirtschaftssystem, heißt es in dem Kapitel, “schafft von sich aus eine ständige Abfolge von Katastrophen”. (S. 601) Nur ein paar Seiten später, nach dem Verweis auf Israels abgepolsterte Rezession durch […]

Tag der deutschen Einheit

Wednesday, October 3rd, 2007

Gestern abend beobachtete ich zunächst im stillgelegten Kindergarten am Bersarinplatz Rehearsals oder wie Rehearsals aussehende Aufführungen von französischem Antivergewaltigungsstraßentheater, bis lange nach 9 endlich die Vortragsveranstaltung mit Hannes, dem Fringeli und Alexis begann. Wie zuletzt auch erzählte Christoph von der möglichen Subversion einst und Hannes erklärte die Unmöglichkeit selbiger wegen kapitalistischer Totalität. Dazwischen berichtete Alexis […]

Broder: Erpressen Sie Ihren Abgeordneten!

Tuesday, September 4th, 2007

Der Festsaal des Jüdischen Gemeindehauses war mit etwa 200 bis 300 Besuchenden nur reichlich zur Hälfte gefüllt, was die Veranstaltenden teilweise darauf zurückführten, daß die Presse die Podiumsdiskussion “Frieden mit den Mullahs?” trotz prominenter Besetzung nicht so gern angekündigt haben wollte. Nach der einleitenden Vorstellung der organisierenden Gruppen, darunter die Grüne Partei Irans, und der […]

Ganz konkret

Friday, August 10th, 2007

Abgesehen von wenigem wie der neu eingerichteten Kolumne zum Nachspüren einst für einflußreich gehaltener Bücher, die heute keiner mehr kennt, fällt die konkret diesen Monat vor allem durch eine ärgerliche Aneinanderreihung von Artikeln wie “Mit Adorno durch Second Life” (“Weil er Adorno nie gelesen hat, fällt ihm natürlich nicht auf…”), “Marx in Springfield” (“Wir stellen […]

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